Eine Katze hat einen Rosakakadu erbeutet – immerhin hat es in diesem Fall den Vertreter einer Art getroffen, die alles andere als selten ist.
Foto: APA/AFP/The Threatened Species Recovery Hub

Canberra – Hauskatzen stehen weltweit auf der Liste der verheerendsten Bioinvasoren ganz weit oben. Offiziell domestiziert, haben sie ihre wilde Seite nie so ganz abgelegt und gehen routinemäßig auf die Jagd, wenn sie nach draußen können. Unter den Populationen wildlebender Vögel, Reptilien und Kleinsäugetiere richtet das in Summe ein Schlachtfest an, dem ganze Spezies zum Opfer fallen können.

Zu Australien hat nun die Organisation Threatened Species Recovery Hub (TSRH) in einer Studie Zahlen vorgelegt, die zu denken geben. Kernaussage: Im Schnitt habe eine Hauskatze pro Jahr 110 Wildtiere auf dem Gewissen, aufgeschlüsselt sind es 40 Reptilien, 38 Vögel und 32 Säugetiere. Dies spiele sich vor allem in städtischen Gebieten ab, wo teilweise 40 bis 70 Katzen pro Quadratkilometer herumstreunen.

Nicht als Gefahr erkannt

"Erfolgreich" sind die Katzen nicht zuletzt dank der Naivität ihrer Beute, wie Forscher der Universität Köln im Jahr 2016 berichteten. Die einheimische Fauna ist noch nicht lange genug mit Katzen vertraut, um sie rechtzeitig als Bedrohung wahrzunehmen. Das zeigten etwa Studien, denen zufolge Nasenbeutler, eine Gruppe kleinwüchsiger bis mittelgroßer Beuteltiere, die Nähe von Haushalten mit Hunden meiden – nicht jedoch solcher mit Katzen.

Der vermutliche Grund: Mit den Dingos wurden Hunde schon vor ein paar tausend Jahren nach Australien gebracht, die einheimische Fauna hat offenbar inzwischen gelernt, sie als Bedrohung einzustufen. Die Katzen hingegen kamen erst mit den Europäern. Auf der Insel Tasmanien, wo es nie Dingos gegeben hat, machen die Nasenbeutler keinen Unterschied zwischen Hunde- und Katzenhaushalten, was die These stützt.

Das Töten summiert sich ordentlich

Nach amtlichen Schätzungen gibt es in mehr als einem Viertel aller australischen Haushalte Katzen, rund die Hälfte davon haben mehr als nur eine. Der staatlich finanzierten und im Fachjournal "Wildlife Research" veröffentlichten Studie zufolge können 71 Prozent der Katzen draußen herumstreunen und damit Jagd auf andere Tiere machen. In Summe bedeute das den Tod von 297 Millionen Wildtieren pro Jahr.

Und das sind nur die tatsächlichen Hauskatzen – "Bella und Charlie", wie die Forscher um Sarah Legge schreiben. Verwilderte Katzen sind da noch gar nicht eingerechnet, deren Tötungsrate liege 25-mal höher als die von Schmusekatzen. Unter Verweis auf frühere Studien kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die vom Menschen mitgebrachten Lauerjäger pro Jahr mehr als drei Milliarden australische Wildtiere töten. (jdo, 15.5.2020)