Die C-Krise, nennen wir sie der Einfachheit halber so, beschert uns nicht nur eine neue Sprache. Begriffe wie neue Normalität, Schulterschluss mit Abstandhalten, Babyelefant als Maßeinheit und dergleichen mehr legen zwar nahe, dass Regierende und ihre hl. Berater das Volk als etwas minderbemittelt einschätzen, aber sicher meinen sie es nur gut mit uns.

Jetzt, da Herumflanieren so richtig Saison hat, bekommen Promenadologen ihren verdienten Auftritt.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Abseits dessen verdanken wir der C-Krise aber auch ganz neue Erkenntnisse. Etwa über Berufe und Wissenschaften, die wir so bisher nicht wahrgenommen haben. Vertreter der Promenadologie zum Beispiel, der Spaziergangforschung also, haben bisher eher im Hintergrund gewirkt. Jetzt aber, da Herumflanieren so richtig Saison hat, bekommen auch Promenadologen ihren verdienten Auftritt. Sie können uns erklären, warum wir wohin gehen und was das für Städte- und Landschaftsplanung bedeutet. Was Spazierengehen an Platzbedarf generiert, wird ja erst jetzt so richtig klar, da jeder auch noch den jungen Elefanten mit sich zu führen hat.

Wenigstens forschungs- und berufsmäßig tut sich jetzt also einiges. Ob Elefantenkundler oder Freizeit- und Einsamkeitsforscher, ob Abstandsmesser oder Maskenkontrollore: Auf sie alle wartet ein breites Betätigungsfeld.

Auf Sprachwissenschafter und Verhaltensforscher sowieso. Die Frage, die sich da frei nach Karl Kraus stellt: Beherrschen wir die Sprache, oder beherrscht sie uns? (Renate Graber, 13.5.2020)