In der Krise darf man sich in puncto Essen nicht verrückt machen lassen, sagt Ernährungswissenschafter Uwe Knop.

Foto: istockphoto

Zu den zahlreichen Auswirkungen, die diese Krise auf die Menschen hat, zählt auch ein verändertes Essverhalten. Immerhin: Bei vielen ist der Alltag seit Corona komplett anders organisiert, damit fällt es auch schwer, Essensroutinen beizubehalten. Am Ende könnte das dazu führen, dass häufiger ungesund gegessen wird.

Doch womöglich ist die Krise auch eine Chance. Viele haben nun mehr Zeit – oder sind verpflichtet dazu –, öfter selbst zu kochen.

Laut dem deutschen Ernährungswissenschafter und Publizisten Uwe Knop kommt es beim Essen in der Corona-Krise darauf an, "locker-lecker entspannt zu bleiben". Damit ist gemeint, sich vom omnipräsenten Thema der gesunden Ernährung nicht verrückt machen zu lassen, wie er es nennt. Was zählt, sei der persönliche Essalltag, so Knop.

Kompliziert wird es schon deshalb, weil es keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt, was gesunde Ernährung überhaupt ist. "Und es gibt so viele gesunde Ernährungen, wie es Menschen gibt. Denn: Jeder Mensch is(s)t anders", sagt Knop. Er empfiehlt, auf den eigenen Körper zu hören, denn nur der wisse, was gut und gesund ist.

Besser Essen

Wie das gelingt, dafür gibt Knop Tipps für selbstbestimmtes und intuitives Essen:

  1. Nur dann essen, wenn man echten, körperlich-biologischen Hunger verspürt. "Reizen Sie den Hunger dabei gerne auch mal aus", so Knop. Denn: Je stärker der Hunger, desto besser schmeckt das Essen. Es gibt keine richtigen und falschen Uhrzeiten beim Essen.

  2. Nur das essen, worauf man Lust hat und was einem gut schmeckt.

  3. Achtsam in den Körper hineinspüren: Was ist für den eigenen Körper gut verträglich und bekömmlich? Wichtig dabei ist: Nur Nahrung, die der Magen-Darm-Trakt gut verdauen kann, ist gesunde Nahrung für den Körper. Wenn etwa nach dem Verzehr von Vollkornbrot und Rohkost der Bauch anschwillt, es zu Blähungen, Krämpfen und Schmerzen kommt, dann ist der hohe Ballaststoffgehalt für das Verdauungssystem zu viel des Guten.

  4. Viele Menschen müssen erst wieder lernen, "richtig wohltuend satt zu sein", sagt Knop. Man sollte essen, bis man satt ist – und nicht dauerhaft zu wenig. Denn damit werden Heißhungerattacken provoziert.

  5. Wichtig ist, sich beim Essen nicht zu stark ablenken zu lassen – der Fokus liegt auf dem, was man gerade macht: genussvoll essen.

  6. Der Essensgenuss sollte ganzheitlich zelebriert werden, sagt Knop: "Das können Sie nur im Homeoffice, nicht in der Kantine oder im Büro."

  7. Keine Lebensmittel sind verboten. Alles ist erlaubt. Es gibt weder gesunde oder ungesunde noch gute oder böse Lebensmittel, so der Experte.

  8. Knop rät: "Inspirieren Sie sich an unbekannten Genüssen, probieren Sie stets Neues, erkunden Sie das gesamte Spektrum verfügbarer Lebensmittel, und lernen Sie ihre ganze Geschmacksvielfalt kennen."

  9. Es kann hilfreich sein, Lebensmittel mit allen Sinnen zu erleben: riechen, schmecken, tasten, fühlen. Auch beim Vor- und Zubereiten gilt: Je mehr Eigeninitiative, desto mehr Verbindung entsteht mit der Mahlzeit.

  10. Nur Lebensmittel kaufen, die man wirklich essen will – und nicht die vermeintlich gesunden, die man denkt, essen zu müssen. Am Ende landen diese dann doch häufig im Müll. (red, 18.5.2020)