Jetzt, da wir unsere Nasen wieder ungestraft ins Freie – wenngleich dort nicht zusammen – stecken dürfen, gewinnt der "Babyelefant" erst so richtig an Statur: ein aus unser aller Leben gegriffenes Beispiel, um uns die Abstandsregel nahezubringen. Man muss eben nehmen, was man gerade zur Hand hat, wie die Einwohner von Yukon in Kanada das Karibu, die Australier das Känguru oder die New Jerseyans Bruce Springsteen.

Drei Koalas, ein Babyelefant, vier Raben, zwei ausgestreckt hintereinander liegende Katzen gelten als Maßeinheit zum Distanzhalten.
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International gängig ist auch der hingelegte Mann mit Zylinder oder das Dreiersofa, aber Viecherln sind besonders beliebt. Wenn sie zu klein sind, eben in addierter Form: drei Koalas, vier Raben, zwei ausgestreckt hintereinander liegende Katzen, wobei die schon sehr groß sein müssen, um mit den ebenfalls empfohlenen zwei hintereinander stehenden Golden Retriever von der Nase bis zum Schwanz mithalten können. Etwas zweifelhaft ist auch das Elchgeweih, dieser Elch muss zu Lebzeiten schon ein echter Wascher gewesen sein.

Im Internet versuchte ich zu ergründen, was eigentlich als "Babyelefant" zählt, welches Alter, welcher Maßstab. Dabei stieß ich auf die durchaus beunruhigende Nachricht, dass im Rajaji-Nationalpark im indischen Bundesstaat Uttarakhand so ein Elefantenkleinkind mit Covid-19-Symptomen erkrankt ist. Ich habe die Recherche sofort eingestellt. Die bittere Wahrheit, dass wir uns allesamt bei unseren Babyelefanten anstecken könnten, will ich dem Anschober nicht antun. (Gudrun Harrer, 6.5.2020)