Die Zahlen entwickeln sich gut, aber in Alten- und Pflegeheimen hat die Ages Ansteckungscluster gefunden, berichten Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Daniela Schmid von der Ages.

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Mit Montag wurden die strengen Sicherheitsbestimmungen in Pflege- und Altenheimen – inklusive Besuchsverbot – gelockert. "Jetzt geht es darum, die stabile Situation zu bewahren. Mit dem Blick, ob es wieder zu einem Ausbruch kommt", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch. Das Besuchsverbot wurde "ein bisschen aufgeweicht". Schließlich sei die persönliche Einsamkeit ein großes Thema in den Heimen. Kontakte wolle man auf "eine kontrollierte Art und Weise" ermöglichen.

Das Gesundheitsministerium hat daher Empfehlungen für Besuche veröffentlicht. So sind diese etwa erst nach Terminanmeldung möglich, am Telefon gebe es auch gleich die Infos an die Besucher, womit man jemanden gefährden könnte. Es wird die Einhaltung von strikter Hygiene und Schutzmaßnahmen empfohlen. "Der Garten ist die ideale Option", sagte Anschober, sonst solle man sich in den Besucherräumen treffen, und zwar nur mit Mund-Nasen-Schutz und einem Meter Abstand. "Die Empfehlungen werden gut gelebt", betonte Anschober. Und sollten es auch am anstehenden Muttertag werden. "Wenn man einen Muttertagsausflug macht, sollte man nicht hin zu hoch frequentierten Plätzen", betonte Anschober. Auch der Besuch bei der Oma sei natürlich nicht verboten, er sei "zulässig, aber gewisses Risiko ist der Kontakt unterschiedlicher Generationen schon". Der Minister empfiehlt darum auch im privaten Bereich: "Vorsicht walten lassen. Eigenverantwortung wird hier großgeschrieben."

24.000 Testungen von Bewohnern und Mitarbeitern

Es gehe weiter darum, die ältere Bevölkerung zu schützen. Rund 24.000 Tests seien in Alten- und Pflegeheimen durchgeführt worden. Tirol habe beispielsweise alle Einwohner und Mitarbeiter der Heime bereits getestet, sagte Anschober. Denn während sich die Alterspyramide der Bevölkerung auch bei den Erkrankten widerspiegle, sei das bei den Todesfällen nicht der Fall. Auch wenn es gerade in letzter Zeit vereinzelt zu Todesfällen bei jüngeren Patienten gekommen ist, waren 88 Prozent der Verstorbenen in Österreich über 70 Jahre alt. "Es ist eine sensible Situation", betonte Anschober.

Das Risiko für Menschen in Alten- und Pflegeheimen sei "ein großes und sehr zentrales Thema". Allerdings: Der Anteil an in Pflegeheimen Verstorbenen liege laut Statistik Austria bei rund 25 Prozent. Diese Zahl habe sich im Vergleich zu 2019 kaum verändert. "Es ist uns in Österreich ganz gut gelungen, die ältere Bevölkerung zu schützen", sagte Anschober. Aber: "Wir haben Häufungen in den Alten- und Pflegeheimen."

Fallhäufungen in Alten- und Pflegeheimen

"Wir waren von Anfang an damit beschäftigt, die Häufungen von Infektion zu identifizieren. Wir analysieren nach örtlichen, zeitlichen oder geografischen Häufungen", erklärte Daniela Schmid von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), die eine Cluster-Analyse durchgeführt hat. Ein Cluster sei "ein Nest von Fällen einer Erkrankung, das sich aus der Zeit, nach einer Örtlichkeit oder den gemeinsamen Kontakten ergibt", so Schmid.

Zuerst werde die wahrscheinlichste Quelle identifiziert, nachdem zu Beginn der Epidemie die Quelle meist im Ausland lag, sei diese mittlerweile lokal. Die Ansteckung werde dann "gewissen Settings zugeordnet", erklärte Schmid. Zu Beginn habe jenes der Freizeitaktivität dominiert – Wintersport, der Chor oder das Fitnesscenter. Mit den Maßnahmen habe sich die Verbreitung in den halböffentlichen Raum verlagert, so Schmid – in familiäre Settings und in Pflege- und Altenheime, aber auch in Krankenhäuser und Klöster. "Jetzt ist auch das eine oder andere Asylzentrum betroffen", sagte Schmid.

Kein Cluster in Schulen

In insgesamt 35,5 Prozent der Fälle verbreitete sich die Erkrankung im Setting Senioren- oder Pflegeheime, betroffen waren Heimbewohner, Pflegepersonal und Folgeerkrankungen im Haushalt der Primärerkrankten. 20 Cluster mit 370 Erkrankten ließen sich Freizeitaktivitäten zuordnen, sagte Schmid. 40 Cluster mit 280 Personen umfassten Haushalte, wobei in diese Gruppe auch Flüchtlingsheime fallen, wie Schmid ausführte. Kein einziger Cluster konnte dagegen in Schulen und im Bereich des öffentlichen Verkehrs nachgewiesen werden. "Flüchtige Begegnungen" würden für eine Übertragung des Virus nicht ausreichen, hielt Schmid fest.

Insgesamt sei die Situation sehr stabil, die erste Öffnung vom 15. April habe sich kaum in den Ansteckungszahlen niedergeschlagen. "Das ist die beste Nachricht, die man geben kann", sagte Anschober. Die größte Sorge sei gewesen – und sei es auch noch immer –, dass durch Öffnungen mehr Begegnungen stattfinden und die Infektionen wieder zunehmen. Nun sei die Hoffnung des Ministers, dass er in zwei Wochen, wenn die Öffnung vom 2. Mai sich in den Zahlen widerspiegle, das Gleiche wird sagen können. Derzeit gebe es erstmals wieder weniger als 1.500 Erkrankte, das sei eine erfreuliche Zahl. (Oona Kroisleitner, 6.5.2020)