Lieber wäre ihr noch der August als Starttermin, doch das stehe, wie auch die Auflagen der Bundesregierung, "noch in den Sternen", sagte Gräve am Freitag in Bregenz.

Foto: Anja Koehler

Bregenz – 14 Neuinszenierungen und neun Wiederaufnahmen stehen auf dem Spielplan des Vorarlberger Landestheater für 2020/21. Am 14. September will Intendantin Stephanie Gräve den wegen der Pandemie unterbrochenen Spielbetrieb wieder aufnehmen. Lieber wäre ihr noch der August als Starttermin, doch das stehe, wie auch die Auflagen der Bundesregierung, "noch in den Sternen", sagte Gräve am Freitag in Bregenz.

Gewissheit erhofft sich die Theaterleiterin von Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne). Planungssicherheit vermisste die Intendantin in diesen "merkwürdigen Zeiten" und noch mehr das Publikum. "Wir wollen unbedingt spielen", sagte Gräve. Und zwar so früh wie möglich, sie sei dazu auch zu einigen Zugeständnissen bereit. Im Gegensatz zu Wiener Theaterkollegen, die auf Originalbedingungen pochten, könne sie sich Einschränkungen vorstellen. Beispielsweise sei ein Abstand von einem Meter zwischen den Besucherinnen und Besuchern denkbar. Man stoße dabei aber an die Grenzen des Praktikablen. Zu lange könnte man aus ökonomischen Gründen nicht vor halb vollem Haus spielen. Auch kann sich Gräve Überarbeitungen von Stücken vorstellen, sollte nur ohne Pause gespielt werden dürfen.

Soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Werte

Soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Werte zögen sich als roter Faden durch den Spielplan, und "das erscheint mir auf unheimliche Weise sehr passend", so Gräve. Schließlich hätten finanzielle Einbußen durch Kurzarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes und die Schließung der Schulen soziale Ungleichheiten verfestigt.

So beginnt die Saison am 14. September mit einem revolutionären Liederabend unter dem Titel "Bella Ciao", an dem der Bürger*innenchor mitwirkt. "So wir zeitgerecht proben können", betonte die Intendantin. Tobias Wellemeyer wird durch seine Inszenierung von "Woyzeck" neue Perspektiven auf das Dramenfragment von Georg Büchner eröffnen. Die Fassung von Robert Wilson mit Songs von Tom Waits bringt "Woyzeck" in die Gegenwart, Premiere ist am 19. September.

Mit "King Size" bringt Stephanie Gräve Christoph Marthaler nach Bregenz. Die musiktheatralische Kreation ist ab 3. Dezember zu sehen. .John Steinbecks "Von Mäusen und Menschen", ein kritisches Porträt des amerikanischen Arbeitermilieus in Krisenzeiten, setzt die Serie sozialkritischer Stücke ab 16. Dezember fort. Mit dem Vorarlberger Vordenker und Sozialreformer Franz Michel Felder setzt sich der junge Autor Maximilian Lang in "Sprich nur ein Wort" auseinander (Uraufführung am 10. April 2021). Der Erfolgsroman "Schlafes Bruder" von Robert Schneider wird von Teresa Rotemberg als Fusion von Schauspiel und Tanz auf die Bühne gebracht (ab 29. April). (APA, 8.5.2020)