Axel Milberg (Klaus Borowski), Soma Pysall (als Polizeischülerin Nasrin)

Foto: ORF/ARD/Christine Schroeder

In einer Polizeischule, während des Rollenspiels einer Geiselnahme in Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, rastet eine Polizeischülerin aus: Nasrin – körperlich zart, aber als Boxbegeisterte auch hart – rammt ihrem Kollegen Sandro einen Schraubenzieher in den Leib, wie von Sinnen sticht sie auf ihn ein. Er stirbt vor Ort.

Der Workshop wurde von Kommissar Borowski (Axel Milberg) und seiner Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) abgehalten. Was nur in die Vorzeigenachwuchspolizistin Nasrin (Soma Pysall) gefahren ist, fragen sich die beiden, die bei den internen Ermittlungen mitmachen. Im Zuge der Verhöre fühlt sich Nasrin von imaginierten Gestalten bedroht: Welches dunkle Geheimnis verbindet sie mit Sandro (Louis Held), der ihr, kurz bevor sie zum Schraubenzieher griff, einen gemeinen, sexistischen Spruch ins Ohr geflüstert hat?

Abgründe menschlicher Verwerfungen

Im Zuge ihrer Nachforschungen stoßen der stets besorgt wirkende Borowski und seine Kollegin in Abgründe menschlicher Verwerfungen. Als Fanal entpuppt sich der – in dem Fernsehregiedebüt Hüseyin Tabaks zu Beginn gezeigte – Suizid einer jungen Frau, Jule; sie hat eine weiße Möwe zur Freundin, was diesem Tatort seinen Namen gibt. Aber auch die anderen in diesen Fall verwickelten Personen dümpeln in Verzweiflung und Resignation.

Das kann man als positive Kompromisslosigkeit des Regisseurs und der Drehbuchautoren Eva und Volker A. Zahn interpretieren. Aber man kann auch schlicht feststellen: Dieser Krimi zieht einen ziemlich runter. (Irene Brickner, 9.5.2020)