Der Künstlerische Vorstandsdirektor der LIVA, zu der auch das Brucknerhaus gehört: Dietmar Kerschbaum

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"Geigen wir die ganze grüne Kulturpartie ham! Unter die vier Prozent, wo sie hingehören!", wütet der Kabarettist Lukas Resetarits in einem aktuellen Video. Sein Zorn über die Kulturpolitik des Bundes dürfte in Künstlerkreisen, gänzlich der Untätigkeit ausgeliefert, kein Einzelfall sein. Veranstalter allerdings müssen über ihre Wut hinaus versuchen, trotz der Beschränkungen wieder etwas Leben in Kulturbuden zu bringen. Der Chef des Brucknerhauses etwa: Dietmar Kerschbaum plant, Klangwolke und Brucknerfest stattfinden zu lassen – jedoch im Corona-Format.

Klar: Der Große Saal (1.400 Plätze) wird vorerst nicht in voller Kapazität bespielt werden können. Man habe sich daher ein "Wabensystem" ausgedacht, das zwischen jedem Besucher "mindestens einen Meter, eher sogar eineinhalb Meter Abstand vorsieht". Insgesamt würden so 400 Personen Platz finden. Bereits ab Juli werden zwei Sonntagsmatineen, die abgesagt wurden, als Test "in modifizierter Form nachgeholt", so Kerschbaum.

Kürzere Konzerte

Mit Künstlern, etwa Martin Haselböcks Wiener Akademie (Konzert am 12. Juli), wurde bereits besprochen: "Die Konzerte werden kürzer sein, ohne Pausen stattfinden. Dafür werden sie mindestens einmal, vielleicht sogar zweimal wiederholt." Die Musiker würden vielleicht stehend spielen, sicher aber mit größerem Abstand zueinander. Und: Für Blasinstrumente wird es "bei Bedarf Plexiglaswände geben, wie sie bei manchem Orchester als Schallschutz mitunter ohnehin üblich sind".

Zwecks Sicherheit stockt man das Personal auf. Es soll das Betreten und Verlassen des Hauses sowie das Aufsuchen von Toiletten steuern. "Und wir werden ein Kontrollsystem einführen, eine Art Registrierung, die es uns bei einer Infektion erlaubt, schnell den Kreis einzuschränken, von dem aus diese ausging." Die Registrierung erfolgt nur freiwillig, "sie wird aber Bedingung sein, um Veranstaltungen besuchen zu dürfen". Um eine App handelt es sich nicht. Die Bekanntgabe der Wohnadresse wird aber nötig sein.

Unübliche Klangwolke

Kerschbaum hofft, so 70 bis 75 Prozent des Brucknerfest-Programmes durchzubringen. Vermutlich jedoch wird man dabei "auf Gastspiele ausländischer Orchester vorerst verzichten müssen", so der künstlerische Leiter, der sich auch um die 100.000-Besucher-Massenveranstaltung im Linzer Donaupark kümmern muss. Am Konzept wird getüftelt. In der üblichen Form jedenfalls wird die Klangwolke (12. September) nicht stattfinden.

Vielleicht geht man zurück zu den Wurzeln, zum Beginn, als jeder Linzer aufgefordert wurde, vom Fenster aus, seinen "Wolkenbeitrag" einzubringen. Außer es passiert bei den Beschränkungen ein unwahrscheinliches Wunder der Lockerung.

Finanzielle Linderung hat immerhin Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nun allgemein in Aussicht gestellt: Der von der Regierung angekündigte Fonds für gemeinnützige Organisation, mit dem auch zahlreichen Kulturvereinen geholfen werden soll, soll laut Kogler voraussichtlich 700 Millionen Euro umfassen und über ein halbes Jahr zur Verfügung stehen. Das verkündete er am Sonntag in der ORF-Sendung "Hohes Haus".

Ob dies den Zorn der Szene und Lukas Resetarits besänftigt, muss sich allerdings erst weisen. (Ljubiša Tošić, 11.5.2020)