Bundeskanzler Sebastian Kurz darf laut EU-Kommission 2021 auf ein kräftiges Wirtschaftswachstum hoffen. Um fünf Prozent soll sich das heimische BIP erholen. Allerdings wird es laut EU-Experten heuer um mehr als fünf Prozent einbrechen.

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Wien/Brüssel – Die Bundesregierung wurde in den vergangenen Wochen nicht müde zu betonen, dass man bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie im europäischen Vergleich besonders gut da stehe. Das sieht auch die EU-Kommission so, die am Mittwoch ihre Konjunkturprognose für die Union veröffentlicht hat. Weil Österreich einen frühen und schnellen Rückgang bei den Neuinfektionen verzeichnete, konnte man hierzulande auch die Öffnung der Wirtschaft früh wieder in Angriff nehmen. Deshalb erwartet Brüssel in Österreich heuer eine etwas geringere Rezession als in anderen Mitgliedsländern.

Nichtsdestotrotz: Die heimische Wirtschaft wird laut EU-Prognose heuer um 5,5 Prozent schrumpfen. Im EU-Vergleich wird die Rezession nur in Luxemburg (5,4 Prozent) und Polen (4,3 Prozent) geringer ausfallen. EU-weit erwartet Brüssel einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 7,4 Prozent. Bereits im April hatten sich die Euroländer auf ein 540-Milliarden-Hilfspaket geeinigt, um hochverschuldeten Ländern mit Liquidität durch die Krise zu helfen.

Deutliche Erholung 2021

Für das kommende Jahr erwarten die EU-Experten eine deutliche Erholung der österreichischen Wirtschaft. Aufs Vorkrisenniveau wird das Inlandsprodukt 2021 allerdings noch nicht klettern. Um fünf Prozent soll Österreichs Wirtschaft nächstes Jahr wachsen. Und auch die Arbeitslosenquote wird laut EU-Prognose nach der Krise höher sein als davor. 2019 betrug sie – nach europäischer Definition – 4,5 Prozent, 2020 soll sie laut Prognose auf 5,75 klettern und sich 2021 auf fünf Prozent reduzieren.

Allerdings sind die Vorhersagen mit Risiko behaftet, wie die EU-Experten in ihrem Bericht betonen. Besonders der Tourismus, der hierzulande direkt und indirekt zu einem beträchtlichen Teil der Gesamtwertschöpfung beiträgt, könnte sich schlechter entwickeln als in der Prognose angenommen. Wenn Reisebeschränkungen noch länger aufrecht bleiben, wird sich das auch auf Österreichs Wirtschaftsindikatoren niederschlagen. Und auch wenn sich das internationale Umfeld langsamer erholt als erhofft, wird man das in Österreich spüren. Die heimische Wirtschaft ist eng mit den Ökonomien der wichtigsten Handelspartner verzahnt, betonen die EU-Experten in ihrem Bericht.

15 Milliarden Mehrausgaben

Beim Staatshaushalt erwartet Brüssel für Österreich heuer ein Defizit von 6,25 Prozent. Die Maßnahmen der Regierung allein würden mit 15 Milliarden Euro – oder vier Prozent des BIP – budgetwirksam. Dazu gesellt sich ein Rückgang der Steuereinnahmen. Für 2021 erwartet Brüssel ein Budgetdefizit von nur noch zwei Prozent des BIP. Die EU-Experten erwarten nicht, dass die Bundesregierung auch 2021 tief in die Tasche greifen wird, um Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und für die wirtschaftliche Erholung zu ergreifen. (luis, 6.5.2020)