Die moderne Pockenschutzimpfung wurde zwar in England vom Arzt Edward A. Jenner entwickelt. Doch bei der Erprobung des Wirkstoffs auf dem Kontinent spielte auch Wien eine kleine, aber feine Rolle. Der schweizerisch-österreichische Arzt Jean de Carro hat 1799 die erste neuartige Pockenschutzimpfung Europas in Wien im großen Stil durchgeführt. Soll noch einer sagen, die Österreicher wären Modernisierungsverweigerer!

Klemens Himpele, "Statistisch gesehen – Echte Zahlen statt halber Wahrheiten". € 24.–. Ecowin-Verlag. 2020
Foto: Ecowin

Die Anekdote stammt aus dem neuen Buch "Statistisch gesehen – echte Zahlen statt halber Wahrheiten aus Österreich und Deutschland" von Klemens Himpele. Er selbst ist im Hauptberuf Leiter der Magistratsabteilung 23 in Wien, die sich um Wirtschaft, Arbeit und Statistik kümmert. Himpele hat dementsprechend ein Buch mit Zahlen und Fakten rund um das Leben in Österreich und Wien geschrieben, wobei er zur Einordnung immer wieder auf Vergleiche mit Deutschland zurückgreift. Statistische Sammelbänder haben eine Tendenz, nun ja, zur Langeweile. Doch die gute Nachricht lautet: Himpele ist anders an die Sache herangegangen. Auch er bietet Fakten über das Wirtschaftsleben in Österreich, über Migration, den Jobmarkt, Lebenserwartung und Sterblichkeit. Doch statt ein reines Zahlengemisch präsentiert Himpele die Fakten in Form historischer Einordnungen und netter Anekdoten. Wenn es um Leben und Sterben in Wien geht, beschreibt er etwa, wie Seuchen die Stadt bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts heimgesucht haben. Seit 1707 gibt es exakte Sterbedaten aus der Stadt, weshalb sich zum Beispiel sagen lässt, dass 1867 ein Viertel der Todesfälle in der Stadt auf Tuberkulose zurückzuführen waren.

Aber in dem Band wird auch dargestellt, wie die Stadt gegen die Seuchen gekämpft hat, angefangen von diversen Hygienemaßnahmen über die Verlängerung von Friedhöfen bis hin zum Bau der Wiener Hochquellenleitung. Wer in politischen Debatten am Stammtisch punkten will, ist hier richtig aufgehoben. Und den Stammtisch soll es ja bald wieder geben. (András Szigetvari, 6.5.2020)