Devi ist 15 und hofft auf einen Neuanfang. Immerhin war das letzte Jahr eine Katastrophe für die indisch-amerikanische Jugendliche: Maitreyi Ramakrishnan.

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Die Pubertät und das Heranwachsen sind eine chaotische Zeit, ein emotionales Minenfeld. Dass man davon ohne viele Klischees und stattdessen durchaus vielschichtig erzählen kann, beweist der jüngste Netflix-Hit "Never Have I Ever". Er erzählt auf originelle Weise von den Wirren der Teenager-Jahre – dieses Mal aber mit einem selbstbewussten Mädchen im Mittelpunkt.

Devi ist 15 und hofft auf einen Neuanfang. Immerhin war das letzte Jahr eine Katastrophe für die indisch-amerikanische Jugendliche: Ihr Vater starb bei einem ihrer Schulkonzerte, danach konnte sie selbst mehrere Monate lang nicht laufen und saß im Rollstuhl. Das aber ist vorbei, und nun soll sich einiges ändern für Devi und ihre Freundinnen. Die Vorzeigeschülerinnen mit Topnoten müssen raus aus der Nerdecke, findet Devi, die deswegen auch kurzerhand den heißesten Burschen ihres Jahrgangs anspricht und fragt, ob er nicht mal mit ihr Sex haben möchte.

Maitreyi Ramakrishnan in der Hauptrolle

Devi gehört zu der neuen Generation junger, weiblicher Heldinnen. Sie ist selbstbewusst, frech und forsch – das ist eine der großen Stärken dieser Serie. Diese 15-Jährige lässt sich auch von peinlichen Momenten nicht unterkriegen, sondern kämpft weiter um ihren Platz in der Highschool. Gute Noten heißen schließlich nicht, dass man nicht cool sein kann, dafür ist Devi das beste Beispiel – und die junge Maitreyi Ramakrishnan in der Hauptrolle eine wahre Entdeckung. Sie spielt Devi so, dass man ihr ihre Träume, Ängste und Verzweiflungen abnimmt.

Ein weiterer Clou ist Tennisstar John McEnroe als Erzähler aus dem Off. Immerhin ist die Hauptfigur Devi ähnlich impulsiv wie McEnroe einst auf dem Tennisplatz. Seine Kommentare zu Devis Leben, ihren Missgeschicken und ihren Wünschen sind pointiert und unterstreichen ihren Blick auf die Welt.

Die Idee zu "Noch nie in meinem Leben...", so der deutsche Titel, stammt von der indisch-amerikanischen Komikerin Mindy Kaling ("The Mindy Project"), die die richtige Balance findet zwischen Comedy und ernsteren Tönen. Schön auch, dass neben den jugendtypischen Themen gleichzeitig das Leben zwischen zwei Kulturen angesprochen wird. Dadurch gewinnt die Serie weitere Tiefe. Kein Wunder, dass "Never Have I Ever" sich gleich nach der Erstveröffentlichung in der vergangenen Woche in die Netflix-Top 10 katapultierte. (APA, dpa, 8.5.2020)