Ein Bild aus Vor-Corona-Tagen: Heinz Faßmann, Wissenschaftsminister, und Klement Tockner, FWF-Chef (rechts) bei den Bilanz-Gesprächen 2019.

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237 Millionen Euro klingt ja wirklich nicht so schlecht: Die Rede ist vom Volumen, das der Wissenschaftsfonds FWF im Jahr 2019 für Projektförderungen zur Verfügung hatte. So gut sei es der für Grundlagenforschung zuständigen Förderagentur noch nie gegangen, betont man bei der Aufsichtsbehörde, dem Wissenschaftsministerium. Allerdings lag die beantragte Summe bei 908 Millionen Euro. Und Klement Tockner, Präsident des FWF, sagt, zahlreiche, von den internationalen Gutachtern bestens bewertete wissenschaftliche Anträge konnten aus finanziellen Gründen nicht gefördert werden. Etwa 60 Millionen hätten gefehlt. Tockner wird nicht müde zu betonen, dass das Geld nicht für den Wissenschaftsfonds sei, sondern für die Wissenschaft und damit für die Zukunft des Landes Österreich.

Ein Großteil des Geldes ging an Antragsteller, die jünger als 35 Jahre alt sind. Davon gebe es heutzutage mehr denn je in Österreich: Im Zuge der verbesserten Uni-Finanzierung würden tausend weitere, hoch qualifizierte Wissenschafterinnen und Wissenschafter ins Land geholt werden, die alle Projekte einreichen könnten. Tockner erwähnt auch die Central European University (CEU), einem neuen Player im Forschungssystem, und den weiteren Ausbau des IST Austria in Maria Gugging bei Klosterneuburg. Die Anzahl der Anträge würde also zwangsläufig wachsen, sagte Tockner anlässlich der Bilanzgespräche des FWF.

Hohe Staatsausgaben kein Problem?

Der FWF-Chef fürchtet nicht, dass die zuletzt gesteckten Ziele – Exzellenzinitiative und ambitionierter Wachstumspfad in einem Forschungsfinanzierungsgesetz – angesichts der hohen Staatsausgaben ad acta gelegt werden. Er glaubt an eine verantwortungsvolle Politik, die gerade in der Corona-Krise erkennt, welche Bedeutung die Grundlagenforschung für die Gesellschaft hat. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) verwies darauf, wie wichtig es sei, sich auf die Wissenschaft verlassen zu können. So könne man dazu beitragen, Wege aus der Krise zu finden und künftige Bedrohungen erfolgreich abzuwenden.

Tockner erzählte von seinen Lehren aus der Krise: Die Qualität der Projektbewertung dürfe keinesfalls gesenkt werden, man müsse auch verstärkt auf interdisziplinäre Arbeiten und zwischenstaatliche Kooperationen setzen. Auf die Höhe der zusätzlichen Geldmittel für die Exzellenzinitiative und für das Basisbudget wollte er sich nicht festlegen: Es gehe zunächst um die Inhalte, dann um den politischen Willen, diese mit genügend Budget umzusetzen. Im Prinzip würde die Richtung schon stimmen. Der weitere Weg werde sich im Herbst zeigen: Da werden die Budgets für die nächste Leistungsperiode verhandelt. Da werde sich auch zeigen, wie viel Geld der FWF für Early-Career-Programme zur Verfügung haben wird. Tockner sagt: "Hoffentlich mehr als bisher." In diesem Programm werden die Meitner- und Firnberg-Programme einfließen, ein Frauenanteil von 50 Prozent soll sichergestellt sein..

Von den heimischen Forschungseinrichtungen konnte 2019 die Universität Wien mit 53 Mio. Euro die meisten FWF-Mittel für sich verbuchen, gefolgt von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Uni Innsbruck mit jeweils 24 Mio. Euro. (Peter Illetschko, 15.5.2020)