"Eines Tages war mein Kinderpelzmantel verschwunden. Meine Mutter holte mich an diesem Tag vom Kindergarten abund öffnete dort alle Kästen. Sie zog mir mit zitternden Händen allerlei Jacken und Westen über, wie eine Zwiebel! Siewar äußerst besorgt. Ich erinnere mich noch gut, wie ihr Pelzmantel und ihre Haube nach Schnee und Kälte rochen undihre dünne Nase sehr kalt war. In Izhevsk haben wir im Winter minus 30 Grad."
Eines Tages war mein Kinderpelzmantel verschwunden. Meine Mutter holte mich an diesem Tag vom Kindergarten ab und öffnete dort alle Kästen. Sie zog mir mit zitternden Händen allerlei Jacken und Westen über, wie eine Zwiebel! Sie war äußerst besorgt. Ich erinnere mich noch gut, wie ihr Pelzmantel und ihre Haube nach Schnee und Kälte rochen und ihre dünne Nase sehr kalt war.
Meine Mutter wurde am 28. Juni 1973 geboren. Meine Großmutter war Ärztin und mein Großvater Ingenieur. Über ihre Kindheit spricht sie kaum mit mir. In der Schule war sie das brave Mädchen gewesen, aber auf der Uni … oh, là, là! Als Studentin war meine Mutter wirklich sehr sexy. Sie hatte taillierte Kostüme, rotes gewelltes Haar und trug roten Lippenstift. Sie hat dann sehr früh meinen Vater kennengelernt. Als mein Bruder und ich auf die Welt kamen, waren die Zeiten schlecht. Das waren die 90er-, 2000er-Jahre. Wir trugen irgendwelche Pullis und Hosen, was übrig geblieben ist, was uns gebracht wurde. Die Beziehung zu meinem Vater wurde zunehmend schwieriger. Als frisch diplomierte Ärztin war sie eine geschiedene Frau mit großer Lebenserfahrung. Ihren Verlobungsring hatte sie in ihrer Not verkauft, und bald darauf traf sie einen neuen Mann. Die Männer kamen und gingen, sie achtete dennoch immer darauf, dass in erster Linie die Interessen ihrer Kinder gewahrt wurden. Sie hütete uns wie eine Löwin, bereit, jeden zu fressen.
In der Pubertät hatten wir heftige Auseinandersetzungen. Einmal kam es sogar so weit, dass sie mich mit einem Pantoffel schlug. Das war zwar nicht schmerzhaft, aber umso erniedrigender für mich. Heute würde ich sagen, dass wir uns damals gegenseitig erzogen.
Sie ist für mich die schönste Frau. Sie ist mein Ideal, und ich möchte ihr ähnlich sein. Eigentlich ändert sie sich jeden Tag, sie wacht als eine andere auf, als sie schlafen gegangen ist. Ich frage sie oft um Rat, und sogar meine Freundinnen rufen mich an und bitten um einen Ratschlag von meiner Mutter. Immer, wenn sie mir einen Rat gibt, fügt sie noch hinzu: "Niemand weiß, was richtig ist, und ich sage dir, mach, wie du es spürst!" Das ist das eine. Das Zweite: Wenn ich Rotz und Wasser heule, sagt sie mir immer: "Mascha, manchmal geschehen Dinge in der Welt, die du bei all deiner Anstrengung und Kraft nicht kontrollieren kannst, also entspann dich und lass es gehen.
In Izhevsk haben wir im Winter minus 30 Grad. Um von Moskau nach Hause zu fahren, brauche ich 17 Stunden, es sind 1200 km. Das ist die richtige Distanz, um enge Beziehungen zu bewahren. Früher telefonierten wir täglich, jetzt seltener. Meine Mama hat ihr eigenes Leben, sie arbeitet und muss noch die Brüder großziehen. Wenn ich nach Hause komme, erwartet mich immer ein festliches Familienessen. Manchmal besucht auch sie mich, worüber ich mich sehr freue. Ich versuche, ihr ein volles Programm zu bieten und ihr Moskau zu zeigen. Als sie das letzte Mal bei mir war, wollte sie jedoch nur zu Hause sein – also saßen wir herum, tranken Tee und plauderten.