Die Umweltforschungsstation Schneefernerhaus knapp unterhalb des Zugspitzgipfels misst Erdbeben in letzter Zeit genauer.
Foto: APA/AFP/CHRISTOF STACHE

Grainau – Die Corona-Krise bringt auch dem Untergrund der Alpen mehr Ruhe, und das nützt vor allem Geophysikern: Die Ausgangsbeschränkungen ermöglichen nämlich genauere Erdbebenmessungen, wie Wissenschafter der Ludwig-Maximilians-Universität München berichten. Sie betreiben seit 2006 ein Seismometer an der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus auf 2.650 Metern Höhe knapp unterhalb des Zugspitzgipfels bei Grainau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen).

Mikrobeben besser sichtbar

Die aktuelle Situation würde selbst kleinere Erdbebensignale in den Messungen sichtbar machen, so die Forscher. "Beben mit geringen Ausschlägen lassen sich häufig gar nicht richtig erkennen, da sie im Rauschen der alltäglichen Störungen durch Verkehr und Industrie verschwinden", teilten die Experten mit. Durch die Verringerung dieser Faktoren würden solche Mikrobeben nun viel besser sichtbar. "Eine derartige Verringerung des 'Unruheniveaus' ist derzeit bei vielen Stationen weltweit zu verzeichnen."

Der Seismograph an der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus zeigt die Ruhe der berge nach dem Lock-Down.
Grafik: Geophysikalisches Observatorium

Allerdings sei die Veränderung stark davon abhängig, ob die Station an einem ohnehin ruhigen Standort installiert sei oder nicht. Gerade auf der Zugspitze mit zu normalen Zeiten täglich knapp 2.000 Besuchern sei dieser Unterschied sehr deutlich zu sehen. (red, APA, 10.5.2020)