Esterházy ist eine Macht im Burgenland. Mit Kulturdenkmälern, Restaurants, Weinbau, Land- und Forstwirtschaft sitzt man auf beachtlichen Werten.

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Die Seebäder im Burgenland sind wieder offen – bis auf weiteres. Das vom Land verordnete Betretungsverbot, das vor allem aus Angst vor einer Invasion der Wiener eingerichtet worden war, lief Ende April aus. Die Museen werden bald wieder stufenweise aufsperren, private früher als die Bundesmuseen, aus der sommerlichen Oper im Steinbruch wird aber nichts. Turandot steht nun 2021 auf dem Programm. Das Großereignis wurde wie alle großen Festivals des burgenländischen Kultursommers aufgrund des Coronavirus abgesagt.

Stefan Ottrubay klingt dennoch recht unverzagt, wie es sich für einen Generaldirektor der Esterházy-Betriebe und Neffen der 2014 verstorbenen Melinda Esterházy geziemt. Man werde "in enger Abstimmung mit dem Land" wie andere große Kulturanbieter auch Geld aus den entsprechenden Hilfspaketen in Anspruch nehmen. "Da gehören wir dazu."

Wirtschaftliche Macht

Mit einem Gesamtumsatz von 55,8 Millionen Euro im Jahr 2018 und rund 380 Mitarbeitern, von denen derzeit etwa 100 in Kurzarbeit sind, ist Esterházy wirtschaftlich eine Macht (Übermacht, so sehen es manche) im Burgenland. "Wir sind visibel", so formuliert es Ottrubay, der die Geschäfte mittlerweile seit fast zwei Jahrzehnten führt. Schloss Esterházy, Burg Forchtenstein, Seebäder, Jagdgründe, Restaurants, Land- und Forstwirtwschaft: Den Esterházy-Stiftungen gehört ein Achtel des Bundeslands, Wälder, Ackerflächen, die biologisch bewirtschaftet werden, fast ein Drittel des Neusiedler Sees, Weinberge, Steinbrüche, Burgen, Schlösser. Es ist wohl der größte private Grundbesitz Österreichs.

Das Imperium steht auf vielen Beinen, Basis sind die ab 1994 von Melinda Esterházy gegründeten Stiftungen. Pannatura, Immobilien, Tourismus und Kultur, Wein, an allen Ecken und Enden werde weiter investiert und modernisiert, da und dort Kosten gesenkt, der Immobilienzweig sei ohnehin von der Krise verschont geblieben, so Ottrubay. Neuestes Projekt ist der Bau eines Vier-Sterne-plus-Hotels nahe dem Schloss mit fast 120 Zimmern. Jetzt werden eben ein bisschen kleinere Brötchen gebacken. Homeoffice, Digitalisierung, Kochen für Hilfsorganisationen und ein "blühender Auslieferdienst", das Reich will auch in Krisenzeiten gemanagt werden.

Schrecklichere Zeiten

Auch wenn das Jahr heuer ein "bisschen besonders" sein werde, dramatische Einbrüche erwartet der gebürtige Schweizer, der im Burgenland vielen als der letzte Fürst ohne Titel gilt, nicht. Es hätte schrecklichere Zeiten gegeben als die Pandemie jetzt, nach der Finanzkrise etwa, aber auch die "Dotcom-Blase war ganz grauslich, wie das durch die Finanz- und Bankenmärkte gegangen ist".

Ottrubay will sich bei seiner Agenda – Umbau und Modernisierung – nicht beirren lassen. Was den Gesamtumsatz betrifft, sei ein Rückgang von sechs bis acht Prozent denkbar. Nicht existenziell, sondern managebar – durch Kostensenkung und Eröffnung neuer Geschäftsfelder. Man biete heute elektronische Führungen an und beginne nun, Konferenzen digital zu offerieren, etwa im Jagdbereich. "Das erste Mal war es gratis, und das nächste Mal werden wir eine Gebühr verlangen."

Flexibel reagieren

"In Optionen denken und flexibel reagieren" nennt der studierte Jurist und frühere Bankmanager das. Das treibt den 66-Jährigen um und hat ihm im Burgenland manche Feindschaften eingetragen. Immerhin, mit dem Land hat er Frieden geschlossen, vergangenen Winter nahm er von Landeshäuptling Hans Peter Doskozil (SPÖ) mit dem Komturkreuz die höchste Auszeichnung entgegen. Man betonte die gute Gesprächsbasis, die Gegner als Kniefall der Landesregierung deuteten. Um den Yachtclub in Breitenbrunn wird vor Gericht gestritten. Esterházy modernisiert das Seebad, der traditionsreiche Yachtclub wehrt sich, das Areal zu räumen.

Eine der vielen Fehden, die den Weg des streitbaren Managers säumen. Kulturtreibende fühlten sich ausgebootet, die Fluktuation unter Managern ist nicht zu übersehen, seit Jahren schwelt der Streit mit Nachkommen der Familie Esterházy. Die vermeintliche Entführung seiner Mutter vor gut einem Jahr wurde als Teil des Zwists interpretiert, zu Unrecht, wie sich herausstellte. Der 90-Jährigen gehe es gut, sagt Ottrubay, sie habe wohl ein bisschen Freude an der Sache gehabt und gesagt: Jetzt bin ich mit einem Schlag noch einmal so bekannt geworden. (Regina Bruckner, 11.5.2020)