Die "Stopp Corona"-App.

Foto: APA

Die Aussagen sorgten für Aufregung. In einem Interview mit der "Financial Times" soll die Vertraute von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Antonella Mei-Pochtler, gesagt haben, dass künftig eine verpflichtende Smartphone-App für Personen, die das Land betreten, angedacht werde. Zwar dementierte Mei-Pochtler später diese Aussagen ("falsch zitiert"), und die Regierung betonte, dass sie weiterhin auf Freiwilligkeit setze – die Diskussion über den verpflichtenden Einsatz von Apps flammte trotzdem erneut auf.

Via Twitter und Facebook sprachen sich viele Nutzer gegen eine verpflichtende Nutzung aus und kündigten an, die "Stopp Corona"-App des Rotes Kreuzes wieder zu deinstallieren.

Der Schauspieler Cornelius Obonya reagierte auf Twitter.

Überhaupt haben in den vergangenen Wochen Aussagen aus dem ÖVP-Umfeld der App keinen Gefallen getan. Seit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka Anfang April vorgeschlagen hat, sie könnte "mit Verpflichtung noch mehr helfen", wird sie argwöhnisch beäugt, obwohl Datenschützer ihr mittlerweile ein sehr gutes Zeugnis ausstellen und andere Staaten neidisch auf diese Lösung sind.

580.000 Downloads

Ob die Aussagen von Mei-Pochtler tatsächlich für einen Rückgang der Nutzung gesorgt haben, ist unklar. Bisher wurden "mehr als 580.000 Downloads verzeichnet", heißt es am Montag dazu zum STANDARD. Vor einer Woche waren es noch 560.000. Wie viele Menschen sie auch tatsächlich nutzen, ist allerdings nicht in Erfahrung zu bringen.

So funktioniert die App.
Foto: STANDARD

Tatsächlich hilft die App nur, wenn sie von mindestens 60 Prozent der in Österreich lebenden Menschen genutzt wird. Davon ist sie meilenweit entfernt. Das Rote Kreuz setzt auf Freiwilligkeit und betont, dass mittels der App Kontaktpersonen von Infizierten "unglaublich schnell" informiert werden können, auch jene, "die ich persönlich nicht kenne und von denen ich keine Kontaktinformation habe".

"Für tot erklärt"

Der türkisen Regierungsmannschaft sind die Downloadzahlen zu gering. Unter der Hand wurde sie bereits "für tot erklärt", schrieb der gewöhnlich gut informierte Ö1-Journalist Stefan Kappacher in seinem Blog. Daher sieht man sich nach Alternativen um. Auch steht der Vorwurf im Raum, ÖVP-Politiker würden die App des Rotes Kreuzes bewusst madig machen. Die Grünen sprechen sich allerdings vehement gegen verpflichtende Apps aus und setzen auf die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz. (sum, 11.5.2020)