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"Millionen her, oder i fall um." Einmal mehr verschafft sich eine Branche Gehör. 400 Millionen will die Regierung für die Gastronomen lockermachen. Wie genau das Wirte-Hilfspaket ausgestaltet wird, ist noch offen. Über Erleichterungen wie eine Senkung der Umsatzsteuer auf Getränke wurde laut nachgedacht. Bei der Steuer auf Essen ist der Spielraum begrenzt, sie liegt schon bei niedrigen zehn Prozent,

Was damit bezweckt werden soll, illustriert Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in gewohnt einfach verständlicher und eindringlicher Botschaft: "Damit das Wirtshausleben, so wie wir es lieben und kennen, wieder zur Normalität zurückkehren kann, wollen wir ein eigenes Unterstützungspaket schnüren und mit verschiedenen finanziellen Entlastungen den Betrieben den Start in den kommenden Monaten erleichtern."

Schon klar, die Wirte und Restaurantbesitzer trifft der Shutdown schwer. Alles, was durch die behördlich verfügte Schließung nicht erwirtschaftet werden konnte, lässt sich nicht mehr nachholen. Das tut zweifelsohne weh. "Die Wirtinnen und Wirte und die Gastronomie sind durch die Corona-Krise unverschuldet mit schweren finanziellen Verlusten konfrontiert", schickt richtigerweise Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nach. Nur das gilt praktisch für alle Dienstleister, zu denen viele kleine Einpersonenunternehmen gehören.

Was die Wirte betrifft, die nun ab Freitag unter verschärften Bedingungen wieder Gäste empfangen können, so darf man eines nicht aus den Augen verlieren: Von den rund 60.000 Betrieben werden gar nicht alle aufsperren. Auflagen wie Maskenpflicht für das Personal und Abstandhalten sind im Sinne der Prävention verständlich und richtig. Betriebswirtschaftlich sind sie für viele Unternehmer wohl tödlich. Schon in normalen Zeiten ist es schwierig, gut über die Runden zu kommen; wenn durch die Abstandsregel weniger Menschen bewirtet werden können, rechnet sich das für viele wohl nicht.

Dazu kommt: Viele Betriebe in der Branche stehen auf wackeligen Beinen. Es mangelt vielfach an Kapitalreserven, gut ein Zehntel zählt zu den Mikrounternehmen. Kleine, feine Kaffeehäuser, Suppenstudios, Saftbars und was sonst zum urbanen Lifestyle zählt. Keine Frage: Sie alle machen das Leben lebenswert, sind kreativ und engagiert. Und sie haben ihre Lokale in guten und deswegen teuren Lagen, weil dort auch das Publikum ist, dem in normalen Zeiten das Geld für den kulinarischen Genuss locker sitzt. Es wird sie noch härter treffen als so manchen Familienbetrieb, wo die Oma kocht und der Sohn serviert. Auch einige von ihnen werden nicht mehr aufsperren. Traurig, aber realistisch.

Helfen ist tatsächlich das Gebot der Stunde. Nur ist es jetzt angezeigt, zielgerichtet vorzugehen, statt in den Modus der Klientelpolitik zu verfallen. Jetzt muss man dafür Sorge tragen, dass das, was schon an Hilfsmaßnahmen steht, ordentlich funktioniert. Bei den Steuerstundungen ist das der Fall, beim Hilfsfonds und den Krediten hapert es kräftig.

Die Phase des Feuerwehrspielens und des Verteilens von Millionen mit der Gießkanne ist vorbei. Dass ein billigerer Spritzer es für die Gastronomen richten wird, davon ist nicht auszugehen. Für Essen, Trinken und fein Beieinandersein werden die Menschen Geld ausgeben, wenn sich das Gefühl breitmacht, dass es wieder aufwärts geht. (Regina Bruckner, 10.5.2020)