Die Warteschlange von genehmigten Windrädern wurde weiter nicht abgebaut, kritisiert die IG Windkraft.

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Wien – Der Klimaschutz soll im geplanten Konjunkturpaket verankert werden – diese Botschaft ist seit Wochen seitens der Grünen zu hören. Die ÖVP gibt sich dahingehend verhaltener. Geht es nach dem kleinen Koalitionspartner, sollen etwa geplante Investitionen in den Klimaschutz vorgezogen werden, um damit die Wirtschaft anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Dadurch sollen auch die Ziele der Regierung, Klimaneutralität bis 2040 und eine 100-prozentige Stromversorgung aus Erneuerbaren bis 2030, erreicht werden.

Doch in der Vergangenheit stockte es beim Windenergieausbau in Österreich, wie Geschäftsführer Stefan Moidl am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz erklärte. Derzeit sei die Lage besonders zugespitzt. Denn auch die Erneuerbaren-Branche wurden von der Corona-Krise getroffen. Durch vorzeitig beendete Baustellen und Verzögerungen in der Lieferkette dürfte es heuer wahrscheinlich den geringsten Windkraftausbau der Geschichte in Österreich geben, so Moidl.

Vier Millionen Tonnen CO2 vermieden

Mit Ende 2019 gab es in Österreich einen Gesamtbestand von 1.340 Windkraftanlagen, die mehr als sieben Milliarden Kilowattstunden (kWH) Strom produzierten. Das entspricht laut IG Windkraft rund elf Prozent der österreichweiten Stromverbrauchs, wobei die Leistung im Osten des Landes wesentlich höher ist als im Westen. So konnten im Vorjahr 3,9 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden – das entspricht in etwa so viel, wie 33 Prozent aller Autos in Österreich ausstoßen, rechnet Moidl vor.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre war im Sektor "dramatisch im negativen Sinne", sagt der Geschäftsführer. So sank die Zahl der neuerrichteten Windräder – abzüglich Abbau – von 141 im Jahr 2014 auf 33 im Vorjahr. Im Jänner hatte die IG Windkraft für heuer noch mit einem Zubau von 18 Anlagen gerechnet, durch Corona dürfe sich dieses Vorhaben wohl nicht ausgehen. Zwar wurden bereits Räder abgebaut, durch die Pandemie verzögert sich jedoch die weitere Errichtung. "2020 werden wir am Ende des Jahres weniger Anlagen haben als am Anfang", so Moidl.

Warteschlange nicht abgebaut

Auch die im Herbst 2019 beschlossene Ökostromnovelle konnte die Warteschlange der genehmigten Projekte nicht abbauen, heißt es bei der IG Windkraft. Nach wie vor würden 18 genehmigte Windräder auf einen Fördervertrag warten. Die Verträge wurden durch die Novelle teilweise mit deutlichen Einschnitten bei der Höhe der Einspeisetarife vergeben, hieß es am Mittwoch. Diese Rede ist von einem Abschlag von bis zu zehn Prozent.

Klare Forderungen hat die Interessengemeinschaft naturgemäß für das geplante Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, für das in den nächsten Monaten ein Entwurf auf dem Tisch liegen soll. "Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz muss einen Windkraftausbau von zumindest 120 Windrädern mit einer Erzeugungskapazität von 1,2 Milliarden kWh ermöglichen", fordert Moidl.

Künftig – so die Prognose – soll der Ausbau jedenfalls deutlich steigen. Bis 2024 sollen 321 Windräder mit einer Leistung von 1.186 Megawatt ausgebaut werden. Laut IG Windkraft würden so jedenfalls mehr als 7.000 Arbeitsplätze bei der Errichtung und dem Ausbau und 640 dauerhafte Arbeitsplätze entstehen. Außerdem würden 65 Millionen Euro an Wertschöpfung jährlich durch den Betrieb entstehen und 555 Millionen Euro durch die Errichtung, rechnet die Interessengemeinschaft vor. Insgesamt ist die Rede von rund 1,6 Milliarden Euro an Investitionen. (lauf, 6.5.2020)