"Ich fände es schön, wenn sich Politiker wieder mehr um das Wohl der Menschen und die Menschen sich mehr umeinander bemühen würden", sagt Elfie Semotan.

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"Ich verbringe gerade viel Zeit in meinem Haus im Burgenland. Doch jetzt ist dort alles anders. Normalerweise bin ich allein. Zurzeit wohnen mein Sohn, meine Schwiegertochter und meine dreijährige Enkeltochter bei mir. Ich genieße ihre Gesellschaft. Sonst erlebt man die Familie kaum über längere Zeit im Kontext eines Alltags.

Wenn ich zwischendurch mal nach Wien fahre, fällt mir das fehlende soziale Leben sehr stark auf. Ich dachte nicht, dass mir das so abgeht, da ich eigentlich jemand bin, der gut allein sein kann. Jetzt merke ich, dass der Mensch nie allein lebt. Auch diese losen und flüchtigen Kontakte sind eine Art der sozialen Nähe, die der Mensch einfach braucht.

Mit Politik beschäftigen

Was mir an dem Stillstand gefällt, ist die Entschleunigung. Selbst wenn ich wollte, könnte ich jetzt nicht in Arbeitsstress geraten. Ich mache zurzeit Projekte fertig, bereite andere vor und fotografiere viel alleine. Dabei stelle ich mir die Frage, was denn wirklich wichtig ist. Eine Antwort habe ich noch nicht parat – aber die allgemeine Haltung eingenommen, mir alles ganz genau anzuschauen, da ich auch mehr Zeit habe. Ich stelle fest, dass Dinge noch vielschichtiger und komplexer sind und tiefgreifende Beschäftigung benötigen.

Das gilt auch in Bezug auf Corona. Ich glaube, die Nachwehen werden uns noch längere Zeit begleiten. Dabei dürfen wir nicht auf andere wichtige Themen vergessen wie den Klimaschutz. Wenn wir den unter den Tisch fallen lassen, waren die ganzen Bemühungen zur Eindämmung der Pandemie umsonst.

Wir sollten uns genauer mit Politik beschäftigen. Ich frage mich, wie wir es als Menschheit geschafft haben, unsere Zukunft derart verantwortungslosen Menschen wie Donald Trump oder Jair Bolsonaro zu überlassen. Ich will die Verantwortung eigentlich an niemanden abgeben. Schon gar nicht an solche Menschen. Ich fände es schön, wenn sich Politiker wieder mehr um das Wohl der Menschen und die Menschen sich mehr umeinander bemühen würden." (Michael Steingruber, 8.5.2020)