Gefahrenquelle Kindergarten? Der Betrieb geht wieder los.

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In den vergangenen Wochen gab es viel Kritik an der Bundesregierung, weil sie sich in den Augen von Betroffenen zu wenig um die Organisation der Kindergärten während des Corona-Lockdowns gekümmert hat. Kindergärten befinden sich in Länder- beziehungsweise Gemeindekompetenz. Die Regelungen variierten daher je nach Bundesland. Auch bei der Rückführung in den Normalzustand gibt es unterschiedliche Herangehensweisen.

Dass das oft mühsam ist, vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen, belegt eine Befragung der Gewerkschaft Younion. 90 Prozent möchten laut der Onlineumfrage unter 3.900 Teilnehmern ein bundeseinheitliches Rahmengesetz, das etwa die Gruppengröße regelt. "Es kann ja wirklich nicht sein, dass alle paar Kilometer andere Bedingungen herrschen", sagt Judith Hintermeier, Pädagogin und Bundesfrauenreferentin in der Daseinsgewerkschaft Younion.

Daraus ergibt sich etwa auch ein unterschiedliches Stimmungsbild bezüglich der hygienischen Arbeitsbedingungen. Nur die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen in den Bundesländern gibt an, dass die Kinder bei ihrer Ankunft am Morgen bereits am Eingang dem Personal übergeben werden, in Wien sind es 85 Prozent.

Angst vor Ansteckung

Einen leichten Unterschied gibt es auch bei der Antwort auf die Frage, ob die Mitarbeiter Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus haben. Während es in Wien knapp 69 Prozent sind, liegt die Zahl in den anderen Bundesländern bei 60 Prozent. Durchschnittlich fürchten sich 64 Prozent vor einer Ansteckung.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Mittwoch, es sei noch nicht entschieden, ob Schwerpunkttestungen, wie sie großflächig in Seniorenheimen stattgefunden haben, in Schulen oder Kindergärten durchgeführt werden. Das sei vorstellbar, hänge aber davon ab, ob sich nach dem Öffnen der Schulen auf Basis des vorgegebenen Testprogramms dafür eine Notwendigkeit ergebe.

In Wien herrscht seit dieser Woche wieder mehr Betrieb. Die Zahl der anwesenden Kinder ist von sechs Prozent in der vergangenen Woche auf 19 Prozent in dieser Woche gestiegen, heißt es von der MA 10. Derzeit werden von insgesamt 33.370 Kindern rund 6.400 Kinder an 350 Standorten betreut.

Betreuungsproblem im Sommer

Die Familiensprecherin der Grünen, Barbara Neßler, forderte am Mittwoch, dass für Schulkinder weitere Unterstützungsmaßnahmen für die Sommermonate erforderlich seien. Konkrete Maßnahmen stellte sie jedoch noch nicht in Aussicht.

Wie berichtet, fürchten viele Eltern die neunwöchige Ferienzeit ab Anfang Juli. Urlaube wurden zum Teil schon aufgebraucht, Betreuungsprogramme sind aber großteils kostenintensiv. (rwh, 7.5.2020)