David Egger ist der designierte Landesparteivorsitzende der Salzburger SPÖ.

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Wenn im Herbst dieses Jahres im Rahmen eines Landesparteitags Walter Steidl (63) formal den Parteivorsitz der Salzburger SPÖ abgibt, verlässt der letzte Sozialdemokrat aus der Regierungsriege von Gabi Burgstaller (Landeshauptfrau 2004–2013) die Bühne. Der Gewerkschaftssekretär war Soziallandesrat und kurze Zeit auch Landeshauptfrau-Stellvertreter. Nach dem Wahldebakel 2013 übernahm er eine nach dem Spekulationsskandal völlig orientierungslose und organisatorisch desolate SPÖ. Bei der Landtagswahl 2018 setzte sich der Abwärtstrend fort, die Salzach-Sozis rutschten auf rund 20 Prozent ab.

Wie personell ausgedünnt die mit Polit-Star Burgstaller einst so strahlende Salzburger SPÖ in der Zwischenzeit ist, zeigt die quälend lange Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für den amtsmüden Steidl. Weit mehr als ein Dutzend Personen wurden angefragt, niemand wollte sich den Job antun; wohlwissend, dass es neben dem mit einer schwarz-grün-pinken Landeskoalition de facto allein regierenden Wilfried Haslauer II für die SPÖ nicht viel zu gewinnen gibt.

Viele Absagen

Die Liste der Absagen wurde derart lang, dass nicht einmal mehr der engste parteiinterne Kreis in der Lage war, alle genannten Namen zu behalten. Arbeiterkammer-Präsident Peter Eder winkte ebenso frühzeitig ab wie der Bürgermeister von Bischofshofen, Hansjörg Obinger. Beide wollten sich den "Titel ohne Mittel" nicht umhängen. GPA-Sekretär Gerald Forcher musste nach einer angeblich handgreiflich ausgetragenen gewerkschaftsinternen Auseinandersetzung sein Landtagsmandat abgeben und schied dann ebenfalls aus.

Bau-Holz-Gewerkschafter Andreas Huss ist als Vize der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und damit oberster Arbeitnehmervertreter in dieser Funktion voll ausgelastet und als gesundheitspolitischer Experte für die Gewerkschaft unverzichtbar.

Auch der Halleiner Bürgermeister Alexander Stangassinger sagte Nein, ihm gelang es, nach rund zwei Jahrzehnten Salzburgs zweitgrößte Stadt den Schwarzen wieder abzuringen, und er muss nun die verstaubte Stadtverwaltung von Grund auf modernisieren.

Die zweite Reihe

Dass mit dem 33-jährigen Vizebürgermeister der Flachgauer Kleinstadt Neumarkt und Red-Bull-Mitarbeiter David Egger ein politisch völlig unbeschriebenes Blatt die Parteispitze übernehmen wird, kommuniziert die SPÖ als "Erneuerung". Tatsächlich startet Egger in die Funktion mit gleich zwei Handicaps.

Egger sitzt nicht im Landtag, ihm fehlt die parlamentarische Bühne zur Profilierung; da er 2018 auch auf keiner Kandidatenliste zu finden ist, kann er auch nicht auf ein freiwerdendes Mandat nachrücken. Er wird aber in den Bundesrat einziehen und so auch ein Politikersalär erhalten, nachdem er den Job bei Red Bull an den Nagel gehängt hat.

Und dann sind da noch all jene, die den Vorsitz abgelehnt hatten. Der eine oder andere – es handelt sich ausschließlich um Männer aus dem Gewerkschaftsflügel – wird wohl versuchen, auf die Politik des jungen Chefs Einfluss zu nehmen.

"Unternehmen" SPÖ

Was der designierte Salzburger SPÖ-Chef politisch plant, blieb bei seiner Präsentation am Freitag weitgehend unbeantwortet. Die SPÖ definiert er als "Unternehmen", es gelte, dieses zu neuer Stärke zu führen, sagt er.

Eine erste Stiländerung gab es aber schon: Statt im kahlen Keller der Landesparteizentrale fand Eggers Präsentation im ersten Stock eines bekannten Salzburger Weinlokals statt. Zuletzt luden hier die Grünen zur Wahlparty vor der Nationalratswahl 2019 ein. (Thomas Neuhold, Stefanie Ruep, 15.5.2020)