Im April veröffentlichten US-Forscher um Philip Anfinrud und Adriaan Bax von den National Institutes of Health in Bethesda ein Plädoyer zum Tragen von Gesichtsmasken. Anlass war ein Experiment zur Visualisierung der Mikrotröpfchen, die wir beim Sprechen ausstoßen. In einem geschlossenen Raum können diese nämlich fast eine Viertelstunde lang in der Luft bleiben, wie das Team berichtete.

Für ihr Video projizierten die Forscher einen grünen Laser durch eine Box, an deren offener Seite einer der Forscher platziert war und 25 Sekunden lang laut sprach. (In einem Anfall von Ironie etwa den Satz "Stay healthy!" ...) Die vom Laserlicht zum Leuchten gebrachten Tröpfchen konnten leicht ausgemacht und gezählt werden, sie blieben im Schnitt zwölf Minuten lang in der Luft.

National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK)

Nun haben die Forscher ihre Erkenntnisse auch in einer Studie im Fachjournal "PNAS" veröffentlicht. Beim Versuch der Quantifizierung, wie viel Sars-CoV-2 durch das bloße Reden von infektiösen Personen tatsächlich in die Luft abgegeben wird, kamen sie auf die erstaunliche Zahl von 2.600 Partikeln pro Sekunde. Diese 2.600 Tröpfchen enthielten in etwa 2,4 bis 12 Nanoliter Mundflüssigkeit.

Unter der realistischen Annahme, dass ein Milliliter davon etwa sieben Millionen Sars-CoV-2-Kopien enthält, errechneten die Forscher, dass eine Minute lautes Sprechen mehr als 1.000 virushaltige Tröpfchen erzeugt, die acht bis zwölf Minuten in der Umgebungsluft verbleiben. Dabei ist auch die Größe der Tröpfchen entscheidend: Sehr kleine Tröpfchen enthalten eher keine Viren, besonders große sinken schnell zu Boden.

Normales Sprechen infektiöser Personen in geschlossenen Räumen dürfte mithin ein wichtiger Weg der Virusübertragung sein, so das Resümee der Forscher. Hierin könnte einer der Gründe für die schnelle Ausbreitung des Virus liegen. (jdo, tasch, 14.5.2020)