Gemeinwohl statt Gewinn: Für Johannes Gutmann kann eine messbare Nachhaltigkeit einer Finanzbilanz Paroli bieten.

Sonnentor

Als Spinner wurde Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann im Jahr 1988 bezeichnet, als er damit begann, regionale Bioprodukte aus dem Waldviertel mit dem Symbol der lachenden Sonne zu vertreiben. Einen Namen hat sich das Unternehmen national sowie international mit Kräutern, Tees und Gewürzen aus biologischem Anbau gemacht. Das Lachen ist Sonnentor auch in der Corona-Krise nicht vergangen. Gutmann wolle sich nicht dem "Wolfsgeheul" der anderen Unternehmer zu den trüben Wirtschaftsaussichten anschließen.

Generell schockiere es das Unternehmen nicht, wenn der Umsatz einmal einbreche, denn man sei schon durch viele Krisen gegangen, ein kurzfristiger Umsatzverlust wäre in zwei bis drei Jahren mehr als eingeholt. Man wisse, dass man langfristig durch nachhaltiges Wirtschaften, ein Wirtschaften miteinander und im Sinne der Umwelt, auf einem guten wirtschaftlichen Weg sei, zeigt sich der Unternehmer überzeugt.

Von April 2018 bis März 2019 machte das Unternehmen mit seinen 330 Mitarbeitern in Österreich einen Umsatz von 48 Millionen Euro. Langfristig profitiere Sonnentor von großflächigen Systemkrisen, in denen sich andere Betriebe nicht umorientieren und damit langfristige Umsatzeinbußen haben, sagt der Gründer. Der Kunde habe so die Möglichkeit, neue, zukunftsweisende Modelle zu wählen. Er fasst es mit den provokanten Worten zusammen: "Wir profitieren eigentlich von der Dummheit der anderen."

Mundschutz und Flexibilität

Die Mitarbeiter von Sonnentor arbeiten mit Mundschutz und in kleineren Teams.
Sonnentor

Gearbeitet wird bei Sonnentor derzeit im Homeoffice oder im Betrieb mit Mundschutz. Die Abteilungen wurden kleiner gemacht, und man setze alle Auflagen für einen sicheren Arbeitsplatz um: "Jeder Mitarbeiter soll das Gefühl haben, er sei nicht das Problem, sondern Teil der Lösung", sagt Gutmann und stellt hierbei auch der Regierung ein gutes Zeugnis aus. Auch seine Mitarbeiter lobt Gutmann: "Unsere Mitarbeiter haben flexibel da, wo jemand gebraucht wurde, mitgearbeitet. Das war schön zu sehen." Die Bestellungen und der Umsatz des Onlinehandels von Sonnentor habe sich seit dem Lockdown in Österreich bis Ende April vervierfacht, man habe aber wegen ausgebliebener Kunden Geschäfte vorübergehend schließen müssen. Kündigungen gab es keine, man habe aber in einigen Bereichen Kurzarbeit angemeldet. Betroffen waren davon rund 80 Mitarbeiter in Österreich, die überwiegend in den Shops und im Außendienst tätig seien. Voraussichtlich werde man einen Großteil der Mitarbeiter mit Anfang Juni aus der Kurzarbeit zurückgeholt haben.

Ganz ohne Kopfzerbrechen geht es in der Corona-Krise bei Sonnentor auch nicht: Sorgen bereiten Gutmann die Ausgangsverbote in einigen europäischen zertifizierten Wildsammelgebieten. Die Ernte könne dadurch nicht eingeholt werden. Die erschwerte Logistik habe hingegen aufgrund der gut gefüllten Lager keine Auswirkungen auf das Unternehmen. Die österreichischen Franchisepartner seien durch Shopschließungen und geringe Kundenfrequenz "ziemlich durchgebeutelt" worden. Da ein Franchisevertrag "wie Heiraten" sei, helfe er seinen Partnern. Unterstützt werden die dreizehn Franchisenehmer bei Mietverhandlungen, der Stundung von Zahlungen und dem Erlass der Franchisegebühr im Mai und Juni, in weiterer Folge werde diese bis Ende August um 50 Prozent reduziert. Die Gebühr mache vier Prozent vom monatlichen Nettoumsatz des Partners aus. (Stefanie Leschnik, 11.5.2020)