Rafal Trzaskowski stellt sich der Wahl.

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"Ich nehme die große Verantwortung auf mich, für ein demokratisches Polen zu kämpfen" – Warschaus Bürgermeister Rafal Trzaskowski hat sich am Freitag als neuer Kandidat des Oppositionsbündnisses Bürgerkoalition KO präsentiert. Zuvor hatte die bisherige Kandidatin, Vize-Parlamentspräsidentin Malgorzata Kidawa-Blonska, nach einer erfolgslos verlaufenen Wahlkampagne ihre Bewerbung zurückgezogen. Ihr Umfragewerte lagen zuletzt bei zwei bis vier Prozent Zustimmung.

Ursprünglich sollten die Polen am 10. Mai über ein neues Staatsoberhaupt entscheiden. Nach wochenlangem Gezerre um den Termin in Zeiten der Corona-Epidemie wurde der Wahltag aber kurzfristig abgesagt.

Die nationalkonservative Regierungspartei PiS wollte zunächst unbedingt am 10. Mai festhalten. Ihr Kandidat, Amtsinhaber Andrzej Duda, führte in allen Umfragen. Die Opposition verlangte die Verschiebung der Wahl, da wegen der Corona-Epidemie kein Wahlkampf möglich sei.

Antritt trotz Boykotaufruf

Kidawa-Blonska hatte einerseits ihre Anhänger aufgefordert, die Wahl zu boykottieren. Andererseits hatte sie aber ihre Kandidatur nicht niedergelegt. Dies war ihr als mangelnde Konsequenz ausgelegt worden. "Als die Regierenden auf den teuflischen Gedanken kamen, die Wahl mitten in der Pandemie abzuhalten, konnte ich nicht schweigen", sagte sie bei der Ankündigung ihres Rückzugs. Ohne ihren Boykottaufruf hätte die Wahl vermutlich im Mai stattgefunden, so Kidawa-Blonska.

Trzaskowski appellierte demonstrativ gleich zweimal an die Wähler der KO, zur Wahl zu gehen. "Von Warschau aus wird eine große Welle der Veränderung ausgehen", sagte er. Der 48 Jahre alte promovierte Politologe gilt als einer der profilierten Köpfe innerhalb des liberalkonservativen Lagers. Trzaskowski wurde 2013 als Minister für Verwaltung und Digitalisierung vom damaligen Regierungschef Donald Tusk ins Kabinett geholt. Später war er stellvertretender Außenminister. Im Oktober 2018 gewann der Vater von zwei Kindern die Wahl zum Warschauer Bürgermeister im ersten Wahlgang.

Um zum neuen Termin der Präsidentenwahl starten zu können, muss Trzaskowski nun als Newcomer 100.000 Unterschriften von Unterstützern sammeln und einreichen. Fragen, wie die Wahl während der Pandemie ablaufen soll, bleiben aber weiter offen. (APA, red, 15.5.2020)