Eine Luftaufnahme von Ischgl.

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Innsbruck/Ischgl – Die Zusammensetzung der geplanten Expertenkommission zur Untersuchung des Corona-Krisenmanagements des Landes Tirol bleibt weiter ein politisches Ping-Pong-Spiel und somit vorerst unklar. Während die ÖVP ihre Zustimmung zu einem SPÖ-Antrag im Landtag am kommenden Mittwoch signalisierte, streben die Grünen als Koalitionspartner weiter in erster Linie einen All-Parteien-Antrag an.

ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf erklärte in einer Aussendung, den Antrag von SPÖ-Chef Georg Dornauer unterstützen zu wollen, wonach der ehemalige Landesgerichts-Richter Josef Geisler und der schweizer Krisenmanagementexperte Bruno Hersche zu Vorsitzenden der Kommission bestellt werden und anschließend die Besetzung des Gremiums vornehmen sollen. Dornauer hatte zuvor von einem finalen "Vorschlag" seinerseits gesprochen.

Uneinigkeit am Donnerstag

Ginge es nach diesem ÖVP-Vorstoß, wäre das ursprünglich angedachte Prozedere, dass die Nominierung der "unabhängigen Experten" durch alle Landtagsparteien vonstattengehen soll, vom Tisch. Eine entsprechende Sitzung der Klubobleute hatte Donnerstagabend ohne Einigung geendet und hatte im Anschluss heftige Kritik von FPÖ, NEOS und Liste Fritz zur Folge gehabt. Der Tenor: Die von den Parteien nominierten Mitglieder der Kommission, allesamt renommierte Persönlichkeiten, seien bereits festgestanden, ÖVP-Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann habe diese bereits durchtelefoniert, gaben FPÖ-Chef Markus Abwerzger und NEOS-Landessprecher Dominik Oberhofer an. Und dann habe es plötzlich ein "Njet" von ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf und seinem grünen Pendant Gebi Mair gegeben – mit der Begründung, dass zu viele Tiroler und zu wenige Frauen enthalten seien.

ÖVP sieht das anders

Ganz anders hingegen die Darstellung der ÖVP am Freitag. Klubchef Wolf meinte, dass alle Oppositionsparteien bis auf die SPÖ "leider" keine Vorschläge mit anerkannten unabhängigen Experten gebracht hätten. Und spielte dabei etwa auf den ehemaligen freiheitlichen Dritten Nationalratspräsidenten Siegfried Dillersberger an, der zwar "ohne Zweifel eine honorige Persönlichkeit" sei, aber nicht Unparteilichkeit symbolisiere. ÖVP und Grüne hätten hingegen "internationale Experten" wie den Schweizer Hersche sowie die Chefvirologin der medizinischen Universität Zürich, Alexandra Trkola, nominiert.

Grünen wollen harmonische Lösung

Die Grünen jedoch bekundeten am Freitag weiter, an einer All-Parteien-Lösung festhalten zu wollen. "Unser Ziel bleibt, eine Kommission einzusetzen, die von allen mitgetragen wird", betonte Klubobmann Mair. Er rief alle Parteien dazu auf, sich an das vereinbarte Prozedere zu halten. "Alle an einen Tisch, wie vereinbart. Nur so werden wir zu einer Lösung kommen, die von allen mitgetragen wird. Und das ist aufgrund der Vorkommnisse rund um Ischgl dringend notwendig", so Mair. Welche Kommissions-Zusammensetzung für die Grünen die beste Lösung wäre, wollte Mair mit Verweis auf die kommenden Gespräche nicht vorgreifen.

Liste Fritz: "Zu Tode diskutieren"

Die Liste Fritz bekräftigte indes erneut volle Aufklärung sicherstellen zu wollen. Dafür brauche es eine Kommission, die mit Transparenz und Aufklärung umgehen könne. Seit Wochen würden die internationalen Medien vom "Ischgl-Effekt" oder dem Verhindern eines "zweiten Ischgls" schreiben. Für den Ruf des Tiroler Tourismus in Europa und der Welt seien solche Schlagzeilen pures Gift. "Seit mehr als zwei Wochen diskutieren wir die Untersuchungskommission zu Tode, bevor diese ihre Arbeit aufnehmen kann. Das Vertuschen und Verschleiern muss ein Ende haben, jeder der das genauso sieht, ist ein Partner, mit dem wir gerne zusammenarbeiten", erklärte Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. (APA, 8.5.2020)