Mit einem Sicherheitsabstand von einem Meter und einer Maske ausgerüstet, darf man ab Freitag wieder ins Museum. Die meisten öffnen aber erst später.

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Die bundesweite Schließung von Museen anzuordnen ist bedeutend einfacher, als ein Regelwerk für die Wiederaufnahme ihres Betriebes zu finden, wie die Debatte in den letzten Wochen gezeigt hat. Im Vorfeld der ab 15. Mai gültigen Covid-19-Lockerungsverordnung verkündete Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) via Presseaussendung nun erste Bestimmungen: Neben der allgemeinen Abstandsregel (ein Meter) gilt, wie in allen öffentlich zugänglichen Innenräumen, der Mund-Nasen-Schutz. Letzterer kann für Mitarbeiter entfallen, sofern zwischen ihnen und Besuchern eine geeignete Schutzvorrichtung vorhanden ist. Sprich, ein Spuckschutz in Form von Trennwänden aus Plexiglas, wie er etwa im Kassenbereich üblich sein wird.

Jeder eröffnet irgendwann

Die maximal zulässige Anzahl an Besuchern zeitgleich wurde, wie von den Museen erhofft, an die im Handel gängige Formel angepasst: pro Besucher zehn Quadratmeter, gemessen an der gesamten zugänglichen Nutzfläche. Nicht je Raum, wie manche befürchteten, da der zusätzliche Kontrollaufwand enorm gewesen wäre. Sogar Kunstvermittlungsprogramme sind möglich, aber auf zehn Personen beschränkt.

Was genau an diesen Vorgaben, die uns in der einen oder anderen Form im Alltag längst begleiten, nun derart kompliziert war, dass ihre Erarbeitung vier Wochen dauerte, ist man geneigt zu fragen. Denn das war nur einer von vielen Diskussionspunkten, die sich aus der mittlerweile legendären Pressekonferenz ergaben, als die Staatssekretärin eine Öffnung der Museen ab Mitte Mai verlautbarte: Eh nur als Option, nicht als Zwang sei das zu verstehen.
Mit den Bundes- und auch den Landesmuseen war eigentlich anderes, konkret der 1. Juli vereinbart gewesen. Sei es, wie es sei. Gäbe es eine bundesweite Museumslandkarte, wäre sie im Ergebnis jetzt ein bunter Fleckerlteppich: Jeder eröffnet irgendwann, die ersten Standorte am Freitag, die letzten im September.

Bereits Konzepte erarbeitet

Auf konkrete gesetzliche Rahmenbedingungen, unter welchen eine Öffnung und ein Betrieb überhaupt möglich sind, warten die Museen offiziell also seit 17. April und bis zur Veröffentlichung spätestens Donnerstagnacht. Inoffiziell haben sie längst betriebstaugliche Konzepte erarbeitet, die dem Büro der Staatssekretärin seit längerem vorliegen und die noch des Segens des Gesundheitsministers bedurften. Jetzt ist er da, das Frohlocken hält sich trotz der vorab gereichten Häppchen in Grenzen.

Avisos via Presseaussendung oder Interviews seien das eine. "Wir brauchen den Erlass oder die Verordnung, kurz Rechtssicherheit", merkt Bettina Leidl, Präsidentin des Österreichischen Nationalkomitees des International Council of Museums (ICOM) und Direktorin des Kunsthauses Wien verhalten an. Es sei ein erster Schritt, über den man im Vergleich zu Theatern oder Konzerthäusern schon froh sein müsse.

Kein effizienter Betrieb

Vom Normalzustand sei man noch sehr weit entfernt, betont Leidl. Wenn es etwa um die zentrale Aufgabe der Vermittlung gehe, so sei ein effizienter Betrieb derzeit schlicht gar nicht möglich. Sie hofft, dass künftige Lockerungen für Veranstaltungen im Indoorbereich im Hinblick auf die Zahl von Besuchern dann beispielsweise auch automatisch für Museen gelten. Nachsatz: ohne dass es dafür einen exklusiven Erlass benötigt.

Für den neuen Betriebsalltag haben die Häuser ihr Aufsichtspersonal längst geschult und zusätzliche Maßnahmen entwickelt, die nicht von der Verordnung umfasst sind, jedoch eine potenzielle Verbreitung von Covid-19 verhindern sollen. Sie setzen etwa auf den Vorverkauf online, um Menschenaufläufen im Kassenbereich vorzubeugen. Im Falle des Kunsthistorischen Museums (KHM) wird der Indoor-Flaschenhals über den Ticketcontainer im Außenbereich vermieden. Das zusätzliche Reinigungsaufkommen allgemein nicht zu vergessen, das die laufende Desinfektion neuralgischer Bereiche und auch interaktiver Ausstellungsexponate vorsieht.

Besucherzahl keine Herausforderung

Die beschränkte Besucherzahl stellt, so der Tenor, keine Herausforderung dar. Die kulturellen Nahversorger würden, angesichts ihrer schwierigen wirtschaftlichen Situation, schon über den gesetzlich zulässigen Ansturm jubeln. Ohne Schulklassen und Touristen wird sich der Andrang in Grenzen halten. Zum Vorteil für die Besucher: "Es wird ein entspannteres Museumserlebnis", ist KHM-Direktorin Sabine Haag überzeugt. Ihr Haus lockt ab 30. Mai einen Monat lang unter dem Motto "Pay as you wish". Jene, die schon vor der Schließung Inhaber einer Jahreskarte waren, bekommen ein Trostpflaster: Deren Gültigkeit wird um 100 Tage verlängert. Für Ende der Woche hat die Staatssekretärin einen Stufenplan für den Rest des Kunst- und Kulturbetriebes in Aussicht gestellt. (Olga Kronsteiner, 12.5.2020)