Ohne grünen Gesundheitscode darf man in China Einkaufszentren, Restaurants und andere Orte nicht betreten.

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Im Kampf gegen das Coronavirus hat China drastische Maßnahmen ergriffen und in einigen Regionen einen wesentlich strengeren Lockdown umgesetzt als viele westliche Länder. Und auch wenn dieser selbst in der am stärksten betroffenen Region Hunan wieder aufgehoben ist, gelten nach wie vor viele Restriktionen für das öffentliche Leben.

Geblieben von der Pandemie ist etwa ein QR-Code. Vor dem Betreten vieler Orte muss man nicht nur eine Messung der Körpertemperatur durchführen lassen, sondern einen solchen Code per Smartphone vorweisen, um die eigene Identität, Reisefreiheiten und den Gesundheitszustand zu bestätigen. Das betrifft unter anderem Einkaufszentren, Restaurants, Büros, bestimmte Wohngegenden und auch längere Reisen in andere Städte und Provinzen.

Keine Bewegungsfreiheit mehr

Wer laut Code nicht gesund genug ist, darf nicht hinein. Das gilt auch für Menschen, die gar nicht erst über einen solchen verfügen. Das hat nun zu einem kuriosen Fall geführt, berichtet "Abacus News". Nach 24 Jahren auf der Flucht hat sich ein verurteilter Mörder freiwillig der Polizei gestellt. Diesen Schritt begründete er damit, dass er kein Smartphone verwende, also auch keinen Gesundheitscode habe, mittlerweile daher praktisch vom öffentlichen Leben ausgeschlossen sei und auch keine Wohnung mehr finden könne.

Was hier zum Abschluss eines Kriminalfalls beiträgt, hat allerdings einen sehr ernsten Hintergrund. Die chinesische Regierung kontrolliert immer mehr Aspekte des Lebens ihrer Bürger und ist auch dabei, flächendeckend ein Social-Credit-System einzuführen. Wer durch "Fehlverhalten" wie Kritik an den Machthabern auffällt oder sich andere Dinge zuschulden kommen lässt, wird herabgestuft. Das kann massive Konsequenzen haben, etwa in Form von Beschränkung der Reisefreiheit durch ein Verbot für Flugreisen und öffentliche Verkehrsmittel, bei Kreditaufnahmen oder beim Mieten von Wohnungen.

Code sorgt für Unmut

Der Gesundheitscode hat allerdings auch für Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Wer leichte Erkältungssymptome aufweist, die einen beginnender Covid-19-Ausbruch signalisieren könnten, muss sich eine Woche selbst isolieren (Code Gelb). Wer deutlichere Symptome zeigt, muss zwei Wochen daheim bleiben (Code Rot). Allerdings gibt es einige Klagen darüber, dass sich die Ausstellung eines neuen Codes nach dieser Phase teils enorm verzögert und man trotz Gesundung dementsprechend ausgesperrt bleibt.

Zudem gibt es Probleme bei der Reise in andere Provinzen, da teilweise unterschiedliche Systeme zum Einsatz kommen. Diese Schwierigkeit will die Regierung durch die Einführung eines nationalen Codes beheben. (gpi, 5.5.2020)