Johannes Krisch wäre heuer in der Wiederaufnahme von "Brüderlein fein" bei den Raimundspielen Gutenstein wieder auf der Bühne gestanden. Der Schauspieler und die Intendantin Andrea Eckert bangen nun indes per Brief an die Politik um die Aufführungen..

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Wien – Über 50 Künstler und Festivalleiter richten sich in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (beide Grüne), um auf die Situation im Kulturbereich – mit besonderem Fokus auf "die vielen kleinen und mittleren Sommerfestivals" – aufmerksam zu machen und konkrete Maßnahmen einzufordern.

In dem siebenseitigen Brief wird nicht nur ein grundsätzliches Bekenntnis zu Kunst und Kultur gefordert – und der Mangel eines Kulturministeriums kritisiert –, sondern auch die bisherigen Maßnahmen infrage gestellt: "Sie haben nun mit sechswöchiger Verspätung und nach verständlicher, medialer Empörung Gespräche mit einigen tatsächlichen ExpertInnen aus der Kunst- und Kulturbranche gesucht. Diese dürften, glaubt man den darüber berichtenden Medien, kontroverse Erkenntnisse und vorerst keine konkreten Ergebnisse gebracht haben", heißt es etwa. "Deutlich über 100 kleine und mittelgroße Sommerfestivals stehen entweder vor dem saisonalen oder, in Abhängigkeit davon, vor dem kompletten Aus, so sie nicht bereits abgesagt wurden. Eine Aufrechterhaltung der österreichischen Kulturlandschaft weit über den Sommer und den Herbst hinaus wird aber durch Pauschallösungen, die ausschließlich an den Handel angelehnt sind, nicht möglich sein", kritisieren die Unterzeichner.

Fairness und Gespräche gefordert

Abschließend werden fünf Punkte aufgeführt, die "schnellstmöglich" realisiert werden sollten: Darunter findet sich "die weitestgehende Ermöglichung kultureller Veranstaltungen unter Berücksichtigung eines größtmöglichen Schutzes der Bevölkerung und eine der Kulturnation Österreich würdige Fairness-Angleichung an andere Branchen". Weiters werden "interdisziplinäre Gesprächsrunden mit hochrangigen VertreterInnen möglichst aller kultureller Bereiche inklusive der bisher größtenteils ausgesparten Sommerkultur (abseits von Salzburg und Bregenz) gemeinsam mit den einschlägigen BeraterInnen des Gesundheitsministeriums" gefordert.

Ein weiterer Punkt nimmt das bereits vielfach ventilierte Thema Contact-Tracing auf: So sollen die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, ein auf Freiwilligkeit basierendes, lückenloses Contact-Tracing-Systems im Zusammenhang mit bestehenden Ticketing-Systemen speziell für Kulturanbieter zu realisieren (und zu finanzieren). Schlussendlich soll es "keine finanzielle Benachteiligung bei Entschädigungs- und/oder Förderungsauszahlungen" für Veranstalter geben, "die bereits absagen mussten und ihre Liquidität nicht über die beschlossene Gutschein-Verordnung sichern".

Initiiert wurde der Brief von dem Pianisten und Dirigenten Florian Krumpöck, der auch Intendant des Kultursommers Semmering ist. Unterzeichnet haben etwa Theaterdirektoren wie Wolfgang Sturm (Akzent) und Nuschin Vossoughi (Spittelberg), Schauspieler wie Erwin Steinhauer, Johannes Krisch oder Gerti Drassl sowie Musikerinnen, darunter Angelika Kirchschlager und Roland Neuwirth, und Festivalleiter wie Andrea Eckert (Raimundspiele Gutenstein), Hildegard Koller (Burgfestspiele Güssing) und Christian Knaller (Weissensee Klassik-Festival). (APA, 11.5.2020)