Eine menschliche, mit Sars-CoV-2-Viren infizierte Zelle.

Foto: APA/AFP/NIH

Wien/New York – Der in New York arbeitende österreichische Virologe Florian Krammer hat einen Test vorgestellt, mit dem Antikörper gegen das Sars-CoV-Virus im Blut nachgewiesen werden können. Nachdem Krammer seine Arbeit bereits Ende März auf dem Preprint-Server "medRxiv" veröffentlichte, ist sie nun in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" erschienen.

Tests, die das Vorhandensein von Sars-CoV-2-RNA nachweisen, werden häufig zur Diagnose von Covid-19 verwendet. Tests, die das Vorhandensein von Antikörpern gegen das Virus messen können, könnten jedoch möglicherweise dazu beitragen, die Infektionsrate in einer Population zu bestimmen.

Zwei Versionen

Bei dem Verfahren handelt es sich um einen sogenannten Elisa-Test (Enzyme-linked Immunosorbent Assay). Dabei werden bestimmte Virusteile – im Fall von Sars-CoV-2 meist das charakteristische Spike-Protein oder Komponenten davon – als Antigene eingesetzt, auf die Antikörper im Blut reagieren. Wie der an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York forschende Krammer und sein Team berichten, erstellten sie zwei Versionen des Spike-Proteins, das sich auf der Oberfläche des Virus befindet. Das Spike-Protein ermöglicht den Eintritt in Wirtszellen und wird von Antikörpern während anderer Coronavirus-Infektionen angegriffen. Die erste Version umfasste das vollständige Spike-Protein, während die zweite auf die Rezeptorbindungsdomäne (einen kleineren Abschnitt des Spike-Proteins) beschränkt war.

Unter Verwendung von 16 Plasma- und Serumproben von Patienten mit Sars-CoV-2-Infektionen stellten die Forscher fest, dass alle Proben im Test ein positives Ergebnis für beide Versionen des Spike-Proteins ergaben. Insgesamt war zu beobachten, dass eine stärkere Reaktion gegen das Spike-Protein mit voller Länge eintrat, was auf eine größere Anzahl von Antikörperbindungsstellen auf dem größeren Protein hindeuten könnte. In Tests mit 50 Serumproben, die von Teilnehmern vor dem Ausbruch von Sars-CoV-2 (Negativkontrollen) entnommen wurden, fanden sie mit dem Test nur eine sehr geringe oder gar keine Reaktivität gegenüber den Proteinen.

Vorläufig zugelassen

Das Team setze den Test bereits seit geraumer Zeit am Mount-Sinai-Krankenhaus ein. Bisher wurden dort mehr als 250 Akutpatienten mittels Blutplasmatherapie behandelt, schreiben die Wissenschafter in "Nature Medicine". Seitens des Bundesstaats New York und der US Food and Drug Administration hat das neue Testverfahren eine vorläufige Zulassung erhalten.

Die Forscher halten fest, dass ihr Test relativ schnell und einfach durchzuführen sei. Sie schränken allerdings ein, dass Proben von Patienten mit Sars-CoV-1 oder Mers nicht in die Forschung einbezogen wurden, sodass nicht bekannt ist, ob Antikörper gegen diese Viren ebenfalls zu einem positiven Ergebnis führen würden. Außerdem seien weitere Untersuchungen mit größeren Stichproben erforderlich.

Die beteiligten Forscher legen in den Publikationen ihre Herangehensweise offen, damit diese von anderen Laboratorien aufgegriffen werden kann. An der Etablierung des Immuntests in Österreich arbeitet seit Ende März auch ein Team unter der Leitung der Universität für Bodenkultur Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien. (tberg, red, 12.5.2020)