Um die AUA-Rettung wird zurzeit täglich bis in die Nachtstunden verhandelt.

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Wien/Schwechat – Um Staatsgelder und weitere Überlebenshilfen für die AUA wird zurzeit täglich verhandelt. Spätestens am 18. Mai muss ein belastbarer Plan für die Fortführung vorliegen, der auch die Wirtschaftsprüfer überzeugt und das nötige Testat bringt. Der Belegschaft wird ein hartes Sparpaket abverlangt. 1.100 der 7.000 Stellen sollen bis 2023 gestrichen, Gagen stark gekürzt werden.

René Pfister, Betriebsratsvorsitzender des AUA-Bodenpersonals, sagte im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag, dass es nicht sein könne, dass "nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Leidtragenden in dieser Krise sind". Bis zu 24 Monate Kurzarbeit bedeuteten einen massiven Einkommensverlust für die AUA-Beschäftigten. Pfister wies darauf hin, dass der Flughafen ein Wirtschaftsfaktor in der Ostregion sei, an dem bis zu 90.000 Arbeitsplätze hängen.

Einsparungspotenzial bei bis zu 300 Millionen Euro

Die AUA-Belegschaftsvertreter haben die Sanierungsbeiträge der Belegschaft am Nachmittag erstmals auch vorläufig beziffert. Bis zum Jahr 2023 wären bis zu 300 Millionen Euro als Personalbeitrag möglich. Dies wäre aber nur ein Puzzlestein bei der Rettung der AUA, wurde hinzugefügt.

Die Belegschaftsvertretung sieht Spielraum, personalseitig mit bis zu 300 Millionen Euro zur Überwindung der Corona-Krise bei der AUA beitragen zu können, teilte der Betriebsrat mit. Davon entfielen bis zu 200 Millionen auf das fliegende Personal. Ein Einkommensverzicht durch Fortsetzung der Kurzarbeit sei dabei ein zentrales Element, weitere Angebote wollte Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger wegen der Verhandlungen nicht nennen.

"Die Kurzarbeit drängt schon jetzt viele an den Rand ihrer Existenz. Die soziale Verträglichkeit ist deshalb oberste Prämisse", betonte der Arbeitnehmervertreter in einer Aussendung am Nachmittag. "Die Kurzarbeit führt bei einem durchschnittlichen Flugbegleiter momentan zu einem Einkommensverlust von bis zu 35 Prozent." Sie müsse daher anders gestaffelt werden.

Ohne Sparprogramm droht Insolvenz

Um Rettung oder Absturz geht es zurzeit bei den Fluggesellschaften in ganz Europa. Seit fast sieben Wochen hat auch die AUA keine Einnahmen mehr, nur noch Kosten, heißt es. Entsprechend massiv sollen nach Plänen des Vorstands die Kosten zusammengestrichen werden. Scheitert das Sparprogramm, so bereitet man sich in der AUA-Führung auf Alternativszenarien – also eine geordnete Insolvenz – vor, die Rede sei von einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung mit noch größeren Schnitten.

Ein solches Worst-Case-Szenario als "Alternative" war im Aufsichtsrat Mittwochabend Thema. Das Kontrollgremium holte vom Vorstand aber im Wesentlichen Informationen zur Liquiditätslage sowie Fortschrittsberichte zur Arbeit in den Verhandlungsteams ein. Der Vorstand habe sich Rückenstärkung dafür geholt, sein Neustartprogramm durchzuziehen.

Kurzarbeit für bis zu drei Jahre

Nach bisherigem Plan will die AUA in zwei bis drei Jahren um ein Viertel kleiner aus der Krise kommen. Die Lufthansa-Tochter will so lange wie möglich kurzarbeiten, wenn möglich, über zwei oder drei Jahre. Um die Gehaltskürzungen durchzuziehen, will sie die Kollektivverträge aufschnüren. Zurzeit sähe der Masterplan des Managements vor, dass die Gagen bis 2023 im Schnitt um 13 Prozent gekürzt werden, je nach Zulagen dürften in höheren Gehaltsklassen die Einbußen um einiges höher ausfallen.

Abgesehen von staatlichen Geldspritzen und staatsgarantierten Krediten braucht die AUA auch finanzielle Erleichterungen von ihren Partnern und Lieferanten: vom Flughafen und der österreichischen Flugsicherung ebenso wie von den Treibstofflieferanten. Hier erhofft sie sich Preis- und Gebührennachlässe um jeweils 20 Prozent, ist zu hören.

767 Millionen Euro Staatshilfen beantragt

Beim Staat hat die AUA Unterstützung im Ausmaß von 767 Millionen Euro beantragt. Davon sollen nach bisherigem Stand rund 400 Millionen an Kreditgarantien aufgestellt werden. In der Folge wären die üblicherweise angesetzten Tilgungen pro Jahr freilich so hoch, wie die AUA in ihren – kurzzeitigen – besten Jahren im ganzen Jahr als Gewinn eingeflogen hat. Um die Ausgestaltung der öffentlichen Unterstützungen und die umfangreichen Auflagen wird auch unter Lufthansa-Teilnahme heftig gerungen.

Lufthansa verhandelt über Hilfspaket von neun Milliarden Euro

Die Lufthansa verhandelt nach eigenen Angaben mit der deutschen Bundesregierung über ein Rettungspaket in Höhe von 9 Milliarden Euro. Im Gegenzug werde über eine Beteiligung des Staates in Höhe von bis zu 25 Prozent plus eine Aktie gesprochen, teilte der deutsche AUA-Mutterkonzern am Donnerstagnachmittag mit.

Der deutsche Bund strebt einen Sitz im Aufsichtsrat des Konzerns an. Zudem werde weiter über Auflagen für die Fluggesellschaft gesprochen, darunter sei der Verzicht auf künftige Dividendenzahlungen. Die Gespräche mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF) umfassten neben einer stillen Beteiligung einen besicherten Kredit. Die Verhandlungen und der Prozess der politischen Willensbildung dauerten noch an, fügte die Lufthansa hinzu.

Für Kurz haben sich Ziele nicht geändert

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verwies am Donnerstag erneut auf die laufenden Verhandlungen mit der AUA-Mutter: "Es finden gerade Gespräche statt zwischen der Lufthansa und der Republik Österreich", sagte er in einem kurzen Pressestatement, und: "Unsere Ziele haben sich nicht verändert: die Frage des Standorts und der Standortgarantie und natürlich die Interessen der Republik, wenn es um die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Österreich geht." (APA, 7.5.2020)