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Tawakkol Karman.

Foto: Reuters/Gebert

Die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul Karman hat Saudi-Arabien und dessen Verbündeten eine Hetzkampagne nach ihrer Wahl in das neue Aufsichtsgremium beim Online-Netzwerk Facebook vorgeworfen.

Einige regierungsnahe arabische Medien hatten kritisiert, dass Karman wegen ihrer mutmaßlichen Verbindungen zur Muslimbruderschaft nicht neutral über die Löschung von Inhalten bei Facebook verfügen könne. Karman sprach von "Schikane" der saudischen Medien und den Verbündeten Riads.

Facebook hatte die ersten 20 Mitglieder für das neue unabhängige Gremium vergangene Woche vorgestellt. Darunter sind neben Karman auch die dänische Ex-Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt und der einstige "Guardian"-Chefredakteur Alan Rusbridger. Facebook-Nutzer sollen Nutzer das Gremium in einer ersten Phase bei einer aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Löschung von Inhalten einschalten können. Bei voller Besetzung soll es rund 40 Mitglieder haben.

Medien gegen Karman

Karman sei für ihre Verbindungen zur Muslimbruderschaft und "ultra-radikale Ansichten" bekannt und deshalb eine schlechte Wahl für das Gremium, schrieb die regierungsnahe saudische Zeitung "Saudi Gazette". Die Nachrichtenseite Gulf News sprach von "öffentlicher Empörung der Meinungsführer in arabischen Ländern".

Karman hatte den Friedensnobelpreis 2011 für ihren Kampf zur Stärkung der Frauenrechte und ihre Rolle bei den arabischen Aufständen im selben Jahr gewonnen. In dieser Zeit war sie auch eine Führungsfigur der islamistischen Islah-Partei im Jemen, die als Ableger der Muslimbruderschaft gesehen wird. 2018 distanzierte sich die Partei aber von Karman und setzte ihre Mitgliedschaft aus.

"Ich bin Opfer von weit verbreiteter Schikane und einer Hetzkampagne der saudischen Medien und deren Verbündeten", schrieb Karman bei Twitter. Sie sei jetzt aber auf dem Weg in die Türkei und sicher vor der "Säge, mit der Jamal Khashoggis Leiche zerstückelt" wurde, schrieb sie mit Verweis auf den Mord an dem regierungskritischen saudischen Journalisten.

Agnes Callamard, unabhängige Berichterstatterin des UN-Menschenrechtsbüros für außergerichtliche, summarische oder willkürliche Hinrichtungen, äußerte auf Twitter ihr Bedauern: "Wir stehen solidarisch mit dir." Auch Sarah Leah Whitson, zuvor Nahost-Direktorin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, sicherte Karman auf Twitter ihre Unterstützung zu. (APA, 11.5.2020)