Der Fußball wird bald wieder rollen, das ist doch einmal eine gute Nachricht. Am Freitag dürfen die heimischen Vereine der obersten Spielklasse das Mannschaftstraining wieder aufnehmen, Anfang Juni soll sich – mit "Geisterspielen" in leeren Stadien – die Bundesliga fortsetzen. Der Cupbewerb könnte schon vorher finalisiert werden. Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Sportminister Werner Kogler (beide Grüne) haben die Frohbotschaft gemeinsam mit den Fußball-Oberen verkündet.

Weniger erfreulich ist, dass der ORF erneut eine Sportpressekonferenz im Spartensender statt im "Einser" übertrug, wo das Thema ein viel größeres Publikum gefunden hätte. Ob es sich dabei um eine ORF-interne Geringschätzung des Sports oder des kleineren Koalitionspartners handelt, lässt sich nicht sagen. Es darf durchaus vermutet werden, dass ein türkiser Sportminister auf ORF 1 zu sehen gewesen wäre.

Fußballmannschaften dürfen nun wieder in kleinen Gruppen trainieren.
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Aber gut, Hauptsache, der Zweig, auf den die Verantwortlichen gekommen sind, ist grün. Anschober hat mit sich reden lassen, so wird ein positiver Corona-Test eines einzelnen Spielers nicht gleich dazu führen, dass eine ganze Mannschaft in Quarantäne muss. Die Teamkollegen sind dann zwar angehalten, ihr Privatleben auf die eigenen vier Wände zu beschränken, dürfen aber weiter trainieren und auch Matches bestreiten, wenn sie negative Testresultate vorweisen. Der Austria-Wien-Sportvorstand Peter Stöger, der zur Bundesliga-Arbeitsgruppe gehört, spricht von einer "großen Verantwortung, die wir mit diesem Konzept übernehmen". Die Hoffnung ist, dass auch die Spieler diese Verantwortung sehen und ihre sozialen Kontakte weiterhin einschränken.

Zwei-Meter-Abstand

Die Verordnung, die in Kraft tritt, wirkt sehr vernünftig. Und es ist nicht unklug, dass der Fußball die Vorreiterrolle betont, die er einnehmen möchte. Leo Windtner, Präsident des Fußballbunds (ÖFB), nennt die Bundesliga ein "Flaggschiff", das nicht nur dem Breitenfußball und weiteren Teamsportarten, sondern auch "anderen Gesellschaftsbereichen als Role-Model" die Richtung vorgeben möge. Immerhin darf ab Freitag generell wieder in Mannschaften trainiert werden, wenn auf den vorgeschriebenen Zwei-Meter-Abstand geachtet wird.

Falls die Kurven und Zahlen nicht wieder einen Schwenk nach oben machen, kann in zwei Wochen selbst indoor wieder gesportelt werden. Sportstätten im Freien dürfen landesweit bereits in zwei Tagen wieder aufsperren. Eine Ausnahme gibt es: Just die Schulsportplätze bleiben zu, das hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) so verordnet. Die Regierung lässt Familien mit Kindern am Abend ins Restaurant gehen und in sehr geringer Entfernung zu anderen Familien mit Kindern sitzen, aber ausgerechnet der Sportunterricht ist ausgesetzt? Wirtshaus first!

Zu dieser Linie passt, dass im Sport unzählige Vereine, gemeinnützige Einrichtungen, Veranstalter und Einzelpersonen aus dem letzten Loch pfeifen. Dem Sport fehlt auch die Lobby, die sich beispielsweise in der Kultur dafür starkmacht, dass längst versprochene Hilfsmaßnahmen endlich in Kraft treten. "Ärgerlich" hat es Sportminister Kogler am Dienstag genannt, dass längst zugesagte Gelder aus dem Finanzministerium noch immer auf sich warten lassen. Geringschätzung? Es kann nur vermutet werden, dass ein türkiser Sportminister bereits den Retter in der Not geben könnte. (Fritz Neumann, 12.5.2020)