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Stellt man sich vor, wie Pokémon in freier Wildbahn zusammenleben, dann denkt man an saftige Gräserlandschaften, über die Gallopa-Herden traben oder an modrige Haine, in denen sich Raupys und Smettbos im Geäst tummeln. Es fällt einem keine kapitalistische Gesellschaft, die des Homo sapiens nicht unähnlich, ein, in der Pokémon Banken, Geschäfte und Fitnessstudios betreiben, in Dörfern zusammenleben und sich in Labyrinthen verirren. Doch genauso sieht die Welt von Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX aus.

Im Remake des GBA- und DS-Games von 2005 übernimmt man nicht die bekannte Rolle eines Trainers, sondern wird gleich zu Beginn in ein Pokémon verwandelt. Zunächst muss man Psychotestfragen wie in der Sonntagsausgabe der "Kronen Zeitung" beantworten, um das zur eigenen Persönlichkeit ideale Monster zugeteilt zu bekommen. Taugt einem das flippige Schiggy aber zum Beispiel nicht, kann man sich noch immer für das ruhige Evoli oder der Fame-Whore Pikachu entscheiden. Ein Begleiter-Pokémon wird einem ebenso zur Seite geteilt, denn zu zweit geht es in Retterteam DX auf Rettungsmissionen, um verletzte oder verirrte Pokémon zu finden oder andere Aufträge zu erfüllen.

Jede Aufgabe findet in einem zufällig generierten Labyrinth statt, in dem Fallen, feindliche Pokémon, aber auch hilfreiche Items auf den Spieler warten. Das Erfüllen von Aufträgen steigert den Rang des Retterteams, bei jedem Besuch eines Dungeons kann man zusätzliche Mitstreiter für seine Truppe akquirieren. So ist es nicht ganz unintelligent, in einem Wasserdungeon Pflanzen- und Elektro-Pokémon im Team zu haben, während Monster vom Typ Feuer in diesem Terrain eher das Nachsehen haben werden. Aber nicht nur Pokémon müssen gerettet werden – ein Teil der Handlung dreht sich um das Geheimnis, warum man überhaupt erst in ein Pokémon verwandelt wurde.

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Was ist gelungen?

Die grafische Aufpolierung der Handheld-Games ist wirklich gut gelungen, die Oberwelt erstrahlt nun in einer romantischen Wasserfarbenoptik. Und auch die Story, wie man überhaupt in den Pokémon-Körper gesteckt wurde, kann überzeugen. Der andere Blickwinkel, eben aus der Sicht der eigentlich kämpfenden Monster, ist etwas Erfrischendes in der sonst sehr monotonen Pokémon-Formel.

Was ist weniger gelungen?

Apropos monoton: Der größte Schwachpunkt ist das Gameplay. Weder spannend noch interessant gestalten sich die Aufgaben in den Labyrinthen: jedes Mal muss man durch die engen Gänge manövrieren, Monster bekämpfen und jemanden retten. Immer und immer wieder. Mission 1? Durch das Labyrinth laufen und ein Pokémon retten. Mission 69? Durch das Labyrinth laufen und ein Pokémon retten. So etwas Ähnliches wie Abwechslung gibt es nur durch das Dungeon-Layout oder dass am Ende ein starker Endgegner wartet. Ansonsten verliert sich das Retten in hirnlosem Grinden. Hauptsache, man drückt ganz oft den A-Knopf, dann sollte man die meisten Aufgaben lösen können. In den Dungeons kommt auch die sonst exquisite Optik nicht zum Vorschein – bei den Berg-Labyrinthen habe ich vor Tristesse fast geweint.

Fazit

Nintendo hat Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX auch nur produziert, um eine Durststrecke zu überbrücken – zumindest wirkt es so. Ansonsten ist es unerklärlich, dass man einem uninspirierten Game mit einem langweiligen Gameplay überhaupt noch eine zweite Chance gibt. Retterteam DX ist in keiner Weise deluxe, es ist redundant und macht einfach keinen Spaß. Da sind die Hauptteile Pokémon Schwert und Schild die haushoch bessere Wahl. Statt Pokémon retten eben besser Pokémon trainieren. (Kevin Recher, 9.5.2020)