Das Wiener Motorensymposium war bis zu seinem 40. Jubiläum so etwas wie ein Opernball der Ingenieure, gleichermaßen ein Knotenpunkt der Wissensvermittlung wie auch der Selbstdarstellung. Beim 41. Mal fiel nun die Begegnung aus – und damit wohl das Wichtigste überhaupt. 1000 Teilnehmer und 66 Vortragende blieben daheim und sparten damit enorme Mengen an CO2 ein, vor allem in Form nicht geflogener Flugmeilen. Zwar wurden sie wohl versorgt vom Veranstalter, dem Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK), mit Tagungsunterlagen und Videobotschaften, aber das Allerwichtigste konnte nicht stattfinden. Die menschliche Begegnung.

Der Inhalt des Motorensymposiums mag in seinen frühen Jahren von maschinenbaulichem Leistungsdenken, Ehrgeiz und Eitelkeit geprägt gewesen sein, in der jüngeren Zeit wurde immer klarer: Es geht um höchste Energieeffizienz und geringste Schadstoffemission, nicht nur im Dienste freudvoller Mobilität, sondern auch im Lichte massiv zunehmender Umweltprobleme.

Jetzt ist noch eine Facette dazugekommen: Es geht auch um Balance. Die CO2-Einsparung durch Nichtstattfinden ist zwar ein Wert, aber keine Lösung. Der Verlust an menschlicher Begegnung wiegt besonders schwer. Expertenwissen ist der Grundstock einer mechanistischen Gesellschaft auf dem Weg ins digitale Zeitalter, aber ohne Überblick und heftigen Diskurs sind keine menschgemäßen Entscheidungen möglich. Zum Glück ist der Drang nach Begegnung im menschlichen Genprogramm verankert. Sie wird wieder stattfinden. (Rudolf Skarics, 19.5.2020)