Den Linzer Athletikern droht Ungemach.

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Den Mundschutz trug LASK-Trainer Ismael im April. Danach soll er es mit Corona-Maßnahmen nicht mehr ganz so ernst genommen haben.

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Die Empörung war ebenso abgestimmt wie einhellig. Nur wenige Minuten, nachdem die Fußballbundesliga die Eröffnung eines Verfahrens gegen den LASK wegen eines möglichen Verstoßes gegen den Fairplay-Gedanken angekündigt hatte, meldeten sich die restlichen Klubs des Oberhauses mit einer gemeinsamen Aussendung und dann auch noch einzeln zu Wort. Grund der Aufregung: Offenbar existieren Videos, die den Spitzenreiter der Bundesliga im Mannschaftstraining zeigen – mit allem Drum und Dran wie Zweikämpfen mit vollem Körperkontakt. Die Videos müssten kürzlich entstanden sein, jedenfalls aber vor der Erlaubnis zum Mannschaftstraining, die ab Freitag gilt.

LASK beklagt wiederum "Wirtschaftsspionage"

Die Linzer wiederum hatten ihrerseits etwa eine Stunde zuvor "Wirtschaftsspionage" beklagt und von zwei vermummten Verdächtigen berichtet, die in der Nacht auf Mittwoch in die Raiffeisen-Arena zu Pasching eingebrochen waren und dort eine Überwachungskamera angebracht hatten. Die Polizei ermittelt.

Bis hin zum Ausschluss

Der LASK muss sich nun vor dem Senat 1 verantworten. Stimmen die Vorwürfe, ist die Missachtung des Fairplays im Vergleich nur ein minderschweres Vergehen. Schließlich geht es auch um von der Regierung dem Sport verordnete Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Der Senat 1 seinerseits kann nach dem Paragraf 111a der Rechtspflegeordnung des österreichischen Fußballbunds ÖFB vorgehen. Der Strafrahmen reicht von einer Ermahnung über eine Geldstrafe und Punkteabzüge bis zu einem Zwangsabstieg und dem Ausschluss aus dem ÖFB.

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Der Klub hat bis Mitte kommender Woche die Möglichkeit zu einer Stellungnahme, das Urteil sollte noch vor dem Wiederbeginn der Meisterschaft am 2. Juni gefällt werden. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer fordert lückenlose Aufklärung und hielt Rücksprache mit dem Sportministerium. Den Neustart der Meisterschaft sieht er nicht gefährdet.

Der LASK hielt in einer Aussendung fest, dass es den Verantwortlichen fernlag und liegt, "uns – wie nun unterstellt wird – durch Trainingsmaßnahmen einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu erschleichen. Wie eine im Rahmen eines nächtlichen Einbruchs illegal angebrachte Kamera festgehalten hat, wurden offenbar im Training die Abstandsregeln nicht konsequent eingehalten.

Wir nehmen dies zur Kenntnis und werden mit dem Senat 1 der Bundesliga in jeglicher Form kooperieren und uns dort erklären." Durch engmaschige, freiwillige Tests auf das Coronavirus sei "ein Ansteckungsrisiko im Rahmen unseres Trainings de facto ausgeschlossen. Es lag daher zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung unserer Spieler oder anderer Personen vor." Ausdrücklich dementiert wurden die Vorwürfe nicht.

Restart in Gefahr

Erst am vergangenen Dienstag hatte die Politik grünes Licht für die Fortsetzung der Saison gegeben. Am 29. Mai soll das Finale im ÖFB-Cup steigen, ab 2. Juni die Meisterschaft im Oberhaus weitergehen – nach den Maßgaben eines strengen Hygienekonzepts ohne Zuseher in den Stadien. Der LASK war der Fortsetzung ursprünglich skeptisch gegenübergestanden. Die Linzer hatte schon Mitte April für Aufregung gesorgt, als sie die Erlaubnis, mit dem Kleingruppentraining zu beginnen, mit einer Pressekonferenz begingen, zu der nicht wenige Menschen gekommen waren. Wenig später hatte der Verein gegen die Verordnungen des Gesundheitsministeriums zum Kleingruppentraining Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) eingelegt. Nach Angaben von Vizepräsident Johannes Lehner wurde gegen den Eingriff in verschiedene Rechte, "zum Beispiel in das Grundrecht auf Erwerbsfreiheit", Beschwerde eingelegt.

Es gab Gerüchte

Sollte beim LASK unerlaubtes Mannschaftstraining stattgefunden haben – Gerüchte gab es schon – wäre die Empörung der Konkurrenz verständlich. "Durch dieses rechtswidrige Verhalten werden die enormen Bemühungen der Bundesliga und ihrer Klubs, die Gesundheit aller am Bundesliga-Fußball Beteiligten sicherzustellen, ad absurdum geführt. Das eigentlich gemeinsam ausgearbeitete und einstimmig von allen Klubs angenommene Präventionskonzept wurde dadurch mutwillig hintergangen. Zudem leitet sich daraus auch ein klarer Wettbewerbsvorteil des LASK gegenüber den anderen Klubs der Tipico Bundesliga ab, der so nicht zu akzeptieren ist", hieß es in einer gemeinsamen Aussendung der restlichen Klubs.

"Wir hoffen auf ein konsequentes Handeln der Verantwortlichen, denn es ist klar gegen die Verordnung der Regierung sowie gegen den Fairplay-Gedanken verstoßen worden. Das ist pures Gift für unsere Bemühungen und einfach nur disziplinlos und egoistisch", ließen sich Peter Stöger und Markus Kraetschmer von der Austria zitieren. "Nachdem wir nun erste wichtige Schritte in Richtung Normalität gehen konnten, ist es umso bedauerlicher, dass ein Mitglied unserer Bundesliga alle Vorgaben der Behörden buchstäblich mit Füßen tritt", wetterten Zoran Barisic und Christoph Peschek für Rapid.

Ähnlich ließ sich Red Bull Salzburg vernehmen, der Titelverteidiger, der vor Wiederaufnahme der Meisterschaft drei Zähler hinter Spitzenreiter LASK liegt. "Wir sind schockiert und fassungslos über die Vorgehensweise des LASK. Seit vielen Monaten arbeiten wir gemeinsam so hart an Perspektiven, nicht nur für den österreichischen Bundesliga-Fußball. Offensichtlich sind sich nicht alle Klubs und Personen dieser großen Verantwortung bewusst", sagte der kaufmännischer Geschäftsführer Stephan Reiter.

ÖFB-Präsident Leo Windtner fordert nach vollumfänglicher Aufklärung des Sachverhaltes mit voller Schärfe entgegenzutreten, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten. "Mit einem solchen Verhalten würden alle erfolgreichen Bemühungen der letzten Woche, dem gesamten Fußball in Österreich eine neue Perspektive zu geben, konterkariert." (Sigi Lützow, 14.5.2020)