Der Anlass war deprimierend, die Runde ist aber dann doch noch recht launig geworden. Spitzenvertreter der österreichischen Regierung, darunter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne), standen am Freitag hunderten Gastronomen Rede und Antwort, die wissen wollten, wie es in ihrer hart getroffenen Branche weitergeht.

Via Videokonferenz wollten Wirte etwa wissen, wann und wo der Mundschutz zu tragen sein wird, welche Spielregeln für den Gastgarten gelten – und wer nun kontrolliert, ob sich die Restaurants an die Regeln halten.

Zu nahe sollten sich die Menschen derzeit bekanntlich nicht kommen. Hier wird schon einmal nachgemessen.
APA/Barbara Gindl

Kurz stellte klar, dass die Polizei nicht durch die Lokale schwärmen werde. Man werde von Wirten natürlich nicht verlangen nachzuprüfen, ob Menschen, die einen gemeinsamen Tisch wollen, tatsächlich gemeinsam wohnen. Er vertraue den Wirten, sagte Kurz. Wenn eine Partie von 15 Leuten kommt und sagt, sie leben alle im gleichen Haushalt, dann sei das eher unrealistisch. Launig wurde es, als es um Discobesuche und Alkohol ging. So kam die Frage auf, ab wann die Gastronomie auch nach 23.00 Uhr wieder offen haben darf und was mit Nachtlokalen ist. Die Antwort des Kanzlers: Hier gebe es noch kein Datum für die Öffnung. Es sei bekannt, dass Menschen einander tendenziell eher näher kommen, wenn Alkohol mit im Spiel ist. Eine Disco und die späte Uhrzeit können diesen Drang noch verstärken. Weil Abstandhalten das wichtigste Gebot der Stunde sei, wolle die Regierung also noch zuwarten. So begründete Kurz dann auch, dass Gastrobetriebe um 23.00 Uhr zusperren müssen.

Sperrstunde

Dass die Sperrstunde amtlich vorverlegt wird, ist seit Freitag auch in jener Verordnung nachzulesen, in der die erwähnten Spielregeln festgehalten werden. Sie wurde vom Gesundheitsministerium am Freitag veröffentlicht. Die Eckpunkte: Ab 15. Mai, wenn die Gasthäuser und Restaurants wieder aufsperren dürfen, gilt, dass maximal vier Erwachsene plus ihre minderjährigen Kinder gemeinsam Einlass bekommen. Eine Ausnahme gilt für alle Personen im gleichen Haushalt.

Nur diese "Besuchergruppe" darf sich näherkommen. Ansonsten muss ein Meter Abstand zu anderen Gästen sein, Besucher sollen von Kellnern zum Platz geleitet werden. Beim Gang von Tür zu Tisch gilt es, einen Mundschutz zu tragen. Kellner, wenn sie Kundenkontakt haben, müssen das auch tun. Selbstbedienung ist erlaubt, Speisen müssen aber vorportioniert sein.

Ob in der Gastronomie, im Tourismus oder im Handel: Die Schäden durch Corona sind enorm. Wie kommt Österreich da raus – wo soll der Staat investieren, wo sparen, bleibt genug Geld für Klimaschutz und Schulen? Darüber diskutierten Barbara Blaha (Momentum), Franz Schellhorn (Agenda Austria), Barbara Kolm (Nationalbank) und Johannes Wahlmüller (Global 2000) bei "STANDARD mitreden".
DER STANDARD

Ob angesichts solcher Auflagen die Lust der Menschen besonders groß sein wird, ein Lokal zu besuchen, darf zumindest bezweifelt werden. Die Regierung will nachhelfen: Kurz sagte, dass Steuererleichterungen für die Gastronomie und Hotellerie erwogen werden. Als konkretes Beispiel nannte er eine Senkung der Umsatzsteuer auf Getränke. Aktuell liegt dieser Steuersatz bei 20 Prozent. In Deutschland hat die Koalition eine Umsatzsteuersenkung für die Gastronomie fixiert. Dort war allerdings mehr Luft nach unten, weil die Steuer auf Essen in Deutschland bei 19 Prozent liegt – in Österreich sind es "nur" zehn Prozent.

Musizieren erlaubt

Die Idee hinter der Maßnahme wäre, dass die Wirte ihre Preise für Spritzwein, Cola und Co senken dürften und deshalb Kunden etwas öfter kommen.

Sepp Schellhorn von den Neos sagte, die Regierung solle nicht auf Einzelmaßnahmen setzen, sondern sich ein Gesamtkonzept überlegen. Die neuen Regelungen findet er insgesamt in Ordnung.

Gegen Ende wurde Tourismusministerin Elisabeth Köstinger im Videochat gefragt, ob Musizieren im Gastgarten erlaubt sei. "Grundsätzlich ist auch Unterhaltung erlaubt", sagt Köstinger. "Das werden wir nicht verbieten". Prost! (András Szigetvari. 9.5.2020)