Geneigte PC-Gamer kennen die Situation. Die Jahre ziehen ins Land und der eigene Rechner, der zum Zeitpunkt der Anschaffung ein selbst für aufwendige AAA-Games unbezwingbares Monster war, fängt langsam an zu schnaufen. Es ruckelt mal hier, mal da. Bei diesem und jenem Spiel muss man Grafikdetails und Sichtweite herunterschrauben, um nicht in unangenehme Frame-Rate-Regionen zu geraten. Und wenn dann auch noch eine Hardwarekomponente den Geist aufgibt, ist der Entschluss gefasst: Ein neuer Computer muss her.

Auch bei mir ist dieser Zeitpunkt gekommen. Die CPU in meinem aktuellen PC, ein Intel Core i5-6600K, kommt trotz Übertaktung immer wieder an ihre Grenzen. DDR4-Arbeitsspeicher mit 2.133 MHz ist auch nicht mehr so wirklich State of the Art. Und die meisten Games von einer herkömmlichen Festplatte zu laden, macht besonders bei Titeln mit großem Datenumfang wenig Spaß. Maßnahmen, wie das Verschieben einzelner Spiele auf die SSD, die eigentlich dem Betriebssystem und den wichtigsten (Arbeits-)Programmen vorbehalten ist, sind kaum mehr als ein Workaround.

Time to say goodbye

Eigentlich hätte ich mir die Neuanschaffung eher für Ende des Jahres oder Frühjahr 2021 vorgenommen. Doch die beständige Kompromissfindung bei einigen neueren Spielen weckte meine Ungeduld. Und als dann noch der Netzteillüfter seinen Dienst quittierte und der Austauschversuch scheiterte, war der Entschluss gefällt. Der neue Rechner muss jetzt gleich her. Befreiet mich aus den erdrückenden Ketten der Framedrops, oh ihr glorreichen Hardwaregötter!

Mit diesem Entschluss stellen sich auch essenzielle Fragen. Welchen Hardwareherstellern möchte ich mein elektronisches Wohl in den kommenden Jahren anvertrauen? Wie bleibe ich im Budget mit Schmerzgrenze von 1.250 Euro? Die Würfel sind gefallen. Und sie bringen eine Rückkehr zu "Team Red" – vulgo AMD.

AMD Ryzen 7 3700X (bzw. dessen Verpackung).
Foto: AMD

Ryzen 7 statt Core i5

Die Nachfolge des aktuellen Intel-Quadcore tritt ein Ryzen 7 3700X an. Statt vier Kerne mit vier Threads stehen mir dann acht Kerne mit 16 Threads zur Verfügung. Das ist für Games wahrscheinlich noch etwas länger übertrieben, allerdings werden sowohl die Playstation 5, als auch die Xbox Series X mit einer Achtkern-Plattform laufen. Das lässt hoffen, dass die Games-Entwickler ihre Werke künftig besser für Multicore-Systeme optimieren. Davon abgesehen plane ich, mich künftig vermehrt mit Grafik- und Videobearbeitung auseinanderzusetzen, und da tragen mehr Kerne und Threads zu deutlich verringerten Renderingzeiten bei. Wäre ich in solchen Fragen kein Enthusiast, sondern ein Vernunftmensch, würde es auch der Ryzen 3600X (sechs Kerne, zwölf Threads) tun.

Gekühlt wird das gute Stück von einem Scythe Mugen 5 (Rev. B). Eigentlich hätte es ein Dark Rock 4 von Be Quiet werden sollen, der allerdings nicht lagernd war. Scythes Lösung ist weitgehend ebenbürtig, kann allerdings laut Spezifikationszettel ein wenig lauter werden. Be Quiet kommt trotzdem zum Zug, wenn auch "nur" bei einem zusätzlichen Gehäuselüfter (Silent Wings 3 PWM).

Corsair Vengeance LPX
Foto: Corsair

16 GB RAM sind genug

Zur Seite gestellt werden ihm 2 x 8 GB DDR4-RAM des Typs Corsair Vengeance LPX mit einer Taktung von 3.200 MHz. Das wäre das vom Prozessor unterstütze Maximum, wenngleich man mit etwas Spielerei dank AMDs Infinity Fabric auch von Arbeitsspeicher mit höherer Taktrate profitieren kann. 32 GB RAM hätten mich angelacht, das wäre aber für meine Zwecke noch mehr Overkill als der Prozessor, zumal man – jedenfalls heute – für reines Gaming selbst mit acht GB RAM noch gut unterwegs ist.

Beim Motherboard habe ich mich für das ASRock X570 Pro 4 entschieden. Es hat alles was ich brauche, verzichtet auf unnötige Komponenten und hat gute Rezensionen vorzuweisen. ASRock spielt auch in die Hände, dass ich mit dem (von Asus einst ausgegliederten) Unternehmen bereits in der Vergangenheit gute Erfahrung gemacht habe. Der X570-Chipsatz bringt mir PCIe 4.0-Support und Unterstützung für die anstehende nächste CPU-Generation von AMD. Auch wenn das eine reine Eventualität ist und ich nicht davon ausgehe, dass diese genug Grund für ein Upgrade bietet.

WLAN ist nicht an Bord, hierfür nutze ich aber ohnehin ein USB-Dongle. Das wiederum auch nur, weil der Rechner sich aufgrund der gegebenen Konstellation aus Netzanbieter-Modem – wo der PC ohnehin direkt per Kabel dranhängt – und Meshrouter sonst nicht in mein Musik-Streaming-Setup daheim eingliedern lässt. Dafür gibt es einen USB-C-Port mit USB 3.1 Gen 2-Support, an den künftig eine VR-Brille anhängen lässt – wahrscheinlich die Oculus Quest oder ihr Nachfolger.

Samsung 970 Evo Plus NVMe-SSD
Foto: Samsung

SSD only

Windows 10, alle relevanten Arbeitsprogramme sowie vielleicht das eine oder andere Spiel werden von einer Samsung 970 Evo Plus NVMe-SSD mit 500 GB an Platz beherbergt werden. Es gibt zwar günstigere Modelle anderer Hersteller, in diesem Preisbereich zählt das Modell aber zu den schnellsten, und Samsung hat als Speicherhersteller außerdem einen sehr guten Ruf.

Ergänzt wird sie von einer regulären SATA-SSD in Form einer Crucial MX500 mit einem Terabyte an Platz. Diese bringt zwar nicht die besten Benchmark-Ergebnisse mit, gilt aber als Option mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die 500-GB-Variante verrichtet auch bereits seit einigen Monaten und ohne Problemen ihren Dienst in meinem noch aktuellen Rechner.

Dazu kommt eine 120-GB-SSD des Typs Sandisk Plus als Speicher für Projekte. Diese fließt allerdings nicht in die Kalkulation ein, weil sie eigentlich für andere Zwecke angeschafft worden war, dafür aber nie zum Einsatz kam und dementsprechend seit einem Jahr in einer Schublade schlummerte.

Fractal Design Define C
Foto: Fractal Design

Solides Netzteil im Silent-Gehäuse

Mit ausreichend Saft versorgen soll das System das M12II-620 Evo-Netzteil von Seasonic. Ebenfalls eine Lösung, die ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wahren soll. Es handelt sich zwar um ein älteres Modell, allerdings von einem Hersteller, der für gute Qualität bekannt ist. Es bietet ordentliche Energieeffizienz gemäß "Plus Bronze"-Spezifikation, die laut Tests in einigen Szenarien sogar die Kriterien für den nächstbesseren Standard (Silver) erfüllen würde. Dazu ist es vollmodular und erspart damit lästigen Kabelsalat. Allerdings ist es unter größerer Last auch nicht das leiseste Modell.

Gegen die potenzielle Lärmentwicklung soll allerdings das Gehäuse helfen. Grundsätzlich gibt es zwei Zugangsarten, um ein möglichst leises Erlebnis zu schaffen. Erstens: ein sehr durchlässiges Gehäuse (Mesh) wählen und dazu auf sehr große, dafür langsam drehende Lüfter setzen. Zweitens: ein schallgedämmtes Case verwenden und gegebenenfalls den einen oder anderen Grad mehr an Temperaturentwicklung in Kauf nehmen.

Ich habe mich für Letzteres entschieden, und zwar in Form des Fractal Design Define C, das auch die standortbedingt erforderlichen kompakten Maße mitbringt. Der Grund: In meiner Wohnung nahe der Innenstadt ist die Staubentwicklung recht hoch, was im Inneren des Rechners trotz aller Filter immer wieder zu unschönen Ansammlungen geführt hat. Dann doch lieber eine geschlossene Variante. Der Verzicht auf eine konventionelle Festplatte, Cardreader und optisches Laufwerk hilft zudem bei der Wahrung akzeptabler Temperaturen. Ein weiterer Pluspunkt ist das schlichte Design des Define C, zumal ich weder ein durchsichtiges Seitenfenster noch nervigen RGB-Bling brauche. Ich will schließlich einen gut funktionierenden Computer und keinen grell blinkenden Borg-Würfel haben.

Zotac Geforce 1070 Mini
Foto: Zotac

Wo ist die Grafikkarte?

Geneigte Gamer werden an dieser Stelle wohl schon etwas gestresst sein. Grafikkarte? Wo ist die Grafikkarte? Wie will er denn spielen ohne GRAFIKKARTE? Eine berechtigte Frage. Die Antwort: Mein aktueller Grafikknecht, eine Zotac GTX 1070 Min, wird von meinem jetzigen Rechner übersiedelt. Ich spiele "nur" in Full HD-Auflösung, dementsprechend kommt die eine Generation alte GPU bislang kaum an ihre Grenzen. Raytracing hat zudem meiner Ansicht nach noch kaum Mehrwert.

Darum habe ich beschlossen, künftig nach einer Art "Tick-Tock"-Prinzip vorzugehen. Dem Upgrade aller anderen Komponenten folgt circa zwei Jahre später das Upgrade der Grafikkarten. Das verteilt die Kosten und ermöglicht es, immer strategisch nur einen Flaschenhals zu beseitigen, zumal selten GPU und CPU gleichzeitig an ihre Limits kommen. Und für mich eröffnet sich im Jahr 2022 dann vielleicht der Sprung zu Raytracing und 4K, je nachdem was Nvidia, AMD und vielleicht Intel dann in ihrem Grafikkarten-Portfolio haben.

Neues Leben für den alten PC

Die Gesamtkosten für das System belaufen sich auf insgesamt 1.110 Euro plus 90 Euro für den Zusammenbau, den ich aus Gründen der Garantie und des schöneren Kabelmanagements von meinem Händler erledigen lasse. Entschieden habe ich mich, wie auch schon vor vier Jahren, für E-Tec, auch, weil meine Filiale in Gehweite ist und ich mit der Beratung zufrieden bin. Erleichtert wurde mir die Entscheidung auch dadurch, dass zwei weitere Wiener Händler auf meine Anfrage gar nicht erst reagiert haben und ein weiterer nach dem ersten Angebot auf Änderungswünsche hinsichtlich der vorgeschlagenen Konfiguration nicht mehr antwortete.

Mein baldiger Ex-PC wird allerdings nicht ganz in Pension geschickt. Er wird mir künftig im Elternhaus als Spieleknecht dienen. Ein neues Netzteil ist schon eingebaut, und sobald ich meinen neuen Rechner abgeholt habe, wird die Wärmeleitpaste der CPU erneuert und eine gebrauchte Radeon R9 380-Grafikkarte verbaut. (Georg Pichler, 13.05.2020)