Die Mitarbeiter der Statistik Austria sollen wieder in das Büro beim Wiener Gasometer zurückkehren.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Wien – In vielen Unternehmen werden derzeit die Umstände diskutiert, unter denen die Mitarbeiter in die Büros zurückkehren können. Es gibt dabei viele Spielarten: Manche bilden Teams, von denen eines im Betrieb und eines zu Hause tätig ist, manche setzen Teleworking fort, andere werken wieder gänzlich in den Räumlichkeiten des Unternehmens.

Letztere Variante sorgt manchmal für Probleme, weil Mitarbeiter eine Infektionsgefahr fürchten, auch wenn die Regierung und das Arbeitsinspektorat ziemlich weitreichende Vorgaben in Richtung Abstand, Hygiene und dergleichen gemacht haben. Jedenfalls hat Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) erst kürzlich die Verlängerung von Home Office ausgerufen, wenn das möglich ist.

Wenig Verständnis

Auf wenig Verständnis stößt die Anordnung, an den Arbeitsplatz zurückzukehren, bei einem Staatsbetrieb: Die Geschäftsführung der Statistik Austria hat vor wenigen Tagen die rund 750 Mitarbeiter angewiesen, dass sie ab 18. Mai wieder im Büro zu erscheinen haben. Telearbeit sei dann "ausschließlich im vertraglich vereinbarten Ausmaß" möglich, dekretierte Generaldirektorin Gabriela Petrovic. Ausnahmen gibt es freilich: Sofern die "dienstlichen Erfordernisse es gestatten", kann an zwei Tagen in der Woche von zu Hause gearbeitet werden. Das gelte aber nur in "berücksichtigungswürdigen Fällen", und das vorerst nur bis Ende Juni.

Generaldirektorin Petrovic will die Mitarbeiter im Büro sehen.
Foto: HO

Die Regelung sorgt für Unmut, denn durch die große Anwesenheit steige die Infektionsgefahr, ist aus der Anstalt zu hören. Auch die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln berge Risiken, die unnötig eingegangen werden, denn: Die Statistik Austria beschäftige sich großteils mit digitalen Produkten, "die man perfekt von zu Hause aus erledigen kann", sagt ein Hinweisgeber, der namentlich nicht genannt werden will. Auch Videokonferenzen hätten bisher reibungslos funktioniert, wird versichert.

Mangelnde Unternehmenskultur

Ein anderer Insider meint, dass die Mitteilung der für kaufmännische Angelegenheiten zuständigen Chefin für "viel Aufruhr" gesorgt habe. Zudem ist zu hören, dass die Anordnung Ausfluss einer mäßigen Unternehmenskultur sei. Dem Vernehmen nach hat Werner Holzer, der für Statistik zuständige Generaldirektor der Anstalt, dann kalmierend eingewirkt. In einer zweiten Mail an die Belegschaft sei die Anweisung zur Verrichtung der Dienste im Büro relativiert worden. Homeoffice sei weiter möglich, wenn beispielsweise die Kinderbetreuung nicht ausreichend zur Verfügung stehe. Von der Statistik gab es dazu keine Stellungnahme.

Ausrichten könne man gegen die Rückkehr in den Betrieb nichts, meint dazu Philipp Brokes von der Arbeiterkammer, weil es keinen Rechtsanspruch auf Homeoffice gebe. Und mit der Verordnung vom 30. April wurde für die Rückkehr an den Arbeitsplatz ein eigener Rahmen vorgelegt. Ausnahme bleiben die Risikogruppen, die mit ärztlichem Attest vom Dienst freigestellt sind und für die der Staat die Lohnkosten übernimmt. (Andreas Schnauder, 13.5.2020)