Die Sonne können Griechinnen und Griechen hier in Athen deshalb im Freien genießen, da die Ausbreitung des Coronavirus in dem Land bislang weitgehend unter Kontrolle gehalten werden konnte.

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Eine gelbe Linie als Hilfe fürs Social Distancing in der Fußgängerzone von Aalborg, Dänemark. Auch Dänemark gilt als sogenanntes "Musterland" im Kampf gegen das Coronavirus.

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Ebenfalls im Klub der "Musterschüler": Israel. Hier ein Foto aus dem Höchstgericht in Jerusalem, wo am Mittwoch der Weg für die Regierungsbildung geebnet wurde.

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Es war das zweite Mal, dass der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Donnerstag mit seinen Amtskolleginnen und -kollegen aus jenen Ländern konferierte, die im Kampf gegen das Coronavirus als erfolgreich angesehen werden. Neben Australien, Israel, Dänemark, Griechenland und Tschechien waren bei dieser Videkonferenzrunde der sogenannten Musterschüler erstmals auch Singapur und Norwegen dabei. Gemein haben diese sieben Staaten, dass sie sehr früh Maßnahmen gesetzt haben, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Besprochen wurden dieses Mal die bisherigen Erfahrungen aller nach der ersten Zeit des Hochfahrens des öffentlichen Lebens.

Drei große Themenbereiche wurden dabei laut Kanzler Kurz umrissen: erstens die Bündelung der Kräfte bei der Herstellung eines Medikaments und einer Impfung gegen Covid 19. Zweitens die schrittweise Öffnung von Grenzen, da es, so Kurz, "wenig Sinn hat", Grenzen aufrechtzuerhalten, die "die Menschen mehr behindern, als es Schutz garantiert", wie etwa im Fall von jener zu Bayern. Der dritte Block behandelte das Thema Tourismus. Österreich habe ein Interesse daran, Menschen in sichere Länder reisen zu lassen, sagte Kurz bei einem kurzen Pressestatement nach der Konferenz. Allen voran mit Deutschland und Tschechien sei die Regierung hier im Gespräch. Umgekehrt wiederum hielt Kurz fest: "Wir lassen sicher niemanden aus einem Land einreisen, das das Virus nicht im Griff hat."

Dabei bringen die einzelnen Staaten freilich unterschiedliche Voraussetzungen im Kampf gegen die momentane Pandemie mit: Inselnationen wie Australien gelingt es naturgemäß leichter, sich abzuschotten. Auch wurden bei Wiedereröffnung der Länder teils unterschiedliche Strategien gewählt. Ein Überblick zur Entwicklung und aktuellen Situation. Die Zahlen basieren auf dem Stand der gemeldeten Fälle von Mittwochnachmittag.

  • Australien

Bestätigte Infektionen insgesamt: 11.672, 99 Tote, 800 aktive Fälle

Das 25-Millionen-Land ist auf gutem Weg, das Coronavirus zu unterdrücken. Den ersten bestätigten Fall verzeichnete Australien am 25. Jänner, es handelte sich um einen Rückkehrer aus Wuhan. Australien machte anschließend bereits am 1. Februar die Grenzen für China dicht, einen Monat später für den Iran und am 20. März dann für alle Länder. Zum Lockdown kam es vergleichsweise spät. Am 23. März wurden Geschäftsschließungen verhängt, am 31. März striktere Maßnahmen für den besonders betroffenen Staat New South Wales verhängt. Schulschließungen gab es nicht, allerdings eine Empfehlung an die Eltern, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Die Strände des sportbegeisterten Landes blieben noch bis 10. April offen. Ab Ende April wurden die Beschränkungen langsam wieder gelockert: Hausbesuche sowie Surfen und Schwimmen in begrenztem Rahmen sind wieder erlaubt. Die konservative Regierung von Ministerpräsident Scott Morrison setzt auf Infizierten-Tracking mittels App. Morrison forderte außerdem eine Untersuchung des Ausbruchs der Corona-Pandemie in China.

  • Israel

Bestätigte Infektionen insgesamt: 16.314, 238 Tote, 5.549 aktive Fälle

Im 8,8-Millionen-Einwohner-Land sind die Corona-Zuwachsraten rückläufig, die Zahl der Neuerkrankungen bewegt sich im zweistelligen Bereich. Der erste Fall war am 21. Februar eine Touristin vom Kreuzfahrtschiff Diamond Princess. Am gleichen Tag wurde eine Quarantäneregelung für ausländische Reisende, zunächst aus Südkorea und Japan, verhängt. Ab 4. März mussten auch Einreisende aus einigen europäischen Ländern, darunter Österreich, in 14-tägige Heimquarantäne nach der Einreise. Diese Maßnahme sorgte zu diesem Zeitpunkt international für viel Aufsehen, weil die betroffenen Länder selbst zu diesem Zeitpunkt noch keine solchen Maßnahmen getroffen hatten. Israel setzt massiv auf Tracking von Infizierten und arbeitet dafür auch mit dem Geheimdienst. Probleme hat das vom konservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu regierte Land vor allem mit der ultraorthodoxen jüdischen Community, die die Hälfte der Infizierten ausmacht. Sie halten sich mehrheitlich nicht an die Maßnahmen der Regierung, da sie jede staatliche Autorität ablehnen.

  • Dänemark

Bestätigte Infektionen insgesamt: 10.136, 503 Tote, 2.141 aktive Fälle

Das 5,8-Millionen-Einwohner-Land hat die Zahl der täglichen Neuinfektionen nach dem Höchststand am 7. April (391) senken können, die täglichen Infektionszahlen bewegen sich allerdings weiterhin im dreistelligen Bereich. Dänemark verbuchte am 27. Februar seinen ersten Fall, ein von den Skiferien in der Lombardei zurückgekehrter Mann. Dänemark reagierte umgehend und zählte so zu den ersten europäischen Staaten, die strikte Corona-Maßnahmen nach innen und außen setzten. So wurden bereits am 6. März alle Großveranstaltungen abgesagt, am 13. März alle Schulen und tags darauf die Grenzen geschlossen. Mit der jüngsten Stabilisierung der Fälle war die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Fredriksen so zufrieden, dass sie sogar eine frühere Öffnung von Wirtschaftsbereichen erwog. Anders als Österreich öffnete das skandinavische Land zuerst den Bildungsbereich wieder. Seit Mitte April sind die Volksschulen und Kindergärten wieder geöffnet. Die Wiedereröffnung einiger Kleinunternehmen wie Friseur- und Kosmetikstudios sowie Fahrschulen wurde mit 20. April vollzogen.

  • Griechenland

Bestätigte Infektionen insgesamt: 2.642, 146 Tote, 1.122 aktive Fälle

Das 10,7-Millionen-Einwohner-Land kam bislang relativ gut durch die Krise. Am 21. April wurden in einer Flüchtlingsunterkunft auf dem Peloponnes 150 asymptomatische Fälle bestätigt. Bis dahin war das Land dank drastischer Eindämmungsmaßnahmen auf gutem Weg gewesen, die Zahl der Neuinfektionen pro Tag lag im niederen zweistelligen Bereich. Den ersten Fall registrierten die Behörden in Griechenland am 26. Februar: eine Frau, die sich zuvor in Norditalien aufgehalten hatte. Die konservative Regierung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis reagierte prompt und sagte die für den folgenden Tag geplanten Karnevalsveranstaltungen ab. Anfang März folgten Schulschließungen und die Absage von Kulturveranstaltungen. Die geltenden Beschränkungen wurden bis 4. Mai verlängert. Seit Montag haben Geschäfte und Friseure nach einem sechswöchigen Lockdown wieder geöffnet.

  • Norwegen

Bestätigte Infektionen insgesamt: 7.955, 215 Tote, 7.708 aktive Fälle

Das erste Mal wurde das neuartige Coronavirus in Norwegen am 26. Februar nachgewiesen. Anfang März wurden einige Norweger, die sich zuvor in Tirol aufgehalten hatten, positiv auf das Virus getestet. Mitte März verfügte die Regierung die Schließung aller Schulen, Bars sowie anderer öffentlicher Einrichtungen und Flughäfen. Die Matura wurde abgesagt. Ende April gab es Lockerungen, so öffneten die Kindergärten ab 20. April, eine Woche später ging der Unterricht an Pflichtschulen wieder los. Die Grenzkontrollen bleiben aber aufrecht. Außerdem wurde eine Tracking-App eingeführt. Die konservative Ministerpräsidentin Erna Solberg begründete dies mit der Möglichkeit, um "zu einem normaleren Leben zurückzukehren". Die Nutzung der App ist kostenlos und freiwillig.

  • Tschechien

Bestätigte Infektionen insgesamt: 7.899, 258 Tote, 3.624 aktive Fälle

Im 10,6-Millionen-Einwohner-Land ist die Zahl der Neuinfektionen nach einem Höchststand am 4. April (381) deutlich zurückgegangen. Tschechien reagierte ebenfalls frühzeitig auf die Ausbreitung der Pandemie in anderen Ländern. So wurden die Flüge aus China bereits am 9. Februar eingestellt. Erst am 1. März wurden die ersten Fälle im Land bestätigt, die allesamt im Zusammenhang mit Norditalien standen. Am 5. März wurden Flüge aus Italien abgesagt, am 7. März Gesundheitschecks an den Grenzen eingeführt, am 11. März die Schulen geschlossen. Die vom Liberalpopulisten Andrej Babiš geführte Koalitionsregierung setzt auf die Auswertung von Handy- und Kreditkartendaten ("intelligente Quarantäne") sowie auf Tests der Bevölkerung. Vor allem aber verhängte Tschechien als eines der ersten europäischen Länder am 19. März eine Maskenpflicht für den gesamten öffentlichen Raum. Nun blickt das Binnenland bereits in Richtung Sommersaison und erwägt die Öffnung der Grenzen im Juli. Mit 11. Mai werden Kulturinstitutionen geöffnet und Sportevents mit bis zu 100 Teilnehmern wieder zugelassen.

  • Singapur

Bestätigte Infektionen insgesamt: 20.198, 18 Tote, 18.661 aktive Fälle

Der Stadtstaat mit seinen 5,8 Millionen Einwohnern galt lange Zeit als positives Beispiel. Die ersten Infektionen sind in Singapur Anfang Februar auftreten, bei allen Fällen gab es einen direkten Bezug zu China. Das Land hatte die ersten Infizierten sofort isoliert, Infektionsketten minutiös nachverfolgt und alle Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt. Die Auswertung von Standortdaten wurde bei der Durchsetzung von Ausgangssperren genutzt. So gelang es, die Fallzahlen trotz der Nähe zu China äußerst niedrig zu halten – obwohl Schulen und Geschäfte zunächst offen blieben. Mit April änderte sich dann die Lage: Nach einem Anstieg der Infektionen griff Singapur dann doch zu restriktiveren Maßnahmen. Schulen und nicht systemrelevante Geschäfte wurden geschlossen. Die Zahlen gingen allerdings weiter nach oben, täglich kommen an die 500 Fälle hinzu. Insgesamt sind derzeit 18.661 Menschen infiziert. Dabei handelt es sich vorwiegend um Gastarbeiter, die in Sammelunterkünften und großen Schlafsälen leben. Die Todesrate ist mit 18 bestätigten, mit Corona in Zusammenhang stehenden Fällen immer noch vergleichsweise niedrig.

  • Österreich

Bestätigte Fälle: 15.684, 608 Tote, 1.437 aktiv erkrankt

Mit raschen massiven Einschränkungen des sozialen Lebens ist es Österreich gelungen, die Zahl der Neuinfektionen deutlich in den zweistelligen Bereich zu drücken. Nach dem Höchststand von 972 Fällen am 26. März ging es mehr oder weniger sukzessive nach unten. Am 25. Februar wurden die ersten beiden Corona-Fälle bestätigt (zwei Lombardei-Rückkehrer in Innsbruck). Am 10. März folgten Einreisesperren für Italien, China, den Iran und Südkorea. Die damals schon in Verruf geratenen Tiroler Skigebiete wie Ischgl blieben noch bis zum 15. März offen, dem letzten Tag vor Beginn des österreichischen Lockdowns, bei dem Schulen und nicht systemrelevante Geschäfte geschlossen wurden. Am Mittwoch wurden 41 Neuinfektionen verbucht. Nach Überlegungen der Regierungsspitze, auf Tracking-Apps zu setzen, gab es massive öffentliche Kritik. Die Nutzung der Corona-App erfolgt freiwillig. Eine teilweise Maskenpflicht im öffentlichen Raum gilt seit 1. April, nach Ostern wurden sukzessive Lockerungsschritte für Geschäfte eingeleitet. Die Schulen wurden mit 4. Mai schrittweise geöffnet. Eine teilweise Grenzöffnung in der Sommersaison wird erwogen. (APA, giu, 7.5.2020)