Steht vor der Tür: Carlos Sainz.

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Ist fast schon durch die Tür: Sebastian Vettel.

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Der Spanier Carlos Sainz soll Medienberichten zufolge Nachfolger von Sebastian Vettel beim Formel-1-Team Ferrari werden. Der bisherige McLaren-Pilot hat sich nach Informationen von RTL/ntv und "motorsport-total.com" mit der Scuderia auf einen Vertrag ab 2021 geeinigt. Ferrari will demnach die Verpflichtung des 25-Jährigen im Laufe dieser Woche bekanntgeben.

Ferrari und McLaren teilten der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch auf Nachfrage mit, dass man Spekulationen nicht kommentiere. Ferrari hatte am Dienstag die Trennung von Vettel zum Ende des Jahres verkündet. Die weitere Karriereplanung des vierfachen Ex-Weltmeisters ist nicht bekannt. Sainz würde damit künftig an der Seite des Monegassen Charles Leclerc (22) fahren. (APA, 13.5.2020)

Pressestimmen zu Vettels Abschied von Ferrari

ITALIEN:

Corriere della Sera: "Zwischen Vettel und Ferrari herrschte schon seit längerer Zeit eisiger Wind. Der frühzeitige Niedergang des Sterns Vettels ermöglicht Leclerc, im F1-Firmament noch mehr zu glänzen. Leclerc ist im Laufe einer Saison zum Lieblingssohn Ferraris aufgerückt. Jetzt will Maranello auch auf Carlos Sainz setzen. Der Spanier ist intelligent und geschätzt, hinzu ist er nicht so anspruchsvoll wie Lewis Hamilton. Jetzt heißt es für Maranello, für ein wettbewerbsfähiges Auto zu arbeiten."

Gazzetta dello Sport: "Die Trennung von Vettel und Ferrari hat einen Domino-Effekt auf dem schlafenden Markt der F1-Piloten ausgelöst. Die fast sichere Verpflichtung von Carlos Sainz seitens Maranellos wird bei McLaren einen Platz frei lassen, den wahrscheinlich Daniel Ricciardo übernehmen wird. Auch Vettel hat mit McLaren gesprochen, doch offenkundig liegen seine Forderungen über deren Möglichkeiten."

Corriere dello Sport: "Sebastian Vettel zahlt einen hohen Preis für die vielen Fehler, die er bei Ferrari begangen hat. Seit 2013 hat er keine WM mehr gewonnen, seit Singapur 2019 hat er keinen Sieg feiern können. Vettel hat zunehmend unter der Konkurrenz seines jungen Teamkollegen Charles Leclerc gelitten, der bei gleicher Auto-Qualität wesentlich schneller ist. Carlos Sainz und Daniel Ricciardo sind die beiden Kandidaten im Rennen um einen Platz bei Ferrari. Keine Chancen gibt es dagegen, Lewis Hamilton im Ferrari-Cockpit zu sehen."

Il Fatto quotidiano: "Fünf Jahre, 14 Siege und keinen Titel: Die Beziehung zwischen Ferrari und Vettel ist in die Brüche gegangen und wird Ende 2020 beendet. Schon seit längerer Zeit hatte man mit einer Trennung gerechnet. 2015 war es Liebe auf den ersten Blick zwischen dem Deutschen und den Ferrari-Tifosi. Doch die ausgebliebenen WM-Titel und zu viele Fehler haben eine Beziehung ruiniert, die nach dem Erfolg Leclercs endgültig zerbrach."

La Stampa: "Das Ende einer Liebesgeschichte: Ende des Jahres trennen sich die Wege von Vettel und Ferrari. Jeglicher Versuch, den Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern, wie die Scuderia vorgeschlagen hatte, ist gescheitert."

Tuttosport: "Carlos Sainz ist die erste Wahl für Maranello, der sich zwar von Vettel getrennt hat, jedoch noch keinen passenden Nachfolger gefunden hat. An Kandidaten fehlt es zwar nicht, Maranello braucht jedoch jemandem, der dem Temperament Leclercs Stand halten kann."

DEUTSCHLAND:

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Ohne Vertrauen. Fahrtende nach 2020 für Sebastian Vettel bei Ferrari: Zwischen dem Deutschen und der Scuderia fehlt der Glaube an die Qualitäten des anderen."

"Süddeutsche Zeitung: "Donnerschlag in der Stille. Sebastian Vettel und sein Arbeitgeber Ferrari geben sich kaum Mühe, Bedauern über ihre Trennung zum Saisonende vorzutäuschen. Der viermalige Formel-1-Weltmeister will nicht den Adjutanten seines Rivalen spielen. Nun ist die Frage, wie viele Rennen ihm noch bleiben."

"Bild": "Der größte Formel-1-Hammer passiert noch vor dem Saisonstart: Sebastian Vettel wird Ferrari Ende des Jahres verlassen! Nach fünf durchwachsenen Jahren das Aus bei Ferrari. Auch weil ihm Schumis Härte fehlt."

GROSSBRITANNIEN:

"BBC Sport": "Als Sebastian Vettel Ende 2014 bei Ferrari als Nachfolger von Fernando Alonso unterschrieb, träumte er davon, seinem Kindheitshelden Michael Schumacher nachzueifern und mit dem italienischen Team die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Stattdessen endete seine Zeit in Maranello im Frust, unerfüllt. Vierzehn Siege, ja, aber Team und Fahrer haben ihre Ziele nicht erreicht, und bis zu einem gewissen Grad liegt der Grund dafür bei Vettel. Im Verlauf seiner Ferrari-Karriere sah Vettel immer weniger wie der Fahrer aus, der von 2010 bis 2013 mit Red Bull vier Mal nacheinander Weltmeistertitel holte."

"Sky Sports News": "Obwohl Vettel die Meisterschaft sowohl in der Saison 2017 als auch in der Saison 2018 lange Zeit anführte, wurde er beide Male von Hamilton überholt und wurde für seine Fehler auf der Rennstrecke kritisiert. Ferrari hat es dann versäumt, den Schwung ins letzte Jahr mitzunehmen, stattdessen wurde die Saison durch den internen Kampf zwischen ihrem neuen und ihrem etablierten Star geprägt. Leclerc und Vettel hatten zahlreiche Krisenherde auf der Strecke und eine Kollision in Brasilien, die das Rennen beendet hat, obwohl die beiden betont haben, dass sie abseits der Rennstrecke gut miteinander auskommen."

"The Independent": "Beobachter hatten erwartet, dass er (Vettel) Michael Schumachers Rekord von sieben Formel-1-Titeln bricht. Das liegt nun in Reichweite von Weltmeister Lewis Hamilton, der sechs hat. Hamiltons Aufstieg mit Merceds ging einher mit Vettels schrittweisem Abstieg bei Ferrari."

"The Telegraph": "Die Trennung ist der Höhepunkt der außergewöhnlichen Verschlechterung der Beziehungen zwischen der Scuderia und ihrem Starfahrer. (...) Mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse von Vettel ist es verständlich, dass Ferrari mit einem weiteren Dreijahresvertrag zögerte. In den Jahren 2017 und 2018 gab der Deutsche durch entscheidende Fehler den Meisterschaftsvorteil an Hamilton ab, und in 2019 wurde er vom jungen monegassischen Teamkollegen Charles Leclerc regelmäßig in den Schatten gestellt und landete in der Gesamtwertung auf einem entfernten fünften Platz."

FRANKREICH:

"L'Equipe": "Seit gestern gibt es keinen Zweifel mehr, wenn es für einige noch Zweifel gab, dass Leclerc in Maranello die Nummer eins geworden ist. In weniger als zwei F1-Saisonen hat es der 22-jährige Monegasse geschafft, einen viermaligen Weltmeister (2010, 2011, 2012, 2013) auszuschalten, die interne Alchemie bei Ferrari umzukrempeln (...). Seit gestern ist es daher eine Selbstverständlichkeit, dass die Zukunft der Scuderia mit der von Leclerc verbunden ist. (...) In weniger als einem Kalenderjahr wurden die Messen gesungen, der Kaiser begraben und der neue König inthronisiert. Die Machtergreifung war bonapartistisch, schnell, chirurgisch und – fast – reibungslos." (sid, APA, red, 13.5.2020)