Pamela Rendi-Wagner steht mit der SPÖ fast wieder dort, wo sie schon im September einmal war. In der Kanzlerfrage hat sie aber nicht einmal ein Viertel so viele Fans wie Sebastian Kurz.

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Linz – In der wöchentlichen Market-Umfrage hat die SPÖ seit vielen Wochen erstmals wieder – statistisch abgesichert – den zweiten Platz vor den Grünen, sie könnte bei einer allfälligen Neuwahl dennoch nicht einmal mit einem halb so hohen Stimmenanteil wie die ÖVP rechnen. Market-Hochrechner David Pfarrhofer: "Das wird für die Sozialdemokraten nur ein schwacher Trost sein, aber wenn ihre Funktionäre nicht jeden kleinsten Erfolg sofort hinterfragen würden, könnten sie sich immerhin stabilisieren."

In Zahlen: Laut aktueller Hochrechnung auf Basis von 1.000 Befragten in der laufenden Woche kommt die ÖVP auf 44 Prozent, ein in den laufenden Market-Umfragen (anders als bei anderen Instituten) seit Wochen stabiler Wert. Die SPÖ ist auf 21 Prozent gestiegen. Gegenüber der Nationalratswahl bedeutet das, dass die SPÖ etwa gleich abschneiden würde wie im September, die ÖVP aber rund sieben Prozentpunkte zulegen könnte.

Auch die Grünen wären nach dieser Hochrechnung Gewinner, statt knapp 14 würden sie auf 17 Prozent kommen. Damit liegen sie aber etwas schwächer als im März und April, als sie mit der SPÖ gleichauf oder sogar etwas vorn gelegen sind. Die FPÖ ist weiterhin schwach: Elf Prozent in der Hochrechnung interpretiert Pfarrhofer als "Stabilisierung auf niedrigem Niveau, gegenüber Ende April liegen sie jetzt rechnerisch einen Prozentpunkt besser, das sind aber weiterhin fünf Prozentpunkte unter dem Wahlergebnis".

Für die Neos weiß er wenig Trost, sie kommen auf sechs Prozent, sind etwas schwächer als im April und deutlich unter dem Wahlergebnis von acht Prozent im September. Auch Neos-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger ist mit drei Prozent etwas unter ihrem April-Ergebnis in der Kanzlerfrage.

Rendi-Wagners leichte Erholung

Eine Kanzlerwahl würde Amtsinhaber Sebastian Kurz locker gewinnen, allerdings nicht mit absoluter Mehrheit. Direkt würde er von 44 Prozent gewählt, dazu kommen noch acht Prozent der Unentschlossenen, für die er am ehesten als Kanzler in Frage käme. Und auch in der Kanzlerfrage hat SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner aufgeholt – nach Abschluss ihrer parteiinternen Mitgliederbefragung erscheint sie zehn Prozent der Wahlberechtigten als Kanzlerin geeignet, jeder Zwanzigste der Unentschlossenen könnte sich unter Umständen für sie erwärmen. FPÖ-Chef Norbert Hofer kommt auf sieben Prozent, Vizekanzler Werner Kogler auf sechs.

Auffallend ist: Die deklarierten ÖVP-Wähler stehen beinahe geschlossen hinter Kurz, die deklarierten Wähler der SPÖ und der FPÖ jeweils zu etwa 60 Prozent hinter dem eigenen Parteikandidaten, die deklarierten Grünen wünschen sich aber nur zu etwa einem Drittel Kogler als Kanzler. Kurz könnte bei einer Kanzlerwahl beachtlich viele Stimmanteile von Freiheitlichen, Grünen und Neos für sich mobilisieren.

Was die Market-Umfrage auch zeigt: Der Zustand der Wirtschaft wird nach wie vor als kritisch eingestuft, und für die Hälfte der Befragten ist es derzeit wenig bis gar nicht gut um die österreichische Wirtschaft bestellt. Dieser Wert ist über die letzten drei Wochen stabil.

Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Diese Einschätzung wird dadurch unterstrichen, dass der private Konsum auch in den nächsten zwei bis drei Wochen gebremst bleiben wird. Nur gut jeder Zehnte möchte im Vergleich zum Vorjahr mehr konsumieren, während ein Drittel in Österreich etwas oder sogar viel weniger konsumieren wird. Diese Aussichten haben sich in den letzten drei Wochen leider kaum verbessert. Nur bei gut der Hälfte der Bevölkerung bleiben die Konsumausgaben stabil."

Hoffnung auf junge Konsumenten

Die Hoffnung auf eine Wirtschaftsbelebung wird vor allem von jüngeren Befragten getragen: Von diesen sagen überdurchschnittliche 13 Prozent, dass es der Wirtschaft sehr gut gehe, nur unterdurchschnittliche acht Prozent sagen, dass es der Wirtschaft gar nicht gut gehe. Und die jüngeren Befragten sind auch überdurchschnittlich stark geneigt, durch ihre eigenen Konsumausgaben Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. (Conrad Seidl, 15.5.2020)