Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, eröffneten die Schanigarten-Saison am Mittwoch nur symbolisch. Los geht es am Freitag, wenn die Corona-Beschränkungen für die Gastronomie gelockert werden.

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Wien – Corona-Unterstützung für Haushalte, Wirtschaftsimpuls – oder öffentlichkeitswirksames Wahlkampfzuckerl im Wiener Wahljahr 2020: Auf den neuen Vorstoß von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) treffen alle drei Zuschreibungen gleichermaßen zu. Die Geldschleusen sind jedenfalls geöffnet: Anlässlich der alljährlichen Eröffnung der Schanigartensommersaison verkündete Ludwig am Mittwoch einen Wirtshausgutschein für alle 950.000 Wiener Haushalte.

Die Stadt Wien wird bis Mitte Juni jedem Mehrpersonenhaushalt einen Gutschein über 50 Euro für Essen und Trinken beim Wirten zusenden. Einpersonenhaushalte erhalten 25 Euro. Da ist es egal, ob der Empfänger Multi-Millionär oder Mindestsicherungsbezieher ist.

Insgesamt kostet die Stadt diese Maßnahme "rund 40 Millionen Euro, wenn alle Gutscheine eingelöst werden", sagte Ludwig. Er bekräftigte bei einem Termin mit Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ), Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck und Vize Hans Arsenovic: "Wir können uns das leisten."

Gültig für Essen und alkoholfreie Getränke

Am Freitag, wenn die Gastronomie nach einem zweimonatigen Lockdown wieder aufsperren darf, können die Gutscheine noch nicht eingelöst werden – weil es sie noch nicht gibt. Die Gutscheine müssen erst fälschungssicher entwickelt werden, hieß es. Bis Mitte Juni sollten diese aber in allen Wiener Haushalten vorliegen, die Gültigkeitsdauer wurde bis Ende September festgesetzt. Ludwig sprach von einem "Impuls" für die Wirtschaft. "Wir werden einen Schwung sicherstellen."

Einzulösen sind die Gutscheine für Essen und alkoholfreie Getränke. Bier und Spritzer fallen also nicht darunter. Gültig sind sie in allen Betrieben, die in der Sparte Gastronomie der Wirtschaftskammer geführt werden.

Mit Gutscheinlösungen in der Corona-Krise hat Ludwig bereits Erfahrung: So erhielten 70.000 Wiener Senioren Taxigutscheine mit einem Wert von jeweils 50 Euro.

9.000 Gastro-Betriebe und Kaffeesieder in Wien

Laut Wirtschaftskammer-Chef Ruck gibt es in Wien rund 6.000 Gastro-Betriebe und 3.000 Kaffeesieder. Wie viele davon den Lockdown und die schwierige Zeit danach überstehen und nicht zumachen werden, konnte er nicht sagen. "Jede Zahl wäre ein Blick in den Kaffeesud." Den 40-Millionen-Euro-Gutschein für die Wiener Lokale bezeichnete Ruck als "durchaus ansprechende Summe". Ruck verglich diese mit der Wertschöpfung der Betriebe, die in Wien rund 100 Millionen Euro pro Monat ausmache.

Laut Ruck sei es wichtig, die Wienerinnen und Wiener wieder in die Schanigärten und die Lokale zu bekommen. Die Gutscheine seien da ein guter Weg, hier etwas zu stimulieren. Denn klar sei auch, dass nicht nur die Gastro das vorläufige Ausbleiben der Touristen massiv spüren werde. Im abgelaufenen Rekordjahr gab es mehr als 17 Millionen Nächtigungen. Ruck: "Die Touristen werden uns abgehen." Dazu kommen die ganzen Corona-Beschränkungen: Laut Ruck müssten Betriebe mit einem Minus von 30 bis 60 Prozent bei der Auslastung und also auch beim Umsatz rechnen.

Großzügigere Schanigarten-Regelung wird überlegt

In Corona-Zeiten werden auch Schanigärten für Betriebe immer wichtiger. Im Freien ist die Ansteckungsgefahr laut Experten weit weniger gegeben als in geschlossenen Räumlichkeiten. Laut Ruck gibt es Überlegungen, die Schanigarten-Regelung auszudehnen – also größere Schanigärten zuzulassen. "Natürlich wird man heuer großzügiger sein", sagte er. Er verwies aber noch auf Gespräche mit der Stadt. Zudem gab er zu bedenken, dass größere Schanigärten teils auch auf Kosten von Parkplätzen für Handelsbetriebe gehen. Hier gelte es abzuwägen. Die Schanigarten-Gebühr hat die Stadt Wien den Betrieben bereits bis Ende des Jahres erlassen.

Ludwig für Neos ein "Gutscheinkaiser"

Die FPÖ zeigte sich "grundsätzlich erfreut" über die Gutschein-Aktion. Ludwig würde "eine weitere Forderung der FPÖ" übernehmen, sagte Vizebürgermeister Dominik Nepp. Allerdings seien die maximal 25 Euro pro Person zu wenig: Nepp sprach sich für einen "monatlichen Trinkgeld-500er" für Gastro- und Dienstleistungsbetriebe aus, die von Corona betroffen sind.

Die Neos bezeichneten Ludwig als "Gutscheinkaiser" und vermissten nachhaltige Konzepte für die Gastronomie. Von den Pinken gab es aber auch Lob: Für die Eröffnungsphase sei der Gutschein "sicher ein guter Impuls". (David Krutzler, 13.5.2020)