Eine eigene Villa würden sich wohl manche mit einem Lottogewinn kaufen. Besonders viele davon gibt es in den Bezirken Döbling und Währing.

Foto: iStockphoto/Stephan Walochnik

In einer alten Wiener Villa mit großem Garten lässt sich die Corona-Krise vermutlich besser aussitzen als in einer engen Stadtwohnung. Darum ist man bei Otto Immobilien im jüngst veröffentlichten Villenreport auch recht entspannt, was die künftige Entwicklung dieses Segments angeht.

"Wir haben trotz Corona-Krise keinen Abbruch der Anfragen gehabt", berichtet die Villenexpertin Sonja Kaspar im Gespräch mit dem STANDARD. Besichtigungen im herkömmlichen Sinn waren bis zum Inkrafttreten der Lockerungsverordnung Anfang Mai freilich keine möglich. Dafür wurden Interessenten die nötigen Infos zur Immobilie vorab geliefert und, wo möglich, virtuelle Besichtigungen angeboten.

"Gerade bei Villen ersetzen diese die tatsächlichen Besichtigungen aber nicht", sagt Kaspar. Gut findet sie allerdings, dass viele Fragen vorab geklärt werden konnten, die sonst erst nach der Besichtigung auftauchen. Noch ein positiver Aspekt: "Die Menschen haben sich sehr intensiv mit ihren Wünschen ans Wohnen auseinandergesetzt", sagt Kaspar. Manche wünschen sich jetzt beispielsweise einen eigenen Raum fürs Homeoffice oder einen großen Garten, in den man die Kinder schicken kann.

Verschärfte Hygienemaßnahmen

Seit wenigen Tagen sind Immobilienbesichtigungen also wieder möglich. Nun werden Listen an Interessenten abgearbeitet, die sich für die Villen in Bezirken wie dem 13., dem 17., dem 18., dem 19. und teilweise auch dem 14. interessieren. Auch bei Villenbesichtigungen gelten verschärfte Hygienemaßnahmen. So muss ein Mundschutz getragen und ein Mindestabstand eingehalten werden – Letzteres dürfte in einer geräumigen Villa aber zugegebenermaßen leichter möglich sein als in einer Mikrowohnung.

Bei Otto Immobilien rechnet man nun in der Phase der langsamen Normalisierung mit einer wachsenden Beliebtheit von Villen: "Für viele Menschen spielen gerade jetzt Investitionen in sichere und stabile Werte im Grünen mit Garten eine bedeutende Rolle", meint etwa Richard Buxbaum, der Leiter des Bereichs Wohnen bei Otto Immobilien. Er rechnet in den kommenden Monaten mit stabilen Preisen.

Etwas vorsichtiger bewertet die Wiener Luxusimmobilienmaklerin Elisabeth Rohr die Situation: "Ich glaube, es ist noch zu früh für Prognosen", sagt sie. Derzeit sei die Lage noch sehr verhalten, viele würden sich den Schritt auf den Markt noch einmal überlegen. "Und Notverkäufe wird es auf jeden Fall keine geben", so Rohr.

Deutsche und Briten

Noch etwas führt die Immobilienmaklerin ins Treffen: "Das ausländische Publikum ist noch nicht wieder da." Viele Kunden hätten aufgrund von Reisebeschränkungen derzeit nämlich gar nicht die Möglichkeit, physisch vor Ort zu sein.

Zumindest von ersten Anfragen aus Deutschland und Großbritannien berichtet man aber bei Otto Immobilien. Österreich habe sich in der Corona-Krise als Vorzeigeland präsentiert, sagt Kaspar, das werde auch im Ausland bemerkt: "Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass das Gesundheitssystem in Österreich gut funktioniert", sagt sie. Das wird auch im Ausland bemerkt. Und möglicherweise würden nun auch manche Auslandsösterreicher überlegen, in die Heimat zurückzukehren.

Zurück in die Außenbezirke

Zumindest das Vorjahr war für den Wiener Villenmarkt ein gutes: 121 Villen – also nach Otto-Definition freistehende Häuser, in denen kein Wohneigentum begründet ist – um insgesamt 283 Millionen Euro wurden verkauft. Nun gilt abzuwarten, wie sich das heurige Jahr entwickelt. Anfang April standen jedenfalls 198 Villen zum Verkauf, die meisten in Döbling. Der mittlere Angebotspreis dieser Objekte lag bei stolzen 2,45 Millionen Euro.

"Es gab eine Zeit, in der alle in die Stadt wollten", erinnert sich Sonja Kaspar. Nun bemerkt sie nicht zuletzt aufgrund heißer werdender Sommer aber auch eine Rückkehr in die Außenbezirke: "Es gibt einen Wunsch nach Grün bei vielen Menschen." Und nach Selbstgezogenem: Auch in den Gärten von Villen sind Gemüsegärten und Obstbäume keine Seltenheit mehr, erzählt die Maklerin Sonja Kaspar. (Franziska Zoidl, 9.5.2020)