"Welche falschen Schlangen habe ich da an meiner Brust genährt, die nur danach gierten, mich zu beerben und dann auf mich draufzusteigen wie auf eine Zigarette?" Strache in "News".

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Es war eine Nachricht, die einem schon den Sonntag verderben konnte, und sie stand, wie so oft, in "Österreich". Die Dichands bekommen kein Geld. Daneben ein Brustbild von "Krone"-Chef Christoph Dichand im Smoking. Wie immer, wenn der Medien-Mogul gegen den Medien-Maharadscha ausholt, erfolgte das auch diesmal völlig neidlos.

Es ging um die garantierte jährliche Ausschüttung in Höhe von mindestens rund sieben Millionen Euro an die Dichands – unabhängig vom tatsächlichen Gewinn der Zeitung. Dieses Geld war stets geflossen – aber heuer nicht. Und das ist neu. Erstmals überweist deutscher "Krone"-HälfteEigentümer Funke Familie Dichand die vereinbarten Millionen nicht. Wie soll Familie Dichand jetzt durch eine Corona-Krise kommen, in der eine garantierte Ausschüttung nicht mehr ausgeschüttet wird!

Stronachs Geistesblitz

Dennoch gibt es in der Familie Dichand etwas zu feiern. Ihr ehemaliger Kolumnist und Wirtschaftsguru Frank Stronach kehrt mit bald 88 Jahren zurück zu seinen Wurzeln und ist bereit für die Zeit nach der Krise. Und das kam so. Die Erleuchtung ereilte ihn vor etwas über einem Jahr, als er wieder einmal stundenlang im Stau in Toronto stand: "Da ist mir aufgefallen, dass die meisten Menschen allein im Auto sitzen. Nach 88 Jahren gar nicht so schlecht.

Dieser Geistesblitz hätte ihn ohne seine Tochter vielleicht nie getroffen, nachdem er seine Magna-Nachfolgefirma "Stronach Group" vorschnell an Belinda übertragen hatte. Die ihm fortan den eigenen Geldhahn zudrehte und seinen Jet verkaufte. Das macht kreativ. Er hat ein völlig neues Mini-Elektroauto entwickelt, das den Nahverkehr revolutionieren soll. Es wird ein Dreiradler für 2000 Euro. Das könnten sich auch die Dichands noch leisten, wenn die garantierte Ausschüttung dauerhaft ausbleibt.

Dichand erinnert sich wieder

Vor 75 Jahren ist der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen, aus welchem Anlass die "Krone" zum gefühlt 50. Mal die Kriegserinnerungen ihres Neugründers Hans Dichand auf einer Doppelseite wiederaufleben ließ, und das unter dem Titel Kriegserinnerungen eines Abenteurers. Das war der, der die garantierte Ausschüttung einfädelte, die die Nachfahren nun entbehren müssen.

Für junge Menschen, die noch nie in den Genuss dieser Kriegserinnerungen gekommen sind, seien die Elemente, aus denen sie stets bestehen, hier kurz zusammengefasst. Es handelt sich um Mein Kriegsende: Ein Engel im Fegefeuer, dann um den Ruf nach der Mutter, ausgestoßen beim Untergang der Leverkusen, ferner um ein unerwartetes Treffen auf Mallorca, aber kein abgehörtes, und schließlich um das Bekenntnis zu meiner Pflicht, als Augenzeuge genauso zu berichten, wie ich es damals erlebt habe. Er hat seine Pflicht erfüllt.

Apropos Balearen

Apropos Mallorca – Strache feierte diese Woche ein starkes Comeback. Der "Kurier" begleitete seine Trauerarbeit über eine Dreiviertelseite, die von Bedauern und Enttäuschungen geprägt war. Strache bedauert Rücktritt als FP-Chef, und: Enttäuscht von Sebastian Kurz’ ÖVP wie auch von den ehemaligen Parteifreunden. Auf der Suche nach neuen Enttäuschungen will er jetzt Wiener Bürgermeister werden, nicht ohne Grund. "Viele Bürger haben mir die letzten Monate Mut zugesprochen und mich ersucht, mich gegen solche hinterhältigen Aktionen zu wehren, ein politisches Comeback in Angriff zu nehmen und wie ein Phönix aus der Asche zu steigen. Er wäre damit der erste Phönix, der auf mehrfachen Bürgerwunsch aus der Asche steigt.

Ausführlicher, nämlich über eine Strecke von sieben Seiten, Cover nicht mit eingerechnet, würdigte "News" den Mann, der unbelehrbar die ehrliche Existenz des Kleinunternehmers, der um seine Existenz rauft, schon wieder mit der problematischen eines Mandatars tauschen möchte, der sich um seine Existenz keine Sorgen machen muss. Dabei weiß er doch, wie es in der Politik zugeht. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als Vizekanzler, spürte er plötzlich: "Irgendetwas ist eigen." Für mich war sichtbar, dass die ÖVP einen Exit suchte, weil sie mich nicht über den Tisch ziehen konnte. Aber ganz ehrlich – mit dem Exit, der dann tatsächlich stattfand, konnte ich natürlich nicht rechnen. Es war das Video, das ihn über den Tisch zog.

Als dann auch noch seine Parteifreunde einen Exit suchten, kam es noch härter. Du bist perplex und denkst dir: "Welche falschen Schlangen habe ich da an meiner Brust genährt, die nur danach gierten, mich zu beerben und dann auf mich draufzusteigen wie auf eine Zigarette?" Er hat eben etwas Wichtiges vergessen: Der Führer raucht nicht! (Günter Traxler, 9.5.2020)