Wer sich Mittwochabend die 1000. Staffel Grey’s Anatomy geben wolle, war erst einmal herb enttäuscht. Wie jetzt? Keine Frauendominanz im Seattle Grace, sondern die ProSieben-Spaßbuben Joko und Klaas? Doch statt der Buben war da plötzlich Sophie Passmann, Autorin von Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch und talentierte Schmähtandlerin. Trotzdem: Die kommenden 15 Minuten waren weder lustig noch Schlichtungsversuch.

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf treten in ihrer Show Joko & Klaas Live gegen ihren Arbeitgeber ProSieben an. Wenn der verliert, gewinnen Joko und Klaas 15 Minuten, für die ihnen ProSieben laut eigenen Angaben völlig freie Hand lässt. Die überließen die beiden nun Frauen und dem Thema "Gewalt und Hass gegen Frauen im Netz". Passmann kündigte in einem düsteren Keller die "verstörende" Ausstellung Männerwelten an.

Das erste Exponat, präsentiert von der Moderatorin Palina Rojinski: ein "Dick-Pic". Die mit Handykamera in Szene gesetzten Penisse, über diverse Social-Media-Kanäle ungebeten zugestellt, gehören zum digitalen Alltag – für weibliche Prominente, aber auch viele andere Frauen.

Joko & Klaas

Später geht es weiter zu den Moderatorinnen Collien Ulmen-Fernandes und Katrin Bauerfeind, die Onlinedialoge zwischen Frauen und meist fremden Männern nachstellen. "Dreckige Hure", sie solle sich "erhängen" oder sich den "Abdruck seines Gesichts aus ihren Titten rausoperieren lassen". So widerlich, so alltäglich. Es waren gut genützte 15 Minuten, die daran erinnern. Manchmal glänzt man halt durch Abwesenheit. (Beate Hausbichler, 14.5.2020)