Für Nino Mandl alias Der Nino aus Wien geht es "eh" irgendwie.

Foto: Michael Liebert

"Geht eh gut", sagt er, und man kennt sich aus. Das "Eh" verortet Nino Mandl in der Bundeshauptstadt, logisch. Schließlich nennt sich der Musiker Der Nino aus Wien. Das "Eh" ist das heiter defätistische Yin und Yang des Klischeewieners. Es bedeutet, es ist zwar alles Oasch, aber es geht – eh. Nino spaziert gerade in Favoriten auf der Straße, man hört ein Rettungsauto mit Sirene. Das fährt ihn fast zusammen, sagt er am Telefon, ohne dass sich seine Stimmlage ändert. Dürfte nicht so dramatisch gewesen sein. "Ich habe im letzten Jahr sehr viel gespielt, die Ruhe jetzt genieße ich richtig."

An die 100 Konzerte gibt er im Jahr, an die zehn sind wegen Corona bisher ausgefallen, darunter eines, das er in der Wiener Stadthalle gegeben hätte. Kleine Halle zwar, aber hey, das ist nicht nichts.

"Du Oasch!"

Nino Mandl ist vor zwölf Jahren aufgetaucht. Mit zerschossen klingenden Songs über Joey Ramone und depperte Nebenbuhler (Du Oasch) hat er sich einen Namen gemacht und galt bald als Austropop 2.0, mit Affinität zu Ambros und Co. Wobei ihm sein zart prätentiöser Gesang Vergleiche mit André Heller eingetragen hat. Das wäre nicht jedem recht gewesen, Nino Mandl aber fühlte sich durchaus geschmeichelt.

In einer Nacht eingespielt

Der bald 33-Jährige wuchs ohne Bedenken gegenüber dem klassischen Austropop auf. Auch sein am Freitag erscheinendes Album Ocker Mond ist ein Beleg dieser Haltung. Mandl hat es mit zwei Ausnahmen im Alleingang mit der Gitarre eingespielt, in einer einzigen Nacht. Fünf Lieder davon spielt er am Donnerstag um 16 Uhr auf der STANDARD-Corona-Stage online.

Die Songs in einem Aufwischen aufzunehmen ergibt eine Momentaufnahme, wie sie zu seiner Musik passt. Die hat immer etwas Fahriges und Nebensächliches – so ausgefeilt sie sein mag. Das unterscheidet ihn vom klassischen Austropop, der oft einen Hang zur formalen Übertreibung zeigte, was meist zugunsten des Christian Kolonovits ausging, der dann als Kapellmeister eines ausgezehrten Bombasts randurfte. Den Fehler macht Mandl nicht, sein Zugang ist da eher Punk.

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Vorbildhaft für Ocker Mond waren für ihn das finale Album Pink Moon des britischen Songwriters Nick Drake sowie sein ewiger Held Syd Barrett, der beste Gitarrist, den Pink Floyd je hatten. Pink Moon sei so ähnlich aufgenommen worden, sagt Mandl. Tatsächlich hat der 1974 verstorbene Nick Drake zwei Nächte gebraucht, wofür Mandl nur eine durchwachte.

Sich nix scheißen

Entstanden ist ein so karges wie verwegenes Werk. Sich nix scheißen zählt prinzipiell zu Mandls Herangehensweise, Perfektion ist für Perfektionisten, Mandl aber interessiert eher die Magie des Augenblicks. In manchen Liedern bricht ihm in seinem Wiener Vorstadtpathos bisweilen die Stimme, aber das macht nichts: "Ich singe, wie ich will und was ich will."

Medienmanufaktur Wien

Ocker Mond ist seine erste Platte beim Verlag Medienmanufaktur. Dort befindet er sich in Gesellschaft seines Freundes Ernst Molden, der ihm bei einem Lied zur Hand geht. Auch die Niederösterreicherin Sigi Horn veröffentlicht da. Geistesverwandte Künstlerinnen und Künstler, die den Begriff Liedermacher hochhalten und ihm eine neue, zeitgemäße und dabei zeitlose Qualität verleihen.

"Mittlerweile bin ich Ambros-Fan"

Nino passt dort genauso gut hin wie ins Vorprogramm von Wanda, mit denen er auf den großen Bühnen des deutschen Sprachraums stand. Nino war von Anfang an dabei, als sich eine generationenübergreifende Szene bildete, die den Begriff Austropop nicht per se abstoßend fand, wiewohl sie mit dessen klassischer Form wenig am Hut hat. Mandl: "Ich kannte die Musik vom Ambros vorher gar nicht so richtig, mittlerweile bin ich aber ein Fan geworden." Und er erzählt von einer gemeinsamen Nacht mit Ambros, Molden und Marco Wanda in einem Hotelzimmer. Fehlte nur noch der Voodoo Jürgens zum Gipfeltreffen.

Wann Nino seine nächste Show spielen wird, steht in den Ockermonden. "November, Arena", sagt er, sei angedacht, aber er weiß nicht, ob es dazu kommt. Aber er klingt entspannt. Irgendwie, "weißt eh", geht’s schon weiter. Eh. (Karl Fluch, 6.5.2020)