Reißnägel auf der Fahrradspur. Das Ende ist nah.

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Laut einer aktuellen Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind derzeit beinahe 14.000 Tierarten vom Aussterben bedroht. Der Mensch wird dabei als ungefährdet eingestuft. Immerhin sei er als am Land lebende Säugetierart "weit verbreitet, anpassungsfähig und sich stetig vermehrend". Wir sind auf allen Kontinenten und sehr oft sogar auf Kreuzfahrtschiffen zu finden.

Die Antarktis ist allerdings für eine dauerhafte Besiedelung nicht geeignet. Selbst den abgehärtesten Hohlwelt- oder Schneeforscher zieht es ab und zu wieder heim ins Grüne. Und auch droben auf der internationalen Raumstation ISS wird es den Bewohnern nach 40 Durchgängen Minecraft und SimCity oder diversen Pokémon-Go-Runden draußen an der frischen Luft irgendwann zu ereignisarm und unfreundlich.

Das Universum driftet auseinander

Jedenfalls betont die Weltnaturschutzorganisation, dass für den Menschen als Art trotz aller Epidemien, Pandemien und sonstigen Gefährdungen des Lebens derzeit keine "Erhaltungsmaßnahmen" notwendig seien. Wir sind einfach zu viele, als dass man uns einfach so ausknipsen könnte. Reelle Chancen haben derzeit nur der Klimawandel oder ein Meteor. Wobei die Chancen dafür in beiden Fällen nicht so schlecht stehen.

Langfristig gesehen wird uns auf jeden Fall einmal das Auseinanderdriften des Universums den Rest geben. Allerdings handelt es sich da um etwas, das uns persönlich nicht mehr betreffen wird. Deswegen jetzt eine Mietreduktion oder eine Stundung des Bankkredits einzufordern, halte ich persönlich eher für ein aussichtsloses Unterfangen.

Blödheit und Bosheit reinster Güte

Im Gegensatz zu den tausenden Tierarten also, die vor allem wegen des Menschen von der Ausrottung bedroht sind, geht es uns trotz aller Mühe und der sehr oft großen Not halbwegs gut.

Ich schreibe dies alles, weil jetzt jemand in Wien auf einem neuen temporären Radweg Reißnägel verstreut hat. Das ist ein starker emotionaler Protest gegen Rad- – und für Autofahrer. Zumindest einige Stauidioten sehen sich offenbar als Art bedroht, wenn sie statt zwei Fahrspuren nur noch eine zur Verfügung haben. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang von Blödheit und Bosheit reinster Güte. In diesen Fächern wird der Mensch immer besser. So könnten wir es also tatsächlich schaffen, dass wir dem Meteor noch zuvorkommen. (Christian Schachinger, 13.5.2020)