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2017 kamen beim Brand des Grenfell Towers in London 72 Menschen ums Leben. In Wien sind Hochhäuser sicher, meint der Experte.

Foto: Reuters/Hannah Mckay

Erst vor wenigen Tagen hat ein Hochhaus in den Vereinigten Arabischen Emiraten gebrannt – mit neun Verletzten ging die Sache sehr glimpflich aus. Ganz anders war das im Juni 2017, als der Grenfell Tower in London in Vollbrand stand. 72 Menschen kamen ums Leben, danach fanden Expertinnen und Experten zahlreiche Brandschutzmängel.

Versäumnisse diverser Art ließen sich in den Wiener Hochhäusern selten finden, sagt Gerald Schimpf vom Landesfeuerwehrverband. "Wir haben hier tendenziell weniger Hochhäuser, und die sind eher neu. Städte, in denen bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren hoch gebaut wurde, haben es da schon schwieriger."

Dank der vielen Brandschutzvorkehrungen in den Wiener Hochhäusern finden die Einsatzkräfte hier meist einen sogenannten Entstehungsbrand vor, wenn sie gerufen werden. "Hochhäuser sind in der Regel so gut überwacht, beispielsweise durch eine Brandmeldeanlage, dass wir nicht erst zu einem voll entwickelten Brand gerufen werden". Darüber hinaus sind weitere Vorkehrungen beim Bau eines Hochhauses zu treffen. So sollte es genügend akustische Signale geben, die im Falle eines Brandes die Bewohnerinnen und Bewohner informieren. Ebenfalls wichtig sind besonders belüftete Stiegenhäuser, die nicht nur als Fluchtweg dienen, sondern auch von der Feuerwehr für den Einsatz genutzt werden.

Kein Problem mit Holzbau

Deswegen seien auch die immer weiter in die Höhe wachsenden Häuser kein Problem, sagt Schimpf. "Es ist in der Hochhaus-Taktik ohnehin nicht vorgesehen, Menschen mit Leitern aus dem Gebäude zu retten."

Einen speziellen Trupp, der nur für die Löschung von Hochhausbränden zuständig ist, gibt es nicht. "Diese Aufgabe ist Standardmäßig in die Ausbildung der Feuerwehrfrauen und -männer integriert."

Und auch im Trend zum Holzbau sieht Schimpf kein Problem: "Unabhängig vom Baumaterial sind Feuerwiderstandsklassen gefordert, der Baustoff muss also eine gewisse Branddauer statisch aushalten." Das stelle sicher, dass den Einsatzkräften genug Zeit für die Menschenrettung bleibe.

Wie sich der Brandschutz in den nächsten Jahrzehnten verändern wird, sollte es mehr Hochhäuser in Wien geben, weiß Schimpf nicht. "Es wird sicher Änderungen geben, weil dem Stand der Technik Rechnung getragen werden muss". (poll, 10.5.2020)