Einer der wenigen positiven Effekte: Die klimaschädlichen Ausstöße werden heuer geringer ausfallen.

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Wien – In Österreich werden die CO2-Emissionen heuer um 7,1 Prozent zurückgehen. Zu diesem Ergebnis kamen Ökonomen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) mithilfe eines neuen Prognosetools, hieß es in einer Aussendung am Sonntag.

Der Grund: Die Wirtschaft lag und liegt aufgrund der Corona-Pandemie teilweise still. Die Wertschöpfung soll heuer – je nach Szenario – um fünf bis sieben Prozent zurückgehen. Die prognostizierte Abnahme der Kohlendioxidemissionen ist die direkte Folge davon. Da die Höhe der CO2-Emissionen zusätzlich noch von Faktoren wie der Zahl jener Tage, an denen geheizt wird, beeinflusst wird, ist der genannte Rückgang allerdings nicht als Prognose der Treibhausgasinventur für das Jahr 2020 zu verstehen.

In Österreich entstehen nahezu 70 Prozent der Treibhausgasemissionen im Zuge der Energieerzeugung. Jüngst veröffentlichte Daten von Eurostat zeigen für Österreich einen durch vermehrten Energieeinsatz bedingten Anstieg der CO2-Emissionen von 2,8 Prozent im Jahr 2019 gegenüber 2018.

Damit läuft die Entwicklung der Emissionen in Österreich entgegen dem europäischen Trend. Die Gesamtheit der klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen ist laut frühzeitigen Schätzung von Eurostat 2019 in der EU um 4,3 Prozent zurückgegangen.

Emissionen werden wieder steigen

Beim Wifo rechnet man damit, dass Österreich 2021 wieder deutlich mehr emittieren wird als heuer. Da die österreichische Wirtschaft nach wie vor eng mit der Verwendung fossiler Rohstoffe verwoben ist, wird sich das für 2021 erwartete Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent im kommenden Jahr auch in der Treibhausgasinventur des Landes niederschlagen. Zu diesem Schluss kommen die Wifo-Experten auch aufgrund der Erfahrung: 2010 kam es zu einer Zunahme der Emissionen von 5,5 Prozent, nachdem die Finanzkrise 2009 einen Rückgang von 7,6 Prozent gegenüber 2008 gebracht hatte.

Neues Modell

Die Wifo-Prognose für 2020 beruht auf einem neuen Input-Output-basierten Modell namens Alice. Dessen primärer Zweck ist die Beurteilung der Klimaverträglichkeit wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Entwickelt haben es die Wifo-Ökonomen Mark Sommer, Franz Sinabell und Gerhard Streicher. Das Tool soll Entscheidungstragende dabei unterstützen, Maßnahmen zu identifizieren, die Österreich auf einen Pfad der Wirtschaftsentwicklung ausrichten, der eine Entkopplung von fossilen Rohstoffen und Energieträgern ermöglicht.

Im Jahr 1990 wurden pro Million des Inlandsprodukts 317 Tonnen an Treibhausgasen emittiert, 2018 waren es um ein Drittel weniger – nämlich 211 Tonnen. Die Transformation sei laut Wifo also eingeleitet. Eine Abkopplung und völlige Vermeidung von fossilen Materialien erfordere jedoch noch weitere Anstrengungen.

Die Angaben der Wifo-Experten zu der erwarteten Emissionssenkung beziehen sich auf Treibhausgasemissionen, die vom UN-Klimasekretariat (UNFCCC) veröffentlicht wurden. Dabei werden Gutschriften von Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Waldwachstum ausgeklammert. Nicht berücksichtigt werden ebenso die Emissionen des internationalen Flug- und Schiffsverkehrs sowie der Verfeuerung der Biomasse. (red, 10.5.2020)