Quasi auf der Anklagebank: Trainer Ismael, Vize-Präsident Werner und Präsident Gruber zeigten Reue.

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Die Vereine der Tipico-Bundesliga durften am Freitag das Mannschaftstraining aufnehmen. Einer, Spitzenreiter LASK, hatte ja, wie am Donnerstag bekannt wurde, die mit der Regierung vereinbarten Corona-Regeln gebrochen und sich somit einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Im Paschinger Stadion waren die Linzer dabei gefilmt worden, wie sie kollektiv kombiniert und attackiert hatten – von zwei Metern Abstand keine Spur. Die Konkurrenz war nach Anblick des Videos rechtschaffen erbost. Dass die Aufnahmen illegal zustande gekommen waren – zwei vermummte Personen hatten sich Zutritt verschafft – ist eine gänzlich andere Geschichte, über Hausfriedensbruch oder Ähnliches mögen Gerichte urteilen. Der LASK hat jedenfalls sein Ibiza, allerdings ist Pasching nicht vom Mittelmeer umgeben.

Verfahren eingeleitet

Die Bundesliga hat ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen das Fairplay eingeleitet, der unabhängige Senat 1 wird wohl noch vor dem Re-Start am 2. Juni eine erstinstanzliche Entscheidung treffen. Der Strafenkatalog ist umfassend, reicht von einer Ermahnung über eine Geldstrafe, Sperren für Funktionäre und Punkteabzug bis hin zum Zwangsabstieg und dem Verbandsausschluss. Rechtsanwalt Wolfgang Rebernig, der auf Sport- und Arbeitsrecht spezialisiert ist, möchte dem Senat nicht vorgreifen, sagte aber: "Ich kann nur davon ausgehen, dass es zumindest zu einem Punkteabzug kommt. Eine Sanktion, die nur eine Ermahnung oder eine Geldstrafe nach sich zieht, halte ich für nicht adäquat." Zur Erinnerung: Der LASK hat vor Beginn der Meistergruppe drei Zähler plus auf Titelverteidiger Red Bull Salzburg.

Anschober: "Schweres Foul"

Gesundheitsminister Rudolf Anschober, übrigens ein Oberösterreicher, sprach von einem "schweren Foul. Ich erwarte ein strenges Vorgehen innerhalb der der Liga." Konsequenzen in Bezug auf die geplante Fortsetzung der Saison, die mit dem Cupfinale am 29. Mai beginnt, werde es von Regierungsseite keine geben. "Es wird dieses Modell, das wir miteinander paktiert haben, nicht gefährden."

Am Freitag, um 15 Uhr, gab dann der LASK im Linzer Stadion eine Pressekonferenz. Präsident Siegmund Gruber, Vize Jürgen Werner und Cheftrainer Valerien Ismael saßen betroppezt da, Werner ergriff als Erster das Wort. "Wir haben einen Blödsinn gemacht, uns von Emotionen leiten lassen. Ich möchte mich bei unseren Mitbewerbern, den Sponsoren und der Öffentlichkeit entschuldigen. Wir haben übers Ziel hinausgeschossen." Man habe Fehler begangen. "Es ging uns aber immer um die Gesundheit der Spieler."

Impulse für die Gesundheit

Werner sprach von insgesamt vier Trainingseinheiten, die die Regeln brachen. Man habe die Kleingruppen quasi aufeinander losgelassen. Ismael habe ihn, Werner, darum ersucht. "Ich habe es erlaubt." Der Trainer zeigte sich ebenfalls reumütig: "Ich möchte mich ehrlich und aufrichtig entschuldigen." Er wollte neue Impulse setzen. "Mir ging es um die Gesundheit meiner Spieler, nicht um den Wettbewerbsvorteil. Nur zwei Wochen Mannschaftstraining sind zu riskant."

Rückzug von Gruber aus Liga-Aufsichtsrat

Gruber hat laut Gruber erst am Donnerstag von den Vorfällen, dem Video, erfahren. Das Rücktrittsangebot von Werner lehnte er ab. "Das kam nicht infrage. Ja, wir haben daneben gegriffen." Gruber stellte seine Position als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Bundesliga ruhend. "Sollten wir verurteilt werden, scheide ich natürlich aus." Gruber hat somit einen Schritt vorweggenommen, die anderen Klubs hätten eher früher als später seinen Abgang gefordert. Er wies darauf hin, dass der LASK alles für die Gesundheit getan, weit mehr Corona-Tests als vorgeschrieben, veranlasst habe. Man werde, so der Präsident, mit dem Senat 1 kooperieren und während des Verfahrens schweigen.

Generell tut sich der LASK mit Corona sehr schwer. Schon am 20. April, als das Training in Kleingruppen ohne Körperkontakt gestattet wurde, zelebrierte man auf dem Spielfeld eine Pressekonferenz, die sämtliche Auflagen ad absurdum führte.

Die Konkurrenz bleibt trotz der Reue fassungslos. Salzburgs Sportvorstand Christoph Freund ist "geladen und schockiert. Es ist schlimm, sich mit so einem Thema auseinandersetzen zu müssen." Natürlich sei gemeinsames Training ein Wettbewerbsvorteil. "Weil es normaler Fußball ist."

Unfall bei Rapid

Auch bei Rapid ist etwas passiert. Es fällt freilich nicht unter die Rubrik "unerlaubtes Mannschaftstraining". In der für Medien zugänglichen Einheit am Donnerstagvormittag waren Filip Stojkovic und Paul Gobara, ein 20-jährige Amateur, aufeinandergeprallt, wie ein Video auf krone.at zeigt. Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic bat um Verständnis. "Gobara war halt in einer Situation übermotiviert, so ist es zum Zusammenstoß gekommen. Es kann solche Unfälle geben, aber das war nur so ein Moment, da kann man uns schon verzeihen."

Der LASK empfängt am 3. Juni Hartberg. Ismael glaubt, dass die Mannschaft stark genug ist, "alles wegzustecken". Pfiffe kann es nur vom Schiedsrichter geben. Es handelt sich ja um ein Geisterspiel. (Christian Hackl, 15.5.2020)